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Das Burgtheater nahm Abschied von Gerhard Klingenberg

Über zwei Monate nach seinem Begräbnis ist der am 18. Juni verstorbene ehemalige Burgtheaterdirektor Gerhard Klingenberg am Donnerstag mit einer Gedenkfeier von jenem Haus verabschiedet worden, das er 1971 bis 1976 geleitet hat. Seinem seit Beginn der Saison amtierenden Nachfolger Stefan Bachmann hatte er konkrete Vorstellungen hinterlassen, wie diese Feier auf der volksgartenseitigen Feststiege ablaufen sollte, enthüllte der neue Burgtheaterdirektor vor zahlreichen Gästen.

Er habe Klingenberg nie persönlich kennengelernt, erinnere sich aber gut an einen Besuch einer Klingenberg-Inszenierung von Shakespeares "Sommernachtstraum" am Zürcher Schauspielhaus an der Seite seines als Theaterkritiker arbeitenden Vaters, erzählte Bachmann. Er habe keine Erinnerung daran, wie die Kritik seines Vaters ausgefallen sei, "aber ich fand es absolut großartig. Dieses Momentum zähle ich durchaus zu den Initialzündungen meiner Theaterliebe."

Ex-Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ), in dessen Beisein 2014 jenes Gemälde der Künstlerin Kristina Hadjeva als 200. Ehrenporträt in der Ahnengalerie des Burgtheaters enthüllt worden war, das heute auf der Feststiege an Klingenberg erinnerte, nahm ebenso Abschied wie Ex-Bundespräsident Heinz Fischer, der Klingenberg 2009 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verlieh - im Gefühl, dies durchaus zu Recht zu tun, wie er heute in seiner Rede bekannte. Sein Parteifreund Leopold Gratz hatte Klingenberg 1971 zum Burgtheaterdirektor bestellt. Dieser habe die ihm aufgetragene Reform umgesetzt und eine Europäisierung des Hauses verwirklicht, sagte Fischer: "Danke lieber Gerhard, du hast es gut gemacht!"

Auch Erika Pluhar richtete ihre Worte direkt an den "lieben Gerhard" und erinnerte an die vielen internationalen Regisseure wie Giorgio Strehler, Luca Ronconi, Jean-Louis Barrault und Peter Hall, die er ans Haus geholt habe. Einer von ihnen, Peter Wood, habe sie in Tom Stoppards "Akrobaten" als erste Nackte auf der Burgtheaterbühne inszeniert, erinnerte sich die Schauspielerin schmunzelnd an den einstigen "Skandal". Robert Meyer, nach seiner Karriere als Burgschauspieler lange Volksopern-Intendant, hob auch hervor, dass Klingenberg Peter Handke, Thomas Bernhard und Wolfgang Bauer erstmals am Burgtheater gezeigt und die Ensemblevertretung gegründet habe.

Mavie Hörbiger las eine Rede ihrer Großtante Maresa Hörbiger, in der Klingenberg "eine der wegweisendsten Personen des österreichischen Theaters" genannt und eine weitere positive Eigenschaft des Theatermannes hervorgehoben wurde: "Als Direktor stand er zu 100 Prozent hinter seinem Ensemble." Mit einer kurzen Schnitzler-Rezitation von Burgtheater-Doyen Michael Heltau und einer Aufnahme des 2. Satzes von Mozarts Klavierkonzert d-moll, KV 466, wurde die Gedenkfeier beendet.

Geboren wurde Gerhard Klingenberg am 11. Mai 1929 in Villach. Er wuchs im traditionellen Arbeiterbezirk Floridsdorf auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er Schauspielunterricht und sprang als 18-Jähriger als Camille in "Dantons Tod" am Burgtheater ein, danach führte ihn sein erstes Engagement an das Klagenfurter Stadttheater. Bald inszenierte er auch. Als Regisseur arbeitete er u.a. am Deutschen Theater in Ostberlin, in Köln, Hamburg, am Schauspielhaus Zürich oder in Düsseldorf und 1968 erstmals am Burgtheater, wo er 1971 Direktor wurde. Bereits 1976 machte er Platz für Achim Benning. Anschließend wurde er Leiter des Schauspielhauses in Zürich, wo er bis 1982 blieb. Zwischen 1986 und 1995 war Klingenberg dann Intendant des Berliner Renaissancetheaters.

ribbon Zusammenfassung
  • Gerhard Klingenberg, ehemaliger Burgtheaterdirektor, verstarb am 18. Juni und wurde mit einer Gedenkfeier am Burgtheater verabschiedet.
  • Stefan Bachmann, der neue Burgtheaterdirektor, führte die Feier nach Klingenbergs Vorstellungen durch, an der auch Ex-Kulturminister Josef Ostermayer und Ex-Bundespräsident Heinz Fischer teilnahmen.
  • Klingenberg, geboren am 11. Mai 1929 in Villach, leitete das Burgtheater von 1971 bis 1976 und setzte bedeutende Reformen um, bevor er Leiter des Schauspielhauses Zürich und Intendant des Berliner Renaissancetheaters wurde.