"Captain America: Brave New World": Harrison Ford sieht rot
Der 82-jährige Ford spielt Thaddeus "Thunderbolt" Ross. Den Machern ist mit Fords Verpflichtung ein Coup gelungen. Ford, der zuletzt in den TV-Serien "Shrinking" und "1923" einige der besten Darstellungen seiner Karriere zeigte, ist als schwer durchschaubarer Ross eine Wucht. Als Zuschauer möchte man ihn mögen, doch man kann sich nicht sicher sein, was er vorhat.
Im Marvel Cinematic Universe war Ross bisher als gnadenloser General, Jäger des grünen Hulk Bruce Banner und lange Zeit als Feind der Avengers bekannt. Zuvor wurde er von William Hurt gespielt, der 2022 starb. Nun ist Ross der neue US-Präsident und gibt sich als geläuterte Person, die allen Amerikanern dienen will. Irgendwann verwandelt er sich vom Präsidenten zum roten Hulk.
"Ich habe schon immer sehr gern ganz unterschiedliche Charaktere gespielt", sagte Ford der dpa in London. "Das hier ist allerdings eine ziemliche Nische. Ich habe nie eine Figur gespielt, die zu einem riesigen roten Wesen wird." Bis es so weit ist, dauert es allerdings eine ganze Weile.
Actionreicher Start für den neuen Captain
"Captain America: Brave New World" beginnt actionreich. Der neue Captain America namens Sam (Anthony Mackie) und sein Partner Joaquín Torres alias Falcon (Danny Ramirez) müssen verhindern, dass eine Gruppe von Kriminellen um den brutalen Sidewinder (schön fies: "Breaking Bad"-Star Giancarlo Esposito) gestohlenes Adamantium an einen mysteriösen Käufer übergibt. Adamantium ist eine fast unzerstörbare Substanz.
Nach der geglückten Mission lädt der neue US-Präsident Thaddeus Ross (Ford) Sam ins Weiße Haus ein. Am Rande eines Empfangs für internationale Regierungschefs schlägt er ihm vor, ein neues Team von Avengers zu formen. Doch Sam ist skeptisch, schließlich war Ross in seiner Zeit als General ein erbitterter Gegner der Avengers. Ross versichert, er habe sich geändert.
Kurz darauf entgeht der Präsident bei dem Empfang nur knapp einem Attentat. Mehrere Gäste - darunter Sams Freund, der ehemalige Captain America Isiah Bradley - stehen plötzlich unter Hypnose und eröffnen das Feuer auf Ross. Der Vorfall gefährdet die internationalen Verhandlungen über den Umgang mit dem Adamantium. Entgegen den Anweisungen des Präsidenten, sich rauszuhalten, geht Captain America der Sache auf den Grund, um die Unschuld von Isiah zu beweisen. Dabei kommt er einer gefährlichen Verschwörung auf die Schliche.
Geerdete Story statt Multiversum
Wie die vorherigen "Captain America"-Filme - mit Chris Evans als Steve Rogers - ist auch "Captain America: Brave New World" eher Actionthriller als Superheldenspektakel. Der Film von Regisseur Julius Onah ist vergleichsweise bodenständig. Tatsächlich haben die beiden Helden Sam und Joaquín keine Superkräfte, sondern tragen hoch entwickelte Spezialanzüge.
Natürlich gibt es die obligatorischen Actionszenen, in denen Captain America und Falcon in atemberaubendem Tempo umherfliegen und dabei allerlei Bösewichte ausschalten und sogar Kampfjets unfähig machen. Das ist hübsch anzusehen. Da man in den 34 vorangegangenen MCU-Filmen allerdings haufenweise ähnlichen Bombast gesehen hat, wirkt das im Jahr 2025 nicht mehr ganz so spektakulär.
Umso besser, dass Regisseur Onah den Fokus auf Handlung und Figuren legt. "Captain America: Brave New World" ist am spannendsten, solange man nicht weiß, was im Gange ist und wer mit wem gemeinsame Sache macht. Ein nächtlicher Einbruch von Sam und Joaquín in ein Geheimlabor der Regierung gehört zu den packendsten Momenten.
Schon, als Sam Wilson noch Falcon war, zählte Anthony Mackie zu den sympathischsten Charakteren im MCU, dem die Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit gut gelingt. In der TV-Serie "The Falcon and the Winter Soldier", wo er als Captain America aufgebaut wurde, verlieh er seiner Rolle Gewicht. Die Serie setzte sich mit Themen wie Rassismus und Traumabewältigung auseinander und machte die Charaktere menschlicher.
Ein Film, der für sich allein funktioniert
Für langjährige Marvel-Kenner gibt es wie immer einige Rückbezüge und Gastauftritte. Der Film schlägt eine Brücke zu "Der unglaubliche Hulk", in dem Edward Norton 2008 Bruce Banner - der zum grünen Hulk wurde - spielte. Wer sich den alten Film noch einmal vornimmt, sollte vor allem am Ende ganz genau hinschauen.
Es ist natürlich ebenso von Vorteil, wenn man die Serie "The Falcon and the Winter Soldier" gesehen hat. Unbedingt notwendig sind Vorkenntnisse für "Captain America: Brave New World" jedoch nicht. "Es ist eine Erfahrung für sich allein", versicherte Regisseur Onah im dpa-Interview. "In vielerlei Hinsicht ist dies ein erster Film. So sind wir da rangegangen. Es ist Sams erster Film als Captain America und es ist eine Neueinführung, wir stellen die Figur dem Publikum vor."
Nachdem einige der letzten MCU-Filme und -Serien im All oder in parallelen Zeitlinien des Multiversums spielten, ist "Captain America: Brave New World" eine wohltuende Rückkehr zu den Anfängen. Julius Onahs Film ist ein Politthriller mit sehr menschlichen Superhelden und einer tollen Besetzung. Ob das auch an den Kinokassen gewürdigt wird, wo zuletzt viele Comicabenteuer hinter den Erwartungen blieben, wird sich zeigen.
(S E R V I C E - www.captainamericamovie.de/)
Zusammenfassung
- Harrison Ford, 82, spielt in 'Captain America: Brave New World' den roten Hulk und sorgt für Aufsehen.
- Der Film ist der 35. im Marvel Cinematic Universe und startet am Freitag in den Kinos.
- Thaddeus 'Thunderbolt' Ross, gespielt von Ford, ist der neue US-Präsident und verwandelt sich später in den roten Hulk.
- Ein Attentatsversuch auf den Präsidenten während eines internationalen Empfangs bringt Spannung in die Handlung.
- Der Film setzt auf eine geerdete Erzählweise und verzichtet auf das Multiversum, was ihn zu einem Politthriller macht.