Bregenzer Festspiele: Paasikivi präsentierte erstes Programm
Während Paasikivi den "Freischütz" (Premiere: 17. Juli) für 2025 von ihrer Vorgängerin Elisabeth Sobotka "geschenkt bekommen hat", wie es Moderatorin Babette Karner formulierte, setzt Paasikivi mit der Oper im Festspielhaus ihren ersten eigenen Akzent. Die 1965 geborene Finnin wählte dafür die 1936 uraufgeführte Oper "Oedipe" des rumänischen Komponisten George Enescu. "Oedipe" sei ein "echtes Meisterwerk", freute sich Paasikivi sichtlich auf die Produktion, mit der die Festspiele am 16. Juli künstlerisch eröffnet werden. Auch künftig sollen als Oper im Festspielhaus selten gespielte Werke aus dem 20. Jahrhundert zu erleben sein, so Paasikivi - die damit von der Linie Sobotkas abweicht. "Es gibt so wunderbare Möglichkeiten, es ist Zeit, diese Werke auf die Bühne zu bringen", begründete Paasikivi ihre Entscheidung.
Ihr Programm für 2025 mit nordischen Schwerpunkten sei ein "Bekenntnis zur Kunst des Geschichtenerzählens", sagte Paasikivi. Als Intendantin wolle sie die Besucher "bewegen, provozieren, inspirieren, unterhalten". Festspielpräsident Hans-Peter Metzler war mit dem "mächtigen, fantastischen, umfassenden Programm" sehr glücklich und stolz darauf, dass der Übergang von Sobotka zu Paasikivi "so gut gelungen ist".
Deutlich erkennbar wird die Handschrift der neuen Intendantin etwa bei der Auswahl der Musiktheaterproduktionen für die Werkstattbühne. Dort bieten die Festspiele die österreichische Erstaufführung von "Borrowed Light" (Premiere: 23. Juli) des finnischen Choreografen Tero Saarinen an. "Borrowed Light" als Verschmelzung von Bewegung, Musik und Licht mit Themen wie Spiritualität und Gemeinschaft wird seit 2004 aufgeführt und verzeichnete bereits mehr als 50.000 Besucher. Saarinens neuestes Werk "Study for Life", eine Hommage an die Musik der im vergangenen Jahr verstorbenen finnischen Komponistin Kaija Saariaho, feiert am 30. Juli Premiere. Auch dabei handelt es sich um eine österreichische Erstaufführung. Wenige Tage vor Abschluss der 79. Saison wird auf der Werkstattbühne noch eine Uraufführung gefeiert: "Emily - No Prisoner Be" (Premiere: 14. August) stellt in einem an Kevin Puts vergebenen Auftragswerk der Festspiele die Verse der US-amerikanischen Dichterin Emily Dickinson in den Mittelpunkt. Die Werkstattbühne sehe sie als "riesengroße Spielwiese" auch für experimentelle Werke, genreübergreifend und als den richtigen Raum für Uraufführungen, sagte Paasikivi.
Die neue Intendantin behält das von Sobotka begründete Opernstudio bei, das auf junge, aber durchaus schon erfolgreichen Sängerinnen und Sänger setzt. Im nächsten Jahr wird im Theater am Kornmarkt Gioachino Rossinis Opera buffa "La Cenerentola" (Aschenputtel; Premiere: 12. August) gespielt. Ebenfalls im Theater am Kornmarkt wird die Kooperation mit dem Burgtheater fortgesetzt. In Koproduktion wird "bumm tschak oder der letzte henker" des österreichischen Dramatikers Ferdinand Schmalz uraufgeführt (Premiere: 18. Juli). Es ist die einzige Theaterproduktion im Rahmen der 79. Bregenzer Festspiele.
Ebenso weiterhin Bestand haben die Orchesterkonzerte im Festspielhaus, und zwar im selben Takt wie bisher. Die Wiener Symphoniker treten drei Mal auf (ab 21. Juli), das Symphonieorchester Vorarlberg ein Mal (17. August). Die Reihe "Musik & Poesie" gibt es in dieser expliziten Form nicht mehr, dafür ein Chorkonzert des finnischen "YL Male Voice Choir" in der Pfarrkirche Herz Jesu (25. Juli) sowie sieben Kammermusikkonzerte (ab 19. Juli) und die Veranstaltung "Tango am See" in der Montagehalle der Festspiele (11. August). "Vergessen Sie Ihre Tanzschuhe nicht!", sagte diesbezüglich Paasikivi.
Der Kaufmännische Direktor Michael Diem berichtete davon, dass bereits ein Viertel der 175.000 für den "Freischütz" aufgelegten Tickets verkauft sind. "Das ist hervorragend und auf dem Niveau von 'Madame Butterfly' und 'Carmen'", so Diem. Im vergangenen Jahr war der durchwegs ausverkaufte "Freischütz" 28 Mal programmiert gewesen, heuer sind 26 Aufführungen geplant. "Wir haben also noch zwei Optionen", so Diem. Metzler nannte die Summe von 78,8 Mio. Euro, die die mehrjährige Sanierung des Festspielhauses und der Seebühne verschlungen hat. Er bedankte sich beim Steuerzahler und sprach von einer "absolut notwendigen Investition, um unser Konzept in den nächsten zehn bis 20 Jahren weiterentwickeln zu können".
(S E R V I C E - 79. Bregenzer Festspiele 2025, 16. Juli bis 17. August. www.bregenzerfestspiele.com)
Zusammenfassung
- Die Bregenzer Festspiele 2025 bieten knapp 80 Veranstaltungen mit rund 214.000 Tickets an, darunter die Wiederaufnahme des 'Freischütz' von Carl Maria von Weber.
- Lilli Paasikivi präsentiert mit 'Oedipe' von George Enescu ein selten gespieltes Werk und setzt mit nordischen Schwerpunkten auf die Kunst des Geschichtenerzählens.
- Die Sanierung des Festspielhauses und der Seebühne kostete 78,8 Mio. Euro, während bereits ein Viertel der 'Freischütz'-Tickets verkauft wurde.