Bregenzer Festspiele - "Die schöne Müllerin" begeisterte
Schubert hat den Liederzyklus 1823 auf Grundlage der Gedichtsammlung "Die schöne Müllerin" von Wilhelm Müller komponiert - er vertonte 20 der 25 Gedichte. Die Gedichte schildern das Leben eines jungen Müllergesellen, der dem Lauf eines Baches folgt, zu einer Mühle gelangt und sich über beide Ohren in die für ihn unerreichbare Müllerin verliebt. Am Ende setzt der Müllergeselle vor lauter Unglück seinem Leben ein Ende, oder doch nicht? Jedenfalls nicht bei Franui (Musikalische Bearbeitung/Komposition: Andreas Schett und Markus Kraler), Habjan (Inszenierung) und Boesch (Gesang).
Die Musicbanda eröffnet den Musiktheaterabend mit Klängen von Akkordeon und Tuba, Habjan pfeift wie stets perfekt und trifft jeden Ton. Boesch setzt mit dem Gesang ein und zieht die Besucher damit ebenso in seinen Bann wie durch seine manuelle Geschicklichkeit, die er gemeinsam mit Habjan an den Tag legt. Im Team hauchen sie der Puppe des Müllergesellen - sie besteht lediglich aus einem Kopf und einem damit verbundenen Rumpf - Leben und Emotionen ein. Zumeist steuert Boesch den Kopf, Habjan stellt dem Gesellen immer wieder seine Arme und Hände, manchmal auch seine Beine zur Verfügung. Subtile, verspielte Bewegungen wachsen zu größeren Gesten und ziehen sich wieder in sich zurück.
Auf der in Nebel getauchten Bühne kommen die Protagonisten mit einem grünen Sofasessel und einem Kasten aus, in dem es sich gut verstecken lässt und der wandelbar ist. Auch gehört ein Ständer dazu, auf dem die Figur des Müllergesellen wiederholt ihren Platz findet. Nicht nur die Puppen - auch jene der Müllerin - erzählen in den Händen von Habjan und Boesch ihre Geschichte und Gedanken, auch sehr gelungene Lichteffekte spiegeln die jeweilige Stimmung des Gesellen wider.
So versinken die Besucher im Festspielhaus in die von Franui einzigartig instrumentierten volksmusikalisch-jazzigen Versionen der Schubertlieder, Boeschs wunderbar vielschichtigen wie exakten Gesang und Habjans Virtuosität im Umgang mit Puppen. Die begeisterten Zuschauer in Bregenz hielten sich mit Beifall und Gratulationen nicht zurück.
Warum sich der Geselle am Ende nicht das Leben nimmt? Weil Schett, Habjan und Boesch der Überzeugung sind, dass dem auch im Gedichtzyklus von Müller nicht so ist. Um mit dem Dichter zu sprechen: Nach Liebesschmerz erscheint ein neuer Stern am Himmel.
(S E R V I C E - "Die schöne Müllerin" von Franz Schubert. Komposition/Musikalische Bearbeitung: Markus Kraler, Andreas Schett, Musikalische Leitung: Andreas Schett, Inszenierung/Puppenbau: Nikolaus Habjan, Licht: Paul Grilj, Tontechnik: Stefan Schett, Dramaturgie: Christoph Lang. Mit Musicbanda Franui - Bassbariton: Florian Boesch - Puppenspiel: Nikolaus Habjan. https://bregenzerfestspiele.com/de/programm/die-schoene-muellerin)
Zusammenfassung
- Alle gemeinsam zauberten am Donnerstagabend ihre eigene, sehr hörens- und sehenswerte Version von "Die schöne Müllerin" von Franz Schubert auf die Bühne im ausverkauften Festspielhaus.
- Schubert hat den Liederzyklus 1823 auf Grundlage der Gedichtsammlung "Die schöne Müllerin" von Wilhelm Müller komponiert - er vertonte 20 der 25 Gedichte.
- Weil Schett, Habjan und Boesch der Überzeugung sind, dass dem auch im Gedichtzyklus von Müller nicht so ist.