ATV prüft nach Kritik Realityformat "Geschäft mit der Liebe"
"Das Geschäft mit der Liebe" ist kein neues ATV-Format. Die Sendung sorgt seit vielen Jahren für gute Quoten. Im Vorjahr war eine Folge mit ca. 172.000 Zuschauern eine der meistgesehenen Sendungen des Privatsenders. Heuer ging das Format in seine 11. Staffel. Dabei reisen mehrere Männer nach Kasachstan und Thailand, wo sie sich nach ihren "Traumfrauen" umsehen. Zu sehen ist etwa, wie eine offensichtlich stark betrunkene Frau aus Thailand von einem Mann über der Schulter weggetragen wird, nachdem dieser zuvor über sein Sexualverhalten erzählte und klarmachte, wie wichtig es ihm sei, dass eine Frau ständig Sex wolle.
"Sexistisch, rassistisch und frauenverachtend"
Nachdem Klenk scharfe Kritik an der Sendung geäußert hatte, meldeten sich auch die Frauenvorsitzenden von SPÖ, ÖVP, Neos und Grüne in einer gemeinsamen Aussendung zu der Sendung, die sie als "sexistisch, rassistisch und frauenverachtend" bezeichneten. "Frauen werden wie Waren behandelt, Gewalt, Übergriffe, Demütigungen und Besitzansprüche werden normalisiert", meinten Eva-Maria Holzleitner (SPÖ), Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), Henrike Brandstötter (Neos) und Meri Disoski (Grüne). Medienminister Babler hielt auf Social Media fest, dass offenes Zurschaustellen von sexueller Ausbeutung von Frauen "weder medial im TV noch sonst irgendwo in unserer Gesellschaft etwas zu suchen" habe. Er werde an die Geschäftsführung von ATV herantreten und die Inhalte der Sendung thematisieren, kündigte der Vizekanzler an.
Umstrittene Folge offline, Prüfung folgt
ATV lehne "sexistische und rassistische Inhalte sowie Gewalt und Frauenfeindlichkeit strikt ab", reagierte der Sender auf die Kritik. "Da in der betreffenden Folge die Qualitätskontrolle versagt hat, wurden sofort entsprechende Maßnahmen ergriffen und die Folge, sowie alle Clips daraus, offline genommen", hieß es. Nun solle eine "nochmalige Qualitätskontrolle" erfolgen - auch mit Blick auf die weiteren, noch nicht ausgestrahlten Folgen der Staffel. Gegebenenfalls sollen sie vor Ausstrahlung überarbeitet werden, hieß es. Deswegen werde "Das Geschäft mit der Liebe" am Mittwoch (26. März) pausieren.
Danach gefragt, inwiefern Folge 5 heraussticht und ob nun die gesamte Sendung überdacht werde, hielt ATV auf APA-Anfrage fest: "Die besagte Folge 5 ist insofern anders, als dass sie in der Erzählweise den Kern des Formats aus unserer Sicht leider unzureichend widerspiegelt."
Antihelden als Helden
Im Vorjahr erklärte Thomas Gruber, CEO von ProSiebenSat.1Puls4, von der APA auf die mitunter seichten Reality-TV-Formate des Senders angesprochen: "Wir machen Antihelden und Underdogs zu den Helden unserer Formate." Natürlich dürfe eine gewisse Grenze nicht überschritten werden, es handle sich um einen Balanceakt, meinte er. Doch: "In den vergangenen Jahren haben wir einen sehr gangbaren Weg gefunden. Man muss die Formate mit einem gewissen Augenzwinkern sehen."
Zusammenfassung
- ATV stellt nach scharfer Kritik von Florian Klenk und mehreren Politikern das Reality-Format 'Das Geschäft mit der Liebe' auf den Prüfstand. Die Sendung, die seit Jahren hohe Quoten erzielt, erreichte im Vorjahr 172.000 Zuschauer.
- Eine umstrittene Folge wurde offline genommen, nachdem sie als 'frauenverachtend' und 'rassistisch' kritisiert wurde. ATV kündigte eine Überprüfung der Qualitätskontrolle an und plant, die Sendung vorerst zu pausieren.
- Medienminister Andreas Babler betonte, dass sexuelle Ausbeutung im TV keinen Platz habe, und ATV versicherte, sexistische und rassistische Inhalte strikt abzulehnen.