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"Arabisch-jüdische Berührungen" im Jüdischen Museum Hohenems

Die neueste Schau im Jüdischen Museum Hohenems "Yalla. Arabisch-jüdische Berührungen" beleuchtet das jüdisch-muslimische Verhältnis - und zwar nicht als Gegensatz. Die Werke von sieben jüdischen Kunstschaffenden mit arabischen Wurzeln veranschaulichen arabisch-jüdische Identität und zeichnen ein Bild "fruchtvoller wie spannungsgeladener Berührungen", wie es am Freitag hieß. Ebenso werden historische Schlüsselmomente in der arabisch-jüdischen Beziehung in den Fokus gestellt.

Oft wird das jüdisch-muslimische Verhältnis ausschließlich als Konflikt wahrgenommen. Und "leicht" ist die Beziehung nicht erst seit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 keineswegs. Die Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung, Israels Kriege mit seinen arabischen Nachbarn und die zum Teil gewaltsam erzwungene Massenemigration der jüdischen Bevölkerung aus arabischen Ländern sprechen Bände. In Israel hatten Juden aus der arabischen Welt - Misrachim genannt - oftmals einen besonders schwierigen Start. Umgekehrt erwachte auch unweigerlich der Wunsch nach einer Neubewertung der scheinbar unversöhnlichen nationalen Identitäten.

Die Kunstschaffenden Eliyahu Fatal, Hori Izhaki, Dana Flora Levy, Dor Zlekha Levy, Joseph Sassoon Semah, Mona Yahia und Tamir Zadok richten ihren Blick auf die Frage nach jüdischen Identitäten in islamisch geprägten Ländern. In der von Anika Reichwald und Hanno Loewy kuratierten Ausstellung (das Konzept stammt von Boaz Levin) nähern sich die Kunstschaffenden dem Thema über die Auseinandersetzung unter anderem mit Sprache, Architektur, Musik oder auch Essen.

"Es gibt eine so erschreckend totale Ignoranz gegenüber der arabisch-jüdischen Geschichte, dass diese Ausstellung auf komplexes Neuland entführt", sagte Loewy. Dabei sei die über 1.500 Jahre währende Geschichte ähnlich komplex wie das europäisch-jüdische Verhältnis - geprägt von Widerspruch, aber auch von fruchtbarem Zusammenleben. Gerade weil diese Lebenswelt im arabischen Raum nicht mehr existiere, gehe es darum, sie über die Erinnerung zu erschließen.

So fragt etwa Dor Zlehka Levy in einer Video-Arbeit nach Konzepten wie Authentizität oder Bewahrung im Zusammenhang mit menschlicher Erinnerung. Eine weitere Video-Installation - eine Ode an die ägyptisch-jüdische Kultur - gibt es von Dana Flora Levy zu sehen. Hori Izahki verbindet in ihrem Video hybride Landschaften mit gespaltener Identität. Ebenfalls in einem Video-Beitrag untersucht Tamir Zadock Darstellungsweisen eines 'östlichen Typus' in Malerei, Karikatur und Film.

Joseph Sasson Semah, bei dem Themen wie Tradition und Geschichte der hebräischen Sprache, Exil und Toleranz eine wiederkehrende Rolle spielen, ist mit muslimischem Gebetsteppich und jüdischem Gebetsschal in der Ausstellung vertreten. Eine zweiteilige Arbeit - Fotografie und Skulptur - von Eliyahu Fatal zielt auf Vorurteile und stereotype Vorstellungen ab. Mona Yahia wiederum setzt sich in ihrer neuesten Arbeit mit ihren alten irakischen Schulakten aus den Jahren 1966 bis 1970 auseinander. Manche der Kunstwerke sind extra für die Schau in Hohenems entstanden.

Die historischen Schlüsselmomente erstrecken sich vom Jahr 370 bis in den Jänner 2019, als im Grundgesetz des Nationalstaats Israel Hebräisch zur einzigen offiziellen Staatssprache erklärt wurde. Dazwischen liegen Ereignisse wie das erste Pogrom in Europa (1066) oder die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus dem Königreich Granada (1492) - sowie Leben wie etwa jenes von Jakub ibn Killis. 930 in Bagdad geboren konvertiert er später in Ägypten vom Judentum zum Islam. Nachdem er zuvor in Ungnade gefallen war, wurde er 979 zum Wesir ernannt. "Wir wollten den geografischen Raum aufmachen mit Episoden aus der Geschichte", erklärte Loewy zu den Schlüsselmomenten.

(S E R V I C E - Ausstellung "Yalla. Arabisch-jüdische Berührungen" von Boaz Levin (Konzept) und Anika Reichwald sowie Hanno Loewy (Kuratoren), 29. September 2024 bis 25. August 2025 im Jüdischen Museum Hohenems, Schweizer Straße 5. Eröffnung am 29. September, 11.00 Uhr, im Salomon Sulzer Saal, Schweizer Straße 21. Weitere Informationen im Internet unter www.jm-hohenems.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Ausstellung 'Yalla. Arabisch-jüdische Berührungen' im Jüdischen Museum Hohenems zeigt vom 29. September 2024 bis 25. August 2025 Werke von sieben jüdischen Kunstschaffenden mit arabischen Wurzeln.
  • Historische Schlüsselmomente in der arabisch-jüdischen Beziehung werden beleuchtet, darunter Ereignisse von 370 bis 2019 wie das erste Pogrom in Europa und die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus Granada.
  • Kuratoren der Ausstellung sind Anika Reichwald und Hanno Loewy, das Konzept stammt von Boaz Levin.