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Anna Badora als Autorin: "Ich wollte aus meiner Blase raus"

Anna Badora kennt man als Regisseurin und als ehemalige Volkstheater-Direktorin. Morgen, Donnerstag, präsentiert sie sich erstmals als Buchautorin. "Dreizehn Leben" heißt ihr Porträt-Buch über "inspirierende Frauen und ihre Geschichten". "Ich wollte aus meiner Blase raus", sagt Badora im Gespräch mit der APA. Die Blase - das ist der Echoraum, in dem sich die im polnischen Tschenstochau geborene Theaterfrau seit ihrer Ausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar bewegte.

Nach dem Ende ihrer Direktion 2020 blieb die polnisch-österreichische Staatsbürgerin in Wien und begann aktiv neue Kontakte zu knüpfen. Aus ihren Gesprächen mit interessanten Frauen entwickelte sich bald eine Buchidee. "Von manchen Gesprächspartnerinnen, der Weltraumarchitektin Barbara Imhof etwa oder der Mobilitätsforscherin Katja Schechtner, wusste ich nicht einmal, dass es ihre Berufe überhaupt gibt. Und ich habe gemerkt, wie isoliert wir in unserer Theater-Blase vom übrigen Leben waren." Die Chance, an den von ihr geleiteten Häusern in Mainz, Düsseldorf, Graz und Wien das Theater mehr als gesamtgesellschaftlichen Kommunikationsort, als Marktplatz für den Austausch unterschiedlichster Lebenserfahrungen zu begreifen, hätte sie wohl stärker nutzen sollen, bedauert sie heute.

Umso begeisterter stürzte sie sich in das Buchprojekt für den Ueberreuter Verlag, erweiterte dabei ihren eigenen Horizont und lernte viele faszinierende Geschlechtsgenossinnen kennen. Die Palette reicht von der Verfassungsrichterin und ersten österreichischen Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein bis zur Ärztin und Ultra-Triathletin Alexandra Meixner und von der Rapperin Esra Özmen bis zur Rektorin der Central European University, Shalini Randeria. Aber auch mit der jungen Komponistin Alma Deutscher, der Soziologin Edith Schlaffer, der langjährigen Salzburger Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler, der Autorin Lotte Ingrisch, der ehemaligen Grün-Politikerin Marie Ringler, der Schauspielerin Adele Neuhauser und der Menschenrechtlerin Beate Winkler hat Badora lange Gespräche geführt und die Höhen und Tiefen ihrer Leben aufgezeichnet.

Was ist für Badora das Gemeinsame dieser doch sehr unterschiedlichen Biografien? "Sie haben alle an die Wirkung ihres Tuns geglaubt. Wenn etwas nicht aufgegangen ist, haben sie etwas anderes gemacht. Dabei haben sie alle Energie in ihre Projekte gesteckt und nie etwas für Selbstinszenierung und Eigenwerbung übrig gehabt - anders vielleicht als viele Männer, denen es oft gar nicht um die Sache, sondern um Dinge wie Macht oder Prestige geht." Ist "Dreizehn Leben" also auch der Versuch, nachzuweisen, dass die Welt ein wenig besser wäre, wenn man mehr Frauen an die Hebel ließe? "Nein, gar nicht", wehrt Badora entschieden ab. "Ich behaupte überhaupt nicht, dass Frauen bessere Menschen sind. Ich habe nur - von Frau zu Frau - einen besseren Zugang zu ihnen. Bei mir hatten sie auch keinerlei Scheu, über ihre Niederlagen zu sprechen. Dafür bin ich ihnen unendlich dankbar. Sie haben meinen ganzen Respekt. Ich habe viel von ihnen gelernt. Mich hat begeistert, dass jede davon überzeugt ist, dass man die Welt zum Besseren verändern kann."

Hat Anna Badora verfolgt, was sich am Volkstheater seit ihrem Abgang verändert hat? Sie freue sich sehr für ihren Nachfolger Kay Voges, dass dieser nun zu jenen finanziellen Bedingungen arbeiten könne, die sie seinerzeit vergeblich gefordert hatte. Und dass er nun über ein frisch generalsaniertes Haus verfüge. "Technisch war das Volkstheater auf einem vorsintflutlichen Stand!" Ja natürlich, da ist noch Bitterkeit über das Erlebte, vor allem von Politik und Presse fühlte sie sich nicht immer gerecht behandelt. Doch dass just am Tag des Interviews bei den Nominierungen für das Berliner Theatertreffen zwei (Ko-)Produktionen von Kay Voges und gleich vier Künstler, die in ihrer Direktion am oder mit dem Volkstheater arbeiteten (Pinar Karabulut, Lukas Holzhausen, Yael Ronen und SIGNA), dabei sind, entlockt ihr doch ein Schmunzeln. "Was wir machten, hatte ein unglaubliches Potenzial."

Voges habe mit den Corona-Lockdowns einen sehr schwierigen Start gehabt, gibt Anna Badora zu bedenken. "Ihn jetzt zu beurteilen wäre zu früh. Ich glaube, dass Kay Voges noch nicht zeigen konnte, was er kann. Ich hoffe sehr, dass sich das Volkstheater behaupten wird. Ich würde es ihm von Herzen gönnen."

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - Anna Badora: "Dreizehn Leben. Frauenporträts, inspirierend und wegweisend.", Ueberreuter Verlag, 220 Seiten, 24 Euro; Präsentationen: 17.2., 19 Uhr, Club alpha. Wien 1, Stubenbastei 12/14. Anmeldung erforderlich: 01 / 513 48 00; 8.3., 19 Uhr, Buchhandlung Thalia Wien-Mitte)

ribbon Zusammenfassung
  • Anna Badora kennt man als Regisseurin und als ehemalige Volkstheater-Direktorin.
  • "Dreizehn Leben" heißt ihr Porträt-Buch über "inspirierende Frauen und ihre Geschichten".
  • Aus ihren Gesprächen mit interessanten Frauen entwickelte sich bald eine Buchidee.
  • Hat Anna Badora verfolgt, was sich am Volkstheater seit ihrem Abgang verändert hat?
  • Voges habe mit den Corona-Lockdowns einen sehr schwierigen Start gehabt, gibt Anna Badora zu bedenken.