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Anklage gegen Rassismus: Albertina zeigt Basquiat-Schau

"In Zeiten einer Woke-Bewegung, einer Black-Lives-Matter-Bewegung, ist diese Ausstellung eine, die geradezu angesetzt werden muss", konstatiert Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder anlässlich der am Donnerstag eröffnenden Retrospektive zu Jean-Michel Basquiat. Gezeigt werden rund 50 Werke des 1988 mit 27 Jahren verstorbenen US-Künstlers, der sich als erster afroamerikanischer Künstler in dem damals ausschließlich von Weißen dominierten Feld der Kunst durchsetze.

Geplant worden sei die Schau allerdings schon vor Jahren, nahm Schröder bei der Presseführung dem möglichen Vorwurf, sich an Trends zu heften, den Wind aus den Segeln. Basquiat sei "einer der wichtigsten Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und wohl der wichtigste Künstler der 1980er-Jahre". Bereits in seiner Kindheit habe es den Sohn eines Haitianers und einer Puerto-Ricanerin getroffen, dass seine "Black Heroes" stets aus Sport und Musik kamen, aber nie aus der Kunst. "Das wollte er mit einer ganz klaren Vision und Zielstrebigkeit ändern", erläutert Schröder. Und so spiegelt sich in den Arbeiten, die von verschiedenen Leihgebern aus den USA und Europa stammen, die Auseinandersetzung Basquiats mit Themen wie Ausbeutung und Kolonialismus, Diskriminierung, Rassismus und Staatsgewalt gegen Schwarze wider.

Unter dem Sammeltitel "Rassismus und Diskriminierung" finden sich großformatige Werke wie "Irony of a Negro Policeman" oder "La Hara", die beide aus dem Jahr 1981 stammen und Polizisten darstellen. Nicht wegzudenken ist in diesem Kontext Basquiats Heimatstadt New York, die sich in den 1960ern wirtschaftlich im Niedergang befand und wo sich Basquiat gemeinsam mit seinem Freund Al Diaz unter dem Pseudonym "SAMO" (als Abkürzung für "same old shit") Ende der 1970er-Jahre als Graffiti-Künstler betätigte. Nicht selten ging die Polizei gegen Sprayer brutal vor. Basquiats kometenhafter Aufstieg begann schließlich Anfang 20 nach der Teilnahme an der "New Wave"-Ausstellung in seiner Heimatstadt. Es folgten internationale Ausstellungen, die Freundschaft mit Andy Warhol und schließlich und endlich auch das Nachtleben und die Drogen, an denen der Künstler 1988 starb.

Den "Black Heroes" setzte er in seinen oft bunten, von gekritzelten Wörtern und immer wieder übermalten Flächen nicht selten eine Krone auf - so wie auch sich selbst in einem eindringlichen Selbstporträt aus 1983. Seine Protagonisten reichen von bereits genannten Polizisten über hart arbeitende Menschen wie in "Light Blue Movers" bis hin zu Szenen mit Gewalt gegen Schwarze. "Seine Copy-Paste-Technik nahm unsere heutige Form des Arbeitens und Kommunizierens in einer digitalen Welt vorweg", stellt Basquiat-Spezialist und Kurator Dieter Buchhart fest. "Er kreierte Wissensräume aus Zeichen, Symbolen, Worten und Figuren, schlichtweg aus allem, was ihn umgab."

"In der Albertina erwarten Sie in einer Basquiat-Ausstellung zu recht einen gewissen Anteil von Zeichnungen", so Schröder, der festhält: "Genaugenommen gibt es keine Ausstellung ohne Basquiat als Zeichner. Basquiat zeichnet immer. Auch seine Gemälde sind Zeichnungen."

(S E R V I C E - Ausstellung "Jean-Michel Basquiat" in der Basteihalle der Albertina. Kuratiert von Dieter Buchhart und Antonia Hoerschelmann. 9. September bis 8. Jänner 2023. Der Ausstellungskatalog (Deutsch oder Englisch) kostet 32,90 Euro. Infos unter www.albertina.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Gezeigt werden rund 50 Werke des 1988 mit 27 Jahren verstorbenen US-Künstlers, der sich als erster afroamerikanischer Künstler in dem damals ausschließlich von Weißen dominierten Feld der Kunst durchsetze.
  • "Das wollte er mit einer ganz klaren Vision und Zielstrebigkeit ändern", erläutert Schröder.
  • (S E R V I C E - Ausstellung "Jean-Michel Basquiat" in der Basteihalle der Albertina.
  • Kuratiert von Dieter Buchhart und Antonia Hoerschelmann.