APA/APA/AFP/RICHARD JUILLIART

WHO-Ausschuss berät über Gesundheitsnotstands-Verlängerung

Ein Rat unabhängiger Experten hat bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf am Donnerstag Beratungen über den wegen Corona geltenden Gesundheitsnotstand aufgenommen. Die Frage dabei ist, ob die Corona-Lage weiterhin als Notstand - genannt "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" - gelten soll oder nicht. Aus der WHO hieß es am Donnerstag, dass das Ergebnis der Beratungen aller Voraussicht nach erst am Montag bekanntgegeben wird.

Experten rechneten nicht mit einer Änderung. Ob der Ausschuss nun empfiehlt, die im Jänner 2020 anlässlich Corona erklärte Notlage für beendet zu erklären oder nicht: Praktisch hätte das kaum Konsequenzen, weil Regierungen eigenständig Maßnahmen verhängen oder absagen. Fachleute sind jedoch besorgt, dass eine Beendigung ein falsches Signal senden könnte.

WHO-Corona-Expertin Maria van Kerkhove sagte am Mittwochabend in Genf: "Das Virus ist auf dem besten Weg, endemisch zu werden, daran besteht kein Zweifel. Aber wir sind noch nicht so weit." Endemisch ist eine Krankheit, wenn sie in einer Region fortwährend auftritt. Dazu gehört etwa die Grippe, die einem saisonalen Muster folgt.

Der Corona-Notfallausschuss trifft sich alle drei Monate, um die Lage neu zu beurteilen. Den Vorsitz hat der französische Chirurg und Spezialist für Lebertransplantationen Didier Houssin. Es war die zehnte Sitzung seit Mitte Jänner 2020. Als die WHO die Notlage am 30. Jänner 2020 erklärte, waren außerhalb Chinas rund 100 Infektionen in 21 Ländern bekannt. Inzwischen wurden weltweit mehr als 308 Millionen Infektionen und fast 5,5 Millionen Todesfälle gemeldet.

Die Ausrufung einer Notlage ist die höchste Alarmstufe, die die WHO verhängen kann. Sie soll den Fokus der Weltgemeinschaft auf ein gefährliches Problem lenken und Regierungen anspornen, Maßnahmen zu ergreifen. Bei Corona sind das die bekannten Vorschriften wie Handhygiene, Maske tragen und Abstand halten.

Bei einer Beendigung der Notlage könnten Länder sich veranlasst sehen, zur Tagesordnung überzugehen und dem Virus freien Lauf zu lassen. Van Kerkhove hält das für falsch, weil zu viele Infektions-Fälle die Gesundheitsdienste überlasten und weil besonders gefährdete Menschen in vielen Ländern mangels Impfstoff noch nicht geimpft wurden.

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez warf in der EU bereits die Überlegung auf, ob Covid-19 nicht wie eine Grippe behandelt werden könne. Van Kerkhove warnte davor. "Wir haben nicht die gleiche Vorhersehbarkeit wie bei der Grippe, wo wir ein typisches saisonales Muster haben", sagte sie. "Dahin dürften wir mit Covid-19 auch kommen. Aber wir sind noch nicht so weit."

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Rat unabhängiger Experten hat bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf am Donnerstag Beratungen über den wegen Corona geltenden Gesundheitsnotstand aufgenommen.
  • Aus der WHO hieß es am Donnerstag, dass das Ergebnis der Beratungen aller Voraussicht nach erst am Montag bekanntgegeben wird.
  • Als die WHO die Notlage am 30. Jänner 2020 erklärte, waren außerhalb Chinas rund 100 Infektionen in 21 Ländern bekannt.
  • Van Kerkhove warnte davor.