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Warum König Charles nicht in den Buckingham Palace zieht

Seit fast einem Jahr ist Charles III. König. Nun fangen die Briten an, sich zu fragen: Wann zieht der Monarch eigentlich in den Buckingham-Palast? Die Antwort: vielleicht gar nicht. Warum der König nicht ins Schloss ziehen will.

Der Buckingham-Palast steht wie kaum etwas anderes für die Briten-Monarchie. Für London-Urlauber ist ein Besuch zur Wachablöse vor dem Schloss ein Pflichtbesuch und wenn man im Sommer die britische Hauptstadt besucht, kann man für umgerechnet rund 35 Euro sogar einen Blick in die Prunkräume werfen.

Denn als Schloss Windsor in den 1990ern brannte, beschloss Queen Elizabeth für wenige Wochen im Jahr, Besucher ins Schloss zu lassen, um Geld für die Renovierungsarbeiten aufzutreiben. 

Für andere ein Palast, für die Royals das Büro

Für die Royals hat der Buckingham-Palast einen anderen Stellenwert. Für sie ist es ihr Arbeitsplatz - und tatsächlich befinden sich 92 Büros im Palast. Jedes "arbeitende" Mitglieder der Royals, also jene, die fast täglich repräsentative Pflichten haben, haben auch fixe Büroräumlichkeiten im Palast. 

Dass das Schloss auch 775 Räume, einen Privatpark mit Tennisplatz und einen eigenen See hat, fasziniert Touristen. Die Parkanlage, in der regelmäßig Repräsentations-Gartenpartys veranstaltet haben, bedeuten für die Familienmitglieder vor allem eines: Arbeit. 

Heizung, Rohre, Leitungen: Palast am Stand der 1950er

So prunkvoll die Räume auch sind, gleichzeitig sollen sie nicht die gemütlichsten sein. Denn seit den 50ern wurde nicht mehr renoviert, dementsprechend sind auch Elektroleitungen, Rohre und Heizung in keinem guten Zustand. Schon jetzt sieht man an erste Baugerüste im Haus. Bis 2027 soll gearbeitet werden, 369 Millionen Pfund (etwa 430 Millionen Euro) sind als Kosten veranschlagt. 

Charles und Camilla wohnen im Clarence House

King Charles III. kam übrigens im Buckingham-Palast zur Welt. Doch seitdem ist viel Wasser die Themse hinuntergeflossen. In den Jahrzehnten, die er auf den Thron wartete, hat sich der langjährige Prinz woanders eingerichtet. Er wohnt mit Queen Camilla in Clarence House.

Dort wohnte auch Queen Elizabeth als sie noch Prinzessin war, Charles' Schwester Anne wurde dort geboren. Später wohnte Charles' Tante Margaret bis zu ihrer Hochzeit und seine Oma, Queen Elizabeth, the Queen Mother bis zu ihrem Tod 2002 dort. Zwischenzeitlich nutzten es auch Prinz William (bis 2011) und Harry  (bis 2012) als Londoner Residenz. 

Nun spekuliert der britische "Telegraph" lautstark, warum denn niemand im Buckingham-Palast wohnen will. Queen Elizabeth II. sei nach ihrer Krönung ja auch von Clarence House in den offiziellen Regierungspalast umgezogen. 

Nur: Elizabeth wohnte am Schluss ihres Lebens auch fast ausschließlich in Windsor Castle, wenn sie nicht gerade in Balmoral in Schottland war, wo sie auch starb oder in Sandringham, wo die Royals traditionellerweise Weihnachten verbringen. 

Warum also sollte Charles gerade jetzt, wo jahrelanger Renovierungslärm bevorsteht, umziehen? Auch nicht vergessen sollte man, dass es gerade einmal sechs Gehminuten von Clarence House in den Buckingham-Palast sind. Weit weg vom Büro sind Charles und Camilla also sowieso nicht. 

Buckingham Palace für die Touristen? 

Im Palast wird natürlich betont, es sei weiterhin geplant, dass der König nach Abschluss der Renovierungsarbeiten umzieht. Das Schloss bleibe das "Headquarter" der Monarchie, sozusagen die Kommandozentrale. Aber sind die Renovierungsarbeiten abgeschlossen, wird Charles fast 80 sein. 

Es wird deshalb spekuliert, dass man den Buckingham-Palast in Zukunft länger für Touristen zugänglich machen könnte. Verfassungsrechtler Craig Prescott, der immer wieder Texte zum Königshaus veröffentlicht, meint auch, es könne sein, dass Charity-Organisationen, mit denen die Monarchie verbunden sei, dort Veranstaltungen anbieten und die Gebäude mehr nutzen. 

Partys, Feste, Empfänge: Personal schuftet trotzdem

Darauf sind bisher zurückhaltende Reaktionen zu hören. Im Buckingham-Palast finde ein volles Programm statt - etwa mit Empfängen, Mittagessen und Gartenpartys, heißt es aus Palastkreisen. Das Team im Palast bemühe sich, so viele Menschen wie möglich zu empfangen. Jede weitere Öffnung müsse gut überlegt sein.

ribbon Zusammenfassung
  • Seit fast einem Jahr ist Charles III. König. Nun fangen sich die Briten an zu fragen: Wann zieht der Monarch eigentlich in den Buckingham-Palast?
  • Die Antwort: vielleicht gar nicht.
  • Warum der König nicht ins Schloss ziehen will.