Vier Festnahmen bei Großrazzia gegen deutschen Familienclan
Dennoch wohnten sie in dem Anwesen, das Ermittler auf einen Wert von mehr als einer Million Euro taxierten. Gegen den staatenlosen Hauptbeschuldigten (46), seine Frau (42/Libanesin) und seine beiden Söhne (24/28/Deutsch-Libanesen) lagen Haftbefehle vor. Die Aktion gegen den Clan fand nicht nur in Leverkusen statt. Insgesamt waren rund 600 Polizisten in 15 Städten Nordrhein-Westfalens beteiligt, berichtete der Innenminister des deutschen Bundeslandes, Herbert Reul.
Die Leverkusener Familie wird dem Al-Z.-Clan zugerechnet. Der 46-Jährige soll Schlichter des Clans sein, der zu den großen in Nordrhein-Westfalen zählt. Dem Clan werden im jüngsten Lagebild 227 Tatverdächtige zugerechnet, die für 441 Straftaten verantwortlich sein sollen. Allein in dem Leverkusener Anwesen stießen die Ermittler auf 290.000 Euro Bargeld. Unterdessen habe die Familie mindestens 400.000 Euro Sozialleistungen kassiert.
Ein scheinbar mittelloser Sohn der Familie habe das Haus gekauft und an seinen Vater vermietet. Die Miete habe das Jobcenter beglichen. Die Umstände der Finanzierung der Immobilie sprächen für "Geldwäsche in Reinkultur", sagte Thomas Jungbluth, leitender Ermittler gegen Organisierte Kriminalität im Landeskriminalamt NRW. Eine Reihe von Leuten habe größere Geldbeträge als Schenkung oder Darlehen überwiesen und später in bar von Unbekannten erstattet bekommen.
Neben dem organisierten bandenmäßigen Sozialbetrug gebe es Hinweise auf Gewaltdelikte, Schutzgelderpressung und Suchtgiftkriminalität, sagte eine Ermittlerin. Es seien zwei scharfe Pistolen und ein Kalaschnikow-Sturmgewehr AK 47 mit verschlossenem Lauf entdeckt worden. Zudem wurden 19 Blanko-Testergebnisse für Coronatests sicher gestellt.
Bei dem 46-jährigen handle es sich um "einen der absoluten Top-Leute der Clan-Kriminalität in NRW", sagte Reul. "Wir haben ihn nicht nur festgenommen, sondern ihm auch sein Zuhause weggenommen. Das ist heute ein Schlag gegen die erste Liga der Clan-Kriminalität." Die Villa werde nun im Grundbuch dem Staat übertragen. Auch Autos und eine 30.000 Euro teure Armbanduhr wurden sichergestellt.
Die Einsätze standen im Zusammenhang mit Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaften in Düsseldorf und Duisburg. In Düsseldorf wird seit fast zwei Jahren wegen bandenmäßigen Sozialbetrugs und Geldwäsche ermittelt, in Duisburg wegen eines Steuerverfahrens. Weil die Verdächtigen als gefährlich und bewaffnet eingestuft wurden, kamen Spezialeinheiten zum Einsatz. Insgesamt seien 31 Objekte im Rheinland, im Bergischen Land und im Ruhrgebiet durchsucht worden: Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäfte.
Zusammenfassung
- Insgesamt waren rund 600 Polizisten in 15 Städten Nordrhein-Westfalens beteiligt, berichtete der Innenminister des deutschen Bundeslandes, Herbert Reul.
- Allein in dem Leverkusener Anwesen stießen die Ermittler auf 290.000 Euro Bargeld.
- Unterdessen habe die Familie mindestens 400.000 Euro Sozialleistungen kassiert.
- Insgesamt seien 31 Objekte im Rheinland, im Bergischen Land und im Ruhrgebiet durchsucht worden: Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäfte.