US-Polizei räumt nach Schulmassaker schwere Fehler ein
"Es war die falsche Entscheidung. Punkt", sagte Steven McCraw, Direktor der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas. "Dafür gibt es keine Entschuldigung."
19 Polizisten seien bereits zu einem frühen Zeitpunkt im Gang vor dem Klassenraum postiert gewesen, hätten aber keine Versuche unternommen, in den Raum einzudringen und den Schützen zu stoppen. Stattdessen habe man entschieden, auf Spezialkräfte zu warten. Es werde noch untersucht, wie viele Kinder während der verstrichenen Zeit erschossen worden seien und andernfalls womöglich hätten gerettet werden können.
Der Schütze verbrachte rund eine Stunde in dem Klassenzimmer. Erst dann habe die Spezialeinheit den Raum betreten und den 18-Jährigen erschossen.
Polizei setzte auf Warten und Verhandeln
Der Angreifer habe am Dienstag etwa um 11.40 Uhr die Volksschule und schließlich ein Klassenzimmer in der Nähe eines Eingangs betreten. Die Polizei sei innerhalb weniger Minuten an Ort und Stelle gewesen, weil Zeugen den Bewaffneten vor der Schule gesehen hätten. Den Polizisten habe es an Spezialausrüstung gefehlt, die Tür sei "verbarrikadiert" gewesen. Die Polizei habe dann Verstärkung angefordert und Schulkinder und Lehrkräfte in Sicherheit gebracht. Außerdem habe sie versucht, mit dem Schützen zu verhandeln.
Dieser habe einen Großteil der Schüsse ganz zu Anfang abgefeuert. "Während der Verhandlungen wurde nicht viel geschossen, außer dass er versuchte, die Polizisten auf Abstand zu halten", sagte Victor Escalon von der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas.
Trump spricht bei Waffenlobby-Tagung
Das Schulmassaker fachte die Debatte über schärfere Waffengesetze in den USA erneut an. Am Freitag sollte der frühere US-Präsident Donald Trump in Houston (Texas) bei der Jahrestagung der mächtigen Waffenlobby NRA auftreten. Der Republikaner ist vehement gegen eine Verschärfung der Waffengesetze. Trumps Teilnahme an der Veranstaltung stand bereits seit einiger Zeit fest. Er bestätigte sein Kommen nun noch einmal. "Amerika braucht in diesem Moment echte Lösungen und echte Führung, nicht Politiker und Parteilichkeit", schrieb er vorab auf der von ihm mitbegründeten Social-Media-Plattform Truth Social.
Biden reist nach Uvalde
US-Präsident Joe Biden hatte nach dem Blutbad schärfere Waffengesetze gefordert. Entsprechende Initiativen seiner Demokraten scheitern jedoch regelmäßig am Widerstand der Republikaner und der mächtigen Waffenlobby. "Das waren Volksschulkinder, sie sollten ihre ersten Zähne verlieren, nicht ihr Leben", sagte Bidens Sprecherin Karine-Jean Pierre. Sie kündigte an, dass der US-Präsident und First Lady Jill Biden am Sonntag nach Uvalde reisen wollten.
Die Mutter des 18 Jahre alten Amokläufers bat unterdessen um Vergebung. "Ich habe keine Worte, ich weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat", sagte Adriana Martinéz am Freitag auf Spanisch dem Sender Televisa nach einer Übersetzung des Partnersenders CNN. "Vergeben Sie mir, vergeben Sie meinem Sohn." Der Amokläufer lebte nach Angaben der Behörden bei seinen Großeltern. Über sein Motiv ist weiterhin nichts bekannt.
Zusammenfassung
- Nach dem US-Schulmassaker, bei dem 19 Kindern und zwei Lehrer umgebracht wurden, gab die zuständige Sicherheitsbehörde zu, schwere Fehler gemacht zu haben.
- Eine Stunde dauerte es, bis der Klassenraum, in dem sich der Schütze verschanzt hatte, gestürmt wurde.
- Die Polizisten hatten zur Verstärkung Spezialkräfte angefordert und setzten auf Verhandelt, statt den Raum gleich zu stürmen.
- "Es war die falsche Entscheidung. Punkt", sagte Steven McCraw, Direktor der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas. "Dafür gibt es keine Entschuldigung."