UNO-Artenschutzkonferenz - Umwelt-NGOs drängen auf Einigung
"Hier wird gestritten, während auf der ganzen Welt unsere Lebensgrundlagen erodieren. Extremwetter zerstören Ernten und machen Landstriche unbewohnbar. Fischbestände kollabieren, sauberes Wasser wird knapp, Lieferketten brechen zusammen. Kein Budget der Welt kann die Leistungen der Natur kompensieren, wenn sie einmal verloren sind", sagte der Experte für internationale Politik bei der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland, Florian Titze.
Vor zwei Jahren hatten sich die Staaten auf 23 Ziele geeinigt, die bis 2030 erreicht werden sollen. Beispielsweise wurde vereinbart, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Zudem sollen die Industrieländer bis 2025 jährlich rund 20 Milliarden Dollar für den Schutz der Artenvielfalt bereitstellen.
Streit gab es in Cali vor allem über die Frage, wie die finanzielle Unterstützung für die Länder des Globalen Südens verteilt werden soll. "Die Weltgemeinschaft hält die Zukunft unserer Gesellschaft in den Händen. Doch die Staaten streiten sich über Dinge, die nicht im Verhältnis zu dieser enormen Verantwortung stehen. Um einen Kompromiss im Sinne des großen Ganzen kommen die Staaten hier in Cali nicht herum", sagte WWF-Experte Titze.
Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) gab am Rande der Weltnaturkonferenz bekannt, dass die österreichischen Schutzgebiete in den kommenden Jahren nochmals um 600 Hektar wachsen werden. Möglich wurde das durch die die diesjährige Ausschreibung des Biodiversitätsfonds, über die Ausweitungen finanziert werden können, hieß es vom Ministerium. Im Zuge dieses Calls wurden mehrere Projekte aus ganz Österreich eingereicht. Zur Umsetzung stehen insgesamt 27 Millionen Euro zur Verfügung.
Damit wolle Österreich auch in den schwierigen Verhandlungen auf der Weltnaturkonferenz ein Zeichen setzen. "Wir sind gefordert in Kolumbien die nächsten Schritte zu setzen. Ein Ergebnis ist erreichbar, aber noch nicht erzielt. Ich rufe alle meine Kolleginnen und Kollegen auf: Finden wir einen Kompromiss. Denn am Ende geht es beim Naturschutz um die Welt, in der wir Menschen leben. Naturschutz ist Menschenschutz", so die Ministerin.
Im Jahr 2022 hatten sich in Montreal rund 200 Staaten verpflichtet, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Davon sind sie allerdings noch weit entfernt. Derzeit stünden weltweit gerade einmal 17,6 Prozent der Landflächen und 8,4 Prozent der Meeresflächen unter Schutz, teilte das UN-Umweltprogramm (UNEP) bei der Vorstellung des "Protected Planet Report 2024" mit.
Zusammenfassung
- Auf der UNO-Artenschutzkonferenz in Cali drängen Umwelt-NGOs auf einen Kompromiss zur Umsetzung des Weltnaturvertrags, während finanzielle Fragen und die Unterstützung des Globalen Südens im Mittelpunkt stehen.
- Österreich plant, seine Schutzgebiete um 600 Hektar zu erweitern, finanziert durch den Biodiversitätsfonds, während weltweit nur 17,6 Prozent der Landflächen und 8,4 Prozent der Meeresflächen geschützt sind.
- Bis 2030 sollen 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen geschützt werden, wobei Industrieländer bis 2025 jährlich 20 Milliarden Dollar für den Artenschutz bereitstellen sollen.