Tötung von 17-Jährigen: Polizist festgenommen
Vorgeworfen wird dem Polizisten laut "New York Times" ein Tötungsdelikt "homicide volontaire". Laut seinem Anwalt habe er aktuell eine "sehr schwere Zeit", weil der den Schuss "als Teil seines Jobs abfeuern musste", das sei eine sehr schwierige Entscheidung gewesen. Er befindet sich aktuell in Untersuchungshaft.
40.000 Polizisten im Einsatz
In Nanterre, wo sich rund 6.000 Menschen an dem Marsch für Gerechtigkeit für den getöteten 17-Jährigen beteiligt hatten, wurden die Polizisten mit Molotow-Cocktails beworfen. Die Behörden bereitete sich auf eine dritte Krawall-Nacht in Folge vor. In der Nacht auf Freitag sollten daher landesweit 40.000 Polizisten im Einsatz sein, rund vier Mal so viele wie am Mittwoch.
Auslöser der Ausschreitungen waren tödliche Schüsse eines Polizisten auf einen Jugendlichen nordafrikanischer Abstammung am Dienstag bei einer Verkehrskontrolle in dem Pariser Arbeitervorort Nanterre. Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren gegen den Polizisten wegen des Verdachts des Totschlags eingeleitet. Der Beamte wurde in Untersuchungshaft genommen.
In der Nacht auf Donnerstag waren landesweit bei schweren Ausschreitungen 150 Menschen festgenommen worden, teilte Innenminister Gerald Darmanin mit. Dutzende Polizisten seien bei Auseinandersetzungen mit Protestierenden verletzt worden, sagte der Minister.
Tötung "rechtlich nicht gerechtfertigt"
Die Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag indes mitgeteilt, dass der tödliche Schusswaffeneinsatz des Polizisten gegen den 17-Jährigen "rechtlich nicht gerechtfertigt" war.
Die Beamten hatten zunächst behauptet, der junge Mann sei auf sie zugefahren, Handyvideos zeigen aber, dass dies nicht stimmte und sie nie in Gefahr waren.
Angezündete Autos, Feuerwerkskörper auf Polizei
Allein 5.000 Beamte sollen in der Nacht auf Freitag im Großraum Paris eingesetzt werden. In der zweiten Protestnacht waren in verschiedenen Städten zahlreiche Gebäude von Behörden attackiert oder in Brand gesetzt worden. In Nanterre, wo der getötete Jugendliche namens Nahel gewohnt hatte, kam es zu den heftigsten Auseinandersetzungen. In der Nacht auf Donnerstag setzte dort eine aufgebrachte Menge Autos in Brand und schoss mit Feuerwerkskörpern auf die Polizei.
In Lille im Norden und in Toulouse im Südwesten kam es ebenfalls zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten. Ausschreitungen gab es nach Polizeiangaben auch in Amiens, Dijon und im Departement Essonne südlich von Paris.
Macron: Gewalt ist "nicht zu rechtfertigen"
Präsident Emmanuel Macron bezeichnete die Gewalt als "nicht zu rechtfertigen". Der Staatsanwaltschaft zufolge hatte Nahel trotz Aufforderung der Polizei seinen Wagen nicht gestoppt. Bereits in der Nacht auf Mittwoch war es nach seiner Tötung durch einen Polizisten zu Gewalt auf den Straßen gekommen, die Macron "unentschuldbar" genannt hatte. Am Mittwoch hatte Macron den gewaltsamen Tod des 17-Jährigen als unentschuldbar bezeichnet. "Wir haben einen Jugendlichen, der getötet wurde, das ist unerklärlich und unentschuldbar", sagte er in Marseille. "Nichts rechtfertigt den Tod eines jungen Mannes."
In Frankreich kommt es seit längerem immer wieder zu Polizeigewalt und Ausschreitungen - vor allem in den ärmeren Vororten rund um die Großstädte, in denen Menschen verschiedener ethnischer Herkunft leben. Menschenrechtsgruppen erklären dazu, es gebe in den Strafverfolgungsbehörden in Frankreich systematischen Rassismus.
Zusammenfassung
- Der Polizist, der in Paris einen 17-Jährigen erschossen haben soll, wurde unter dem Vorwurf der vorsätzlichen Tötung festgenommen.
- 40.000 Einsatzkräfte der Polizei wurden in die Gegenden beordert, in denen es derzeit Ausschreitungen gibt.
- Bisher gab es 150 Festnahmen.
- Die Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag mitgeteilt, dass der tödliche Schusswaffeneinsatz des Polizisten gegen den 17-Jährigen "rechtlich nicht gerechtfertigt" war.
- Der Polizist wurde nun festgenommen, vorgeworfen wird ihm laut "New York Times" ein Tötungsdelict "homicide volontaire".