APA/MAX SLOVENCIK

Terror-Pläne zu Silvester? Verdächtiger soll Stephansdom gefilmt haben

Ein 30-jähriger Tadschike soll von Deutschland nach Österreich gereist sein, um den Stephansdom auszukundschaften. Drei Tatverdächtige befinden sich in U-Haft - weil das Wiener Landesgericht im Hinblick auf die Silvesterfeierlichkeiten Tatbegehungsgefahr sieht. Es herrsche eine "latent erhöhte Gefährdungslage".

Im Zusammenhang mit den drei Terror-Verdächtigen, die wegen angeblicher Anschlagspläne auf den Stephansdom vor Weihnachten in einer Flüchtlingsunterkunft in Wien-Ottakring festgenommen worden sind, hat die Tageszeitung "Heute" am Freitag Details zu den Beschuldigten - ihre Herkunft und ihre Verbindungen - öffentlich gemacht. Die drei befinden sich mittlerweile in U-Haft - weil das Wiener Landesgericht im Hinblick auf die Silvesterfeierlichkeiten Tatbegehungsgefahr sieht.

Mögliche Hilfe durch Unbekannte

In seinem U-Haft-Beschluss geht das Landesgericht davon aus, dass die Beschuldigten "auf freien Fuß gesetzt ihren Tatplan (schon wegen der zeitlich unverrückbaren Großveranstaltung 'Silvestermeile' am 31.12.) mit Hilfe derzeit teils noch unbekannter Täter umsetzen könnten". Das Gericht sieht außerdem Verdunkelungsgefahr.

Die Verdächtigen könnten "versuchen, Beweismittel zu verbringen bzw. zu vernichten, wie es bereits seit dem 20.12.2023 mit vielen Inhalten der Mobiltelefone geschehen ist, bzw. weitere noch auszuforschende Mittäter warnen oder sich mit ihnen verabreden", wird in dem der APA vorliegenden U-Haft-Beschluss festgehalten.

Die drei Beschuldigten - laut "Heute" ein 28 Jahre alter gebürtiger Tadschike, seine um ein Jahr jüngere Ehefrau, laut PULS 24 Informationen eine Türkin, sowie ein 47-jähriger Mann mit tschetschenischen Wurzeln - sollen einem Länder übergreifenden radikalislamistischen Terror-Netzwerk angehören, dem Anschlagspläne auf den Kölner Dom und den Stephansdom zugeschrieben werden.

Stephansdom gefilmt, Festnahme in Deutschland

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen das Trio wegen terroristischer Vereinigung in Verbindung mit terroristischer Straftaten. Im Zug einer Hausdurchsuchung waren bei den drei mutmaßlichen Islamisten, die die wider sie erhobenen Vorwürfe abstreiten, Datenträger - offenbar nicht weniger als 14 Mobiltelefone - sichergestellt worden, die nun ausgewertet werden. Dabei sollte sich zeigen, ob es einen tatsächlichen Bezug zur Terrorgruppe "Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK)" gibt, über den in Medienberichten spekuliert worden war.

Laut PULS 24 und APA vorliegenden Informationen, über die zuerst "Heute" berichtete, soll es bereits am 8. Dezember 2023 in der Flüchtlingsunterkunft zu einem "konspirativen Treffen" gekommen sein. An diesem Treffen soll auch ein 30 Jahre alter Tadschdike teilgenommen haben, der aus Deutschland angereist war und den Stephansdom "in einer für Touristen untypischen Weise" gefilmt, auf Überwachungskameras überprüft und das Gemäuer abgeklopft haben soll. Der 30-Jährige, der dem deutschen Verfassungsschutz schon seit längerem bekannt war und daher observiert wurde, soll Bezüge zum IS aufweisen.

Treffen in Flüchtlingsheim, Prater gefilmt

Er soll bis zum 20. Dezember mehrmals den in dem Ottakringer Flüchtlingsheim gemeldeten 28-Jährigen sowie dessen türkisch stämmige Ehefrau und womöglich weitere Beteiligte getroffen haben. Zwischenzeitlich flog der 30-Jährige für ein paar Tage nach Istanbul, kehrte am 18. Dezember nach Wien zurück, fertigte am 19. Dezember Fotos - und Videoaufnahmen vom Prater an - möglicherweise ein weiteres potenzielles Anschlagsziel - und kehrte am 20. Dezember nach Deutschland zurück.

"Ernst zu nehmende Hinweise in Köln"

Wie PULS 24 von gut informierten Quellen in Deutschland erfuhr, soll es es sich um jenen Mann handeln, der in Wesel in Nordrhein-Westfalen festgenommen wurde. Ihm werden auch Pläne für einen Anschlag auf den Kölner Dom vorgeworfen.

Der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns hat die Hinweise auf einen geplanten Terroranschlag im Kölner Dom am Freitag als "sehr ernst zu nehmend" bezeichnet. Am 21. Dezember seien das Landeskriminalamt und die Kölner Polizei vom Bundeskriminalamt zunächst mündlich über "Hinweise auf ein mögliches Anschlagsszenario auch auf den Kölner Dom zu Silvester beziehungsweise zum Jahreswechsel" informiert worden. Weitere Überprüfungen hätten ergeben, dass es sich um "sehr ernst zu nehmende Hinweise" handle. Im Fokus der Sicherheitsbehörden sei ein Mann mit Bezügen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gestanden. 

"Latent erhöhte Gefährdungslage" in Wien

In Wien sprach die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) am Freitag bei einer Pressekonferenz von einer "latent erhöhten Gefährdungslage", es liegen aber "derzeit keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung von Silvester-Veranstaltungen" vor, so der stellvertretende DSN-Direktor Michael Lohnegger.

Der stellvertretende DSN-Chef Lohnegger bestätigte in diesem Zusammenhang, dass das aufgeflogene Netzwerk "in Bezug zur ISPK steht". Diese Gruppe beschäftige seit vergangenem März verstärkt den Staatsschutz. "Grundsätzlich ist die Sicherheitslage in Österreich und in ganz Europa als angespannt zu bezeichnen", legte Lohnegger dar. Terror-Organisationen, speziell der IS, hätten zuletzt verstärkt zu Anschlägen in Europa aufgerufen. Die Gefahr gehe von "radikalisierten Einzeltätern und Kleinstgruppen" aus, die sich in sozialen Netzwerken organisieren.

Im Fokus hätten die Gefährder "niederschwellige Angriffsziele", wozu "leicht zugängliche Menschenansammlungen" zählen, führte der stellvertretende DSN-Direktor aus. Daher habe man - rechtzeitig vor den Weihnachtsfeiertagen und dem Jahreswechsel und den damit verbundenen Festivitäten - "gezielte Gefährdungseinschätzungen" erstellt und umgesetzt. "Wir können für die entsprechende Sicherheit sorgen", bekräftigte Lohnegger. 

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sprach bei Silvester von einem "ganz besonders herausfordernden Tag". Die Exekutive werde zu Silvester "alles Menschenmögliche tun, damit die Menschen in diesem Land gut ins neue Jahr rutschen und fröhlich das neue Jahr begrüßen können", sagte Karner.  "Schnelle Interventionsteams stehen in den Ländern bereit, um die Sicherheit von Großveranstaltungen zu gewährleisten." Man werde auch technische Hilfsmittel wie Drohnen einsetzen. Die Wiener Polizei kündigte beim Silvesterpfad auch vereinzelt Personenkontrollen an.

ribbon Zusammenfassung
  • Im Zusammenhang mit den drei Terror-Verdächtigen, die wegen angeblicher Anschlagspläne auf den Stephansdom vor Weihnachten festgenommen wurde, hat die Tageszeitung "Heute" am Freitag Details zu den Beschuldigten veröffentlicht.
  • Die drei befinden sich mittlerweile in U-Haft - weil das Wiener Landesgericht im Hinblick auf die Silvesterfeierlichkeiten Tatbegehungsgefahr sieht.
  • Die drei Beschuldigten - laut "Heute" ein 28 Jahre alter gebürtiger Tadschike, seine um ein Jahr jüngere Ehefrau sowie ein 47-jähriger Mann mit tschetschenischen Wurzeln - sollen einem Länder übergreifenden radikalislamistischen Terror-Netzwerk angehören.
  • Laut "Heute" soll es bereits am 8. Dezember 2023 in der Flüchtlingsunterkunft zu einem "konspirativen Treffen" gekommen sein.
  • An diesem Treffen soll auch ein 30 Jahre alter Tadschdike teilgenommen haben, der aus Deutschland angereist war und den Stephansdom "in einer für Touristen untypischen Weise" gefilmt haben soll.