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Super-Jacht gekentert: "Nichts kam überraschend"

Nachdem die 56-Meter-Segeljacht "Bayesian" vor der Küste Siziliens gesunken ist, bleiben viele Fragen offen. Die Crew sei von dem heftigen Sturm überrascht worden - daran zweifelt Meteorologe Jörg Kachelmann jedoch: "Nichts kam 'überraschend'".

56 Meter lang, ein 75 Meter hoher Mast - die "Bayesian" des englischen Milliardärs Mike Lynch spielte definitiv in der Kategorie "Super-Jacht" mit. In der Nacht auf Montag kenterte sie jedoch gegen 5.00 Uhr vor der Küste Siziliens. Augenzeugen berichteten, sie sei einfach umgekippt und binnen Minuten gesunken. 

Doch wie kann ein Schiff so schnell untergehen? Jedenfalls tobte in der Gegend ein heftiges Gewitter mit enormer Blitz-Frequenz. Als mögliche Ursache wurde auch immer wieder ein Tornado genannt, das gilt unter Expert:innen aber nicht als gänzlich gesichert.

Es hätte sich auch um ein anderes Gewitterphänomen, wie einen Downburst, eine sogenannte Fallböe handeln können. Die können auch für erhebliche Schäden sorgen. 

Video: Schiffsunglück vor Palermo

Meteorologe widerspricht Kapitän

"Wir haben es nicht kommen sehen", zitierte die Zeitung "La Repubblica" den Kapitän der "Bayesian". Dem widersprach nun aber Meteorologe Jörg Kachelmann. "Nein, es hat natürlich niemand geschlafen und nein, nichts kam 'überraschend'", schrieb er auf der Online-Plattform X.

Es sei sehr fahrlässig gewesen, denn "alle Computermodelle haben am Sonntag starke Gewitter für das Umfeld von Porticello vorhergesagt", so der Meteorologe weiter: "Wer sich weigert, Wettervorhersagen anzusehen, ist sicher schon um 2.45 Uhr durch das erste Gewitter vor Ort wach geworden". 

Da sei noch genug Zeit gewesen, "alles für den Super-GAU bereit zu machen". Das heftige Gewitter und die vielen Blitze hätten niemanden schlafen lassen, ist er sich sicher, es soll ein optisches und zunehmend auch akustisches "Inferno" gewesen sein. 

"Es ist auf einen Staatsanwalt zu hoffen, der sich mit fahrlässiger Tötung auskennt und hilft, dass sowas nicht mehr wieder passiert. Es hätte nie passieren dürfen", schrieb Kachelmann weiter. 

Schwierige Bergung, Superreiche vermisst

Die "Bayesian" liegt auf der Seite in rund 50 Metern Tiefe - das erschwert die Bergung weiter. Zugänge seien blockiert, um die Fenster zu öffnen, braucht es speziell angefertigtes Werkzeug. In die Kabinen, wo noch sechs Vermisste vermutet werden, seien die Taucher bis zum Mittwochmorgen nicht gekommen, hieß es von der Feuerwehr von Palermo. 

Zu den Vermissten zählen der britische Technologie-Unternehmer und Milliardär Mike Lynch und seine 18-jährige Tochter Hannah, der Präsident von Morgan Stanley International, Jonathan Bloomer, sowie der CEO von Lynchs Gesellschaft, Chris Morvillo, und seine Frau Nada.

Vor der Küste Siziliens konnten Montagfrüh 15 Menschen gerettet werden, acht von ihnen wurden in Krankenhäuser eingeliefert. Unter ihnen war auch eine britische Familie mit einer kleinen Tochter, die sich retten konnte. 

Feuerwehrtaucher retteten einen einjährigen Buben, der in das Kinderkrankenhaus von Palermo gebracht wurde. Die Überlebenden wurden medizinisch versorgt.

ribbon Zusammenfassung
  • Nachdem die 56-Meter-Segeljacht "Bayesian" vor der Küste Siziliens gesunken ist, bleiben viele Fragen offen.
  • "Wir haben es nicht kommen sehen", zitierte die Zeitung "La Repubblica" den Kapitän der "Bayesian"
  • Dem widersprach nun aber Meteorologe Jörg Kachelmann. "Nein, es hat natürlich niemand geschlafen und nein, nichts kam 'überraschend'".
  • Es sei noch genug Zeit gewesen, "alles für den Super-GAU bereit zu machen".