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Causa Lorenz-Böhler: Holpriger Anlauf, aber erste Eingriffe möglich

Nach der vorübergehenden Räumung des Lorenz-Böhler-Spitals in Wien werden seit vergangenen Donnerstag wieder Eingriffe vorgenommen. Stationäre Aufenthalte sind weiterhin nicht möglich. Beim Anlauf gab es erneut Probleme in der Kommunikation. Schon bei der Schließung des Spitals im März klagen die Mitarbeiter:innen über Säumnisse in der Kommunikation.

Anfang März hatte die vorübergehende Schließung des Lorenz-Böhler-Spitals (mittlerweile AUVA-Traumazentrum Wien-Brigittenau) für Aufruhr gesorgt. Die Räumung aufgrund bau- und brandschutztechnischer Maßnahmen, wie es seitens der AUVA hießt, hatte die Belegschaft sowie die Patient:innen kalt erwischt. 

Die Leistungen wurden auf das Allgemeine Krankenhaus Wien und das Traumzentrum Meidling aufgeteilt. Seit vergangenen Donnerstag finden im Lorenz-Böhler nun wieder Eingriffe statt. Stationäre Aufenthalte sind aber noch nicht möglich. In den ersten drei Tagen wurden 35 Patienten versorgt.

Holpriger Anlauf wegen "nicht idealer Kommunikation"

Am ersten Tag mussten aufgrund "nicht idealer Kommunikation" der Indikation acht der 22 eingelieferten Verletzten in andere Spitäler gebracht werden. Nach einer Nachschärfung laufe nun alles nach Plan, so das Spital.

Das Traumazentrums (TZW) in Wien-Brigittenau ist bei der Anfahrt für Rettungsdienste eingeschränkt, so der stellvertretende Abteilungsleiter des ärztlichen Bereichs, Thomas Beer, am Montag bei einem Presserundgang.

Video: Darum geht's in der Causa Lorenz-Böhler

Das wurde von der Leitstelle der Berufsrettung Wien (MA 70) so ausgegeben. Extremitätenverletzungen, also Verletzungen an Armen und Beinen, können im TZW Brigittenau gut behandelt werden. "Das sind Verletzungen, die man tagesklinisch gut versorgen kann."

Bei Blessuren im Stammbereich, etwa Thorax, Hüfte, Kopf oder Frakturen, die besser stationär behandelt werden sollten, weil sie eine längere Beobachtung nach sich ziehen, wäre es nicht sinnvoll, ins Lorenz-Böhler-Krankenhaus zu fahren bzw. gebracht zu werden. "Das funktioniert jetzt nach einer kurzen Anlaufzeit sehr gut."

Verantwortliche aus der Ärzteschaft, des Pflegebereichs und des Spitalsmanagements betonten, dass in dem Krankenhaus aber durchaus Akut-Behandlungen stattfinden und nun eben auch einer der drei Operationssäle wieder eröffnet wurde. Geschlossen wären die anderen OP-Säle, die Intensivstation und der Bettenturm.

Ambulante Versorgung läuft uneingeschränkt 

"Der gesamte ambulante Bereich, was konservative Behandlungen betrifft, also Gipsanlagen, kleine Wundversorgung ist im vollen Umfang geöffnet und war auch immer möglich", betonte Beer. "An dem hat sich im Endeffekt nichts geändert." Und dieser Bereich würde einen Löwenanteil ausmachen, sagte der ärztliche Leiter des Spitals, Christian Fialka.

Laut seinen Aufzeichnungen kamen etwa am Donnerstag neben den 22 Personen, die mit der Rettung in die Tagesklinik gebracht wurden, 127 selbstständig in die Ambulanz. Am Freitag gab es acht Tagesklinik-Patienten, 103 kamen persönlich ins Lorenz-Böhler-Spital und am Samstag kamen 103 Patienten in die Ambulanz und fünf in die Tagesklinik.

Video: Lorenz-Böhler-Personal protestiert

Der Pressetermin sei auch ein bisschen als Appell an die Bevölkerung zu sehen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Spitals für Akutpatienten da sind. "Wenn sie von Schließungen hören, dann glauben sie auch, dass die Ambulanz geschlossen ist", sagte Beer. "Die Versorgung in der Ambulanz ist weiterhin top. Da sind wir in keiner Weise eingeschränkt."

Mit den Häusern des Wiener Gesundheitsverbunds (Wigev) gäbe es die Vereinbarung, wenn Fälle kommen, die tagesklinisch nicht versorgt werden können, aber versorgt werden müssen, können sie relativ unkompliziert weitergeschickt werden, so Beer. Vice versa würden aber auch Fälle aus anderen Häusern übernommen, die besser in der Tagesklinik in der Brigittenau aufgehoben sind, damit es nicht zu "einer einseitigen Überlastung kommt".

Die Tagesklinik - derzeit sind dort rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - sei laut Fialka jeden Tag ausgelastet. "Jeden Tag sind sechs bis acht Akut-Operationen durchgeführt worden." Das heißt, die Patientinnen und Patienten, die eingeliefert wurden, konnten auch versorgt werden. Nach dem Eingriff kommen die Patienten in den Aufwachraum, bekommen dann etwas zu essen und wenn sie entlassungsfähig sind, werden sie entlassen, sagte Franz Josef Nierscher, stellvertretender Abteilungsleiter der Anästhesie. Wenn das nicht möglich ist und der Patient einen stationären Aufenthalt benötigt, wird er in das TZW nach Meidling gebracht.

Ursprünglich war die tagesklinische Erhaltung des Betriebs am Standort Wien-Brigittenau aufgrund der feuerpolizeilichen Vorschriften keine Option. Nun wurde aber die sogenannte Entfluchtung - das Evakuieren von Menschen aus Gefahrenzonen - neu aufgestellt, um auch Patienten, die nicht gut zu Fuß sind, aus dem Gefahrenbereich zu holen.

Kooperation mit Confraternität 

Als Übergang bezog das Lorenz-Böhler-Spital eine Zeit lang das Wiener AKH, dort wurden aber nur pflegerische Arbeiten und keine Operationen durchgeführt. Für bereits geplante Eingriffe wurde eine Kooperation mit der Privatklinik Confraternität vereinbart, die jetzt Ende Juli ausläuft. "Die Leistung des Lorenz-Böhler-Krankenhauses ist nicht die Leistung des Gebäudes, sondern die der Mitarbeiterinnen und der Mitarbeiter", betonte Fialka.

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Da im TZW Meidling die Operationskapazitäten aufgrund der Sperre in der Brigittenau massiv erhöht wurden, ist eine geplante OP-Sperre vom 4. bis 17. Juli aufgrund von Wartungsarbeiten ein kleiner Wermutstropfen. Allerdings handelt es sich laut Fialka um gesetzlich vorgeschriebene Arbeiten, die von der Stadt Wien koordiniert werden und denen sich jedes Krankenhaus unterziehen muss.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach der vorübergehenden Räumung des Lorenz-Böhler-Spitals in Wien werden seit vergangenen Donnerstag wieder Eingriffe vorgenommen.
  • Stationäre Aufenthalte sind weiterhin nicht möglich.
  • Beim Anlauf gab es erneut Probleme in der Kommunikation.
  • Schon bei der Schließung des Spitals im März klagen die Mitarbeiter:innen über Säumnisse in der Kommunikation.