APA/Helmut Fohringer

Spektakulärer Cobra-Zugriff: Serien-Bankräuber "Die Nase" gefasst

Die Wiener Polizei hat am vergangenen Freitag zwei Pärchen erwischt, die in den vergangenen Wochen die Ermittler mit einer Serie von Überfällen auf Banken und eine Tankstelle in Atem gehalten hatten. Einer von ihnen war aufgrund seiner "markanten Nase" aufgefallen.

Die anachronistisch anmutende Serie - Banküberfälle werden schließlich kaum noch verübt - begann am 21. November in einem Geldinstitut in Hernals. Ein Mann kam mit Zettel mit der Aufschrift "Schnell, auszahlen!" in die Bank und zeigte zur Untermauerung seines Ansinnens eine Faustfeuerwaffe in seinem Hosenbund her. Nach kurzer Zeit flüchtete er mit Geld.

Am 27. November war eine Bank in der Leopoldstadt an der Reihe, wieder kam der Räuber mit einem Zettel, auf dem diesmal "Geld, schnell" zu lesen war. "Schon da hatten wir die Vermutung, dass die beiden Fälle zusammengehören könnten", sagte Dietmar Berger, stellvertretender Leiter des Ermittlungsbereichs im Landeskriminalamt (LKA) Wien, am Dienstag vor Journalisten.

Markante Nase des Räubers

Das gründete sich unter anderem auf dem Modus Operandi, aber auch auf Bilder von Überwachungskameras und Zeugenaussagen, die übereinstimmend die sehr markante Nase des Räubers erwähnten bzw. zeigten.

Am 11. Dezember schlug die Gruppe dreimal zu, zweimal davon allerdings vergeblich. Zunächst scheiterte ein Überfall auf ein Geldinstitut in der Donaustadt, nicht einmal eine Stunde später war eine Tankstelle in Favoriten an der Reihe, wo der Raubzug auch gelang. Ein weiterer Banküberfall kurze Zeit später in Margareten ging hingegen wieder schief.

Die relative Erfolglosigkeit mag daran liegen, dass die "Nase" - Kopf und Haupttäter der Gruppe - diesmal den männlichen Komplizen vorgeschickt hatte. Der Hauptverdächtige zog jedenfalls seine Schlüsse daraus und wurde am Tag nach der Serie wieder selbst aktiv. In einer Bank in Liesing raubte er Geld.

Hauptverdächtiger "Die Nase"

Schlüsse hatten unterdessen aber auch die Ermittler bereits gezogen und waren der Bande bereits dicht auf den Fersen. Bald war klar, dass es sich um keinen Einzeltäter handelte. Die "Nase" traf nach den Überfällen ab dem dritten Delikt vor den Schauplätzen einen zweiten Mann, Lichtbilder, Zeugenaussagen und Hinweise, "die in eine bestimmte Richtung gegangen sind", brachten die Polizei bald auf die richtige Spur.

Hauptverdächtiger war die "Nase", ein 26-jähriger Österreicher, der schon früher in Zusammenhang mit dem Suchtmittelgesetz vor Gericht gestanden war. Im Zuge der Ermittlungen erfuhren die Wiener Kriminalisten auch, dass ihre Kollegen vom niederösterreichischen LKA gegen den 26-Jährigen bereits seit geraumer Zeit wegen Suchtmittelhandels ermittelten und gegen ihn seit einem Jahr eine Festnahmeanordnung bestand. Somit lebte die "Nase" als U-Boot.

Spektakulärer Cobra-Zugriff

Am Freitag konnten die Ermittler ihn in einem Auto in Währing, unweit des Johann-Nepomuk-Vogl-Platzes, lokalisieren. Mit Unterstützung des EKO Cobra gelang die Festnahme. Die "Nase" versuchte noch zu flüchten, kam aber nicht weit.

Die Amtshandlung verlief sehr spektakulär. Ein Cobra-Beamter wurde leicht verletzt und hatte dabei noch großes Glück, dass ihm nicht das Bein zertrümmert wurde, ein Einsatzfahrzeug gerammt. Im Auto, an dem andere Kennzeichen montiert waren, fanden die Polizisten die Pistole der serbischen Marke Zastava bei dem 26-Jährigen, außerdem 8.000 Euro in bar und auch Suchtgift.

Neben der "Nase" saßen der 27-jährige Komplize - als Ausführungstäter bei den beiden gescheiterten Banküberfällen und beim Tankstellenüberfall verdächtig - und die Freundin des 26-Jährigen im Wagen. Sie soll in vier der sechs Überfällen das Fluchtauto gesteuert haben.

"Die Nase" weist Vorwürfe zurück

In den Einvernahmen zeigte sich der 26-Jährige bisher schweigsam. Und wenn er sprach, wies er alle Vorwürfe zurück. Deutlich gesprächiger war da sein Komplize, der ein umfassendes Geständnis ablegte und dabei die "Nase" auch schwer belastete.

Auf schweren Raub stehen bis zu 15 Jahre Haft.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Wiener Polizei hat am vergangenen Freitag zwei Pärchen erwischt, die in den vergangenen Wochen die Ermittler mit einer Serie von Überfällen auf Banken und eine Tankstelle in Atem gehalten hatten.
  • Einer von ihnen war aufgrund seiner "großen Nase" aufgefallen.
  • Am Freitag konnten die Ermittler ihn in einem Auto in Währing, unweit des Johann-Nepomuk-Vogl-Platzes, lokalisieren.
  • Die Amtshandlung verlief sehr spektakulär.
  • Ein Cobra-Beamter wurde leicht verletzt und hatte dabei noch großes Glück, dass ihm nicht das Bein zertrümmert wurde, ein Einsatzfahrzeug gerammt.