Sexismus im Spital: Ärztinnen protestieren gegen System

Eine Vielzahl an jungen Ärztinnen berichtet über sexistische Kommentare, Übergriffe und Benachteiligungen für Frauen in Wiener und niederösterreichischen Spitälern.

Sexistische Kommentare, grenzüberschreitendes Verhalten, Benachteiligungen im Job: Ärztinnen aus Wien und Niederösterreich berichten in der "Presse" über ein strukturelles Problem in Spitälern. Sie wollen aufzeigen, wie problematisch das Verhalten vieler männlicher Vorgesetzter ist und über eine Meldestelle der Ärztekammer das System verändern.

Belästigung am Arbeitsplatz

In einer schockierenden Vielzahl an Fällen schildern vor allem junge Ärztinnen, das ihnen Widerfahrene. Ein Oberarzt, der eine Hand aufs Knie legt, ein anderer, der sagt, er sehe gerne, wie sich die junge Kollegin vor ihm räkelt, einer, der mit einer Auszubildenden im Operationssaal über One-Night-Stands und ihr Sex-Leben reden will.

Das alles seien keine Einzelfälle und auch kein Geheimnis im Gesundheitswesen: "In der Branche weiß man das", sagt Eva Winroither, Presse-Journalistin, im PULS 24-Interview. Die vielen Vorfälle zeigen viel mehr ein extrem problematisches System. "Wenn man mit Ärztinnen spricht, hat jede schnell so eine Geschichte zu erzählen", so Winroither. 

Sorge um Anstellung

Passieren würden solche Vorfälle vor allem jungen auszubildenden Ärztinnen, ohne eine Festanstellung. Daher schrecken auch viele davor zurück, dagegen vorzugehen, sagt die Journalistin. Sie seien besorgt, da der Vorgesetzte am Ende über das berufliche Vorankommen entscheide.

In dem stark hierarchischen Spitals-System würden vor allem ältere Männer die Entscheidungen treffen, wechselnde Abteilungen und Kettenverträge seien üblich. Dadurch seien die jungen Frauen auf das Wohlwollen der Vorgesetzten angewiesen.

Verbotene Frage nach Schwangerschaft

Auch die verbotene Frage nach der Familienplanung käme in Vorstellungsgesprächen immer wieder vor und eine mögliche baldige Schwangerschaft sei Grund der gegen eine Bewerberin gewesen. Einer Ärztin in einem Wiener Krankenhaus wurde bei Vorstellungsgesprächen nahegelegt, dass sie sich als Frau eigentlich einen anderen Job suchen sollte. Vor allem gegen Mütter gebe es eine besondere Feindlichkeit. Eine andere Ärztin erzählte, ein Primar hasse Frauen, weil sie durch Schwangerschaften ausfallen. Frauen mit Kindern würden über kurz und lange das Krankenhaus verlassen.

Anonyme Meldestelle

Drei der erwähnten Ärztinnen sagen nun "nein, es reicht. So kann es nicht weitergehen", sagt Winroither. Sie setzen sich in der Wiener Ärztekammer in einer bereits bestehenden Meldestelle ein. An diese kann man sich unter der E-Mail-Adresse ombudsstelle@aekwien.at anonym wenden.

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  • Eine Vielzahl an jungen Ärztinnen berichtet über sexistische Kommentare, Übergriffe und Benachteiligungen für Frauen in Wiener und niederösterreichischen Spitälern.