Schüsse in München: Was bisher bekannt ist
Was ist passiert?
Kurz nach 9 Uhr am Donnerstagvormittag fielen in der Münchner Maxvorstadt mehrere Schüsse, wie etwa im Video eines Journalisten der "Süddeutschen Zeitung" zu hören ist. Wie viele genau, ist laut Polizei nicht bekannt. Jedenfalls sollten Polizisten einen Mann mit einer alten Langwaffe - also einem alten Gewehr - gesehen haben. Es handelte sich um ein Repetiergewehr mit einem Bajonett.
Bei einem folgenden Schusswechsel, an dem laut Polizei fünf Beamte beteiligt waren, wurde der Verdächtige getroffen. Der bayrische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) teilte später mit, dass die Person tot sei. Polizisten wurden nicht verletzt, auch sonst gab es offenbar keine Verletzten.
https://twitter.com/RonenSteinke/status/1831597456032739359
Die Münchner Polizei setzte auch Spezialeinsatzkräfte wie das SEK ein, der Tatort um den Karolinenplatz wurde abgeriegelt, die Polizeipräsenz in der gesamten Stadt erhöht. Nun bestehe aber keine Gefahr mehr, hieß es. Man gehe nicht von weiteren Verdächtigen aus.
Was ist über den Angreifer bekannt?
Bei dem Angreifer soll es sich um einen österreichischen Staatsbürger mit bosnischer Migrationsgeschichte gehandelt haben. Er soll 18 Jahre alt gewesen sein und aus der Gegend von Salzburg kommen.
Das österreichische Innenministerium bestätigte PULS 24 einen "regen gegenseitigen Informationsaustausch" mit den deutschen Behörden, betonte aber, selbst nicht zu ermitteln.
Was ist über die Hintergründe bekannt?
Polizei und Innenministerium in Deutschland machten vorerst keine Angaben zu einem möglichen Motiv. Die Polizei bat auf "X", Spekulationen zu unterlassen.
Gegen den 18-jährigen Österreicher gab es im Frühjahr 2023 in Salzburg eine Anzeige wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, weil auf seinem Handy Propagandamaterial der Terrormiliz IS gefunden worden war. Das Verfahren sei allerdings eingestellt worden, berichtete die APA.
Der bayrische Innenminister Herrmann (CSU) meinte: Es liege wegen des Tatorts in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des israelischen Generalkonsulats auf der Hand, dass es womöglich einen Zusammenhang geben könnte mit dem 52. Jahrestag des "schrecklichen Attentats" auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 in München. Er wollte Anschlagspläne nicht ausschließen. Das müsse aber erst geklärt werden. "Aktuell wird jedenfalls von einem terroristischen Anschlag auch mit Bezug zum Generalkonsulat des Staates Israel ausgegangen", sagte die bayrische Polizei.
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von einem "schlimmen Verdacht" und verwies auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Tat und dem Gedenktag an das Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft in München am 5. September 1972. Der Schutz jüdischer Einrichtungen sei für ihn von ganz zentraler Bedeutung.
Wo befindet sich der Tatort?
In der Nähe des Tatorts befinden sich mehrere markante Einrichtungen. Die Schüsse sollen beim NS-Dokumentationszentrum gefallen sein. Das befindet sich dort, wo früher das sogenannte "Braune Haus" war, die ehemalige Parteizentrale der Nationalsozialisten. An der Westseite stehen noch die Überreste der beiden Ehrentempel, die Hitler einst für die Gefolgsleute errichten ließ, die beim Hitlerputsch getötet wurden.
Gleich nebenan befindet sich das israelische Generalkonsulat. In der diplomatischen Vertretung habe laut dem israelischen Außenministerium gerade eine Gedenkfeier zum Olympia-Attentat in München 1972 stattgefunden, deshalb hatte es geschlossen.
"Wir sind den Polizeikräften in München für ihr Handeln und ihre Zusammenarbeit sehr dankbar. Dieses Ereignis zeigt, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus ist", sagte Talya Lador-Fresher, die israelische Generalkonsulin in München.
Das Areal steht unter besonderem Schutz durch die bayerische Polizei. Die Gegend zieht viele Besucher:innen und Tourist:innen an.
Was passierte am 5. September 1972?
Der Vorfall ereignete sich am Jahrestag des Münchner Olympia-Attentats von 1972. Dieser wurde von der palästinensischen Terrorgruppe "Schwarzer September" auf das israelische Team verübt. Am 5. September vor 52 Jahren erschossen die palästinensischen Terroristen im Olympischen Dorf zwei Männer und nahmen neun Geiseln.
- Mehr lesen: Das Olympia-Attentat in München 1972
Wie geht es jetzt weiter?
"Uns wurde gemeldet, dass sich im Bereich um den Einsatzort Menschen in Gebäuden versteckt oder verbarrikadiert haben. Wir können Entwarnung geben, es besteht keine Gefahr mehr für die Bevölkerung", teilte die Münchner Polizei auf "X" mit.
https://twitter.com/PolizeiMuenchen/status/1831634125616267436
Es werden nun Spuren gesichert und Zeugen vernommen. Die Identität des Mannes muss geklärt werden. Außerdem werde am Tatort ein Fahrzeug untersucht.
Wie reagiert Österreich?
Gott sei Dank konnte ein Anschlag verhindert werden. Ich habe unmittelbar Kontakt mit meiner deutschen Amtskollegin Nancy Faeser aufgenommen und dem bayerischen Innenminister, Joachim Hermann, zum erfolgreichen Einschreiten der bayerischen Polizei gratuliert", meinte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) in einer ersten Stellungnahme.
Die österreichischen Sicherheitsbehörden stünden in intensivem Austausch mit den deutschen Kollegen. In Österreich habe die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) Kontakt mit der israelischen Botschaft und Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) aufgenommen. "Die Sicherheitsmaßnahmen wurden erhöht", gab Karner bekannt.
Über mögliche Komplizen in Österreich sei den Behörden nichts bekannt, berichtete die APA.
Zusammenfassung
- Ein Mann soll am Donnerstagvormittag in der Münchner Innenstadt in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des israelischen Generalkonsulats auf Polizisten geschossen haben.
- Bei einem Schusswechsel wurde der Verdächtige getroffen, er wurde für tot erklärt.
- Ein Überblick, was bisher bekannt ist: