Schock in Bayern

Anschläge in Deutschland: Expertin erkennt "gewisses Muster"

14. Feb. 2025 · Lesedauer 4 min

Der Schock nach dem Anschlag in München, bei dem 30 Menschen verletzt wurden, sitzt in München tags danach tief. Zuletzt war es vermehrt zu Angriffen in Deutschland gekommen. Extremismusexpertin Daniela Pisoiu erkennt im PULS 24 Interview ein "gewisses Muster". Der Verdächtige sei allerdings "kein typischer Fall" gewesen.

Am Donnerstagvormittag ist ein Auto am Münchner Stiglmaierplatz in einen Demozug der Gewerkschaft Verdi gefahren. 30 Menschen wurden nach aktuellen Erkenntnissen verletzt. 1.500 Menschen nahmen an der Demo teil. 

Der Fahrer wurde vor Ort festgenommen. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen 24-jährigen Asylbewerber aus Afghanistan. Er erhielt 2021 eine Aufenthaltserlaubnis. 

Die Identität des Tatverdächtigen ist angesichts der Bundestagswahl in Deutschland kommende Woche besonders brisant. Immerhin hatte sich vor allem die CDU zuletzt für einen schärfen Asylkurs ausgesprochen und einen umstrittenen Migrationsantrag im Bundestag mit Stimmen der in Teilen gesichert rechtsextremem AfD durchgebracht. 

Zunächst hieß es, der Mann sei bereits durch Diebstahl und Drogendelikte aufgefallen und ausreisepflichtig gewesen. Am Abend berichtigte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) diese Aussage. Der Afghane sei nicht ausreisepflichtig gewesen und habe bei mehreren Diebstählen lediglich als Zeuge ausgesagt. 

Tatverdächtiger "kein typischer Fall" 

Der 24-Jährige besuchte eine deutsche Schule, habe eine Ausbildung absolviert und als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen gearbeitet. Wie bereits Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag erklärte, sei er "eher unauffällig" gewesen. Auch Daniela Pisoiu, Terror- und Extremismusexpertin, teilt diese Auffassung im Gespräch mit PULS 24. 

"Man kann noch nichts sagen, anscheinend gab entsprechende Posts von ihm, die aber nicht unbedingt als extremistisch einzustufen sind", sagt sie. Sollte er sich Online radikalisiert haben, dürfte das ziemlich schnell stattgefunden haben. "Er war ja auch auf TikTok aktiv. Man weiß, dass man sich dort schnell radikalisieren kann". 

Er sei grundsätzlich "kein typischer Fall" gewesen. "Er hatte eine Beschäftigung, eine Aufenthaltsgenehmigung, es war auch sein eigenes Auto. Er hatte also ein geregeltes Leben. Es gab auch keine Auffälligkeiten, dass er sich nicht integriert hat", so Pisoiu. Es kämen daher nur zwei Gründe für die Tat in Frage: eine politische Radikalisierung oder eine psychische Störung

In Deutschland war es in den vergangenen Monaten zu mehreren teils islamistisch-motivierten Angriffen gekommen. Zuletzt kam es im bayerischen Aschaffenburg Ende Jänner zu einem Messerangriff auf eine Kindergruppe. Ein Kind und ein Mann starben. Der Tatverdächtige ist ebenfalls Afghane. Kurz vor Weihnachten raste ein Mann mit seinem Auto in einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg mit Hunderte Verletzte. 

Video: Anschlag in München

Angriffe mehren sich: "Man sieht Muster" 

Pisoiu warnt dahingehend vor "Nachahmungstätern". "Man sieht ein gewisses Muster, entweder es wird ein Messer oder ein Fahrzeug benutzt", sagt sie. Gleichzeitig gebe es auch einen "Lerneffekt". So raste der 24-Jährige in München nicht in eine "statische Veranstaltung" wie der Angreifer in Magdeburg.

"Als man lernt, was den Modus Operandi anbelangt, dazu", meint die Expertin. Bei der persönlichen Geschichte gebe es aber große Unterschiede. "Es sind Leute, die etwa kurz vor der Abschiebung standen oder welche mit psychischen Störungen wie in Magdeburg". 

Fokus auf Onlinebereich nötig 

Derartige Fälle schon vor der Tat ausfindig zu machen, sei schwierig. "Diese Täter kann man nicht gänzlich beobachten. Das sind Sympathisanten, die man nicht auf dem Schirm hat und nicht auffallen". Mit polizeilichen Mitteln sei es also schwierig, gleichzeitig müsse man den Fokus auf die Sensibilisierung der Bevölkerung und den Onlinebereich setzen. "Bei solchen Leuten gibt es schon vorab Anzeichen, das kann man beobachten und diese Hinweise müssen dann kommuniziert werden", erklärt sie. 

Zudem würden diese Menschen oftmals kurz vor der Tat etwas posten. "Es ist kein Argument, zu sagen, man braucht mehr Befugnisse im Onlinebereich. Es braucht eine gezielte Auswertung und eine Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern". Man müsse auf Akteure, die bereits in diesem Bereich arbeiten, zugehen. 

Pisoiu appelliert auch für Onlinekampagnen zur Prävention und Workshops and Schulen und Familien. "Man muss in der Sozial- und Jugendarbeit mehr tun", meint sie. 

Zusammenfassung
  • Der Schock nach dem Anschlag in München, bei dem 30 Menschen verletzt wurden, sitzt in München tags danach tief.
  • Zuletzt war es vermehrt zu Angriffen in Deutschland gekommen. Eine Extremismusexpertin erkennt im PULS 24 Interview ein "gewisses Muster".
  • "Diese Täter kann man nicht gänzlich beobachten. Das sind Sympathisanten, die man nicht auf dem Schirm hat und nicht auffallen", sagt sie.
  • So sei der Tatverdächtige von München ebenso "kein typischer Fall" gewesen.
  • Mit polizeilichen Mitteln sei es also schwierig, gleichzeitig müsse man den Fokus auf die Sensibilisierung der Bevölkerung und den Onlinebereich setzen.