Prozess um Gisèle Pelicot endet: "Wunde wird nie heilen"
Am Mittwoch trugen die Anwälte von Gisèle Pelicot, die zigfach von fremden Männer unter Anleitung ihres Ehemannes betäubt und vergewaltigt wurde, ihre Schlussplädoyers vor Gericht im französischen Avignon vor. Pelicot selbst gab am Dienstag ihr letztes Statement ab, berichtete unter anderem das französische Medium "Le Monde".
"Es ist an der Zeit, dass sich die machohafte, patriarchalische Gesellschaft, die Vergewaltigungen verharmlost, ändert", so die heute 71-Jährige. Seit Anfang September stellt sie sich tapfer den Äußerungen der Angeklagten und erklärt bei ihrem Schlussplädoyer, dass diese "einen Prozess der Feigheit" jener Männer markierten, die an den Vergewaltigungen beteiligt waren.
Sie habe während des Prozesses auch Männer gesehen, die das Geschehene leugnen würden. Jenen möchte sie sagen: "An welchen Punkt, hat Frau Pelicot Ihnen ihr Einverständnis gegeben, als ihr den Raum betreten habt? An welchen Punkt, habt ihr den bewusstlosen Körper bemerkt? An welchen Punkt meldet ihr es nicht der Polizei?"
Rund 200 Mal vergewaltigt
Tatsächlich hat niemand ihrer Peiniger die Polizei verständigt. Ermittlungen ergaben, dass Pelicot rund 200 Mal vergewaltigt wurde. Mehrheitlich durch ihren Ehemann, etwa 90 Mal durch Fremde, so "Le Monde".
Sie habe Dinge gehört, die inakzeptabel seien, die man nicht zu hören ertrage. Pelicot verwies auf Angeklagte, die angaben, wie fremdgesteuert gewesen zu sein oder selbst womöglich unter Drogen gesetzt worden zu sein.
"Diese Wunde wird nie heilen"
Sie glaube, sie habe die Fantasien ihres Mannes nicht erfüllen können. Aber gleichzeitig wollte er sie. "Er dachte er hat die Lösung damit gefunden, mich zu betäuben". "Ich habe zehn Jahre meines Lebens verloren, die ich nicht mehr zurückbekomme. Diese Wunde wird nie heilen", so Pelicot.
Auch der Hauptangeklagte und Ehemann Pelicots, Dominique Pelicot, hielt sein Schlussplädoyer. Sein "Motiv" sei es gewesen, eine "Fantasie" zu befriedigen, sagte er. Er erzählte von seiner Vergangenheit und darüber, dass ihn eine Vergewaltigung, die er mit neun Jahren im Spital erlitten habe, sein ganzes Leben belastete.
Nur 14 Angeklagte geständig
Neben Dominique Pelicot waren 50 weitere Männer angeklagt. Nur 14 davon hatten die Vergewaltigungen zugegeben.
Am Montag sprachen auch die drei Kinder Pelicots vor Gericht. Sie erzählten von einer "zerstörten Familie" und nannten den Vater "Monster". Die gemeinsame Tochter, Caroline Darian, glaubt, ebenfalls Opfer von Übergriffen geworden zu sein, nachdem ihr die Polizei Fotos vorlegte, auf denen sie bewusstlos auf einem Bett liegt.
Diese Woche laufen die Plädoyers der Nebenklage um Gisèle Pelicot. Ende Dezember soll in dem Prozess ein Urteil stehen.
Gisèle Pelicot hatte im Jahr 2020 herausgefunden, dass ihr Ehemann sie über ein Jahrzehnt lang betäubt, vergewaltigt und Fremde eingeladen hat, um sich an ihr zu vergehen. Sie selbst dachte sie habe die Alzheimer-Krankheit, da sie Gedächtnislücken aufwies, unwissent, dass ihr Mann ihr Drogen einflösste. Sie litt auch unter gynäkologischen Problemen.
Der Fall kam auf, als Dominique Pelicot wegen eines anderen Vergehens ins Visier der Justiz rückte und die Ermittler auf etwa 4.000 Fotos und Videos von Vergewaltigungen der offensichtlich bewusstlosen Frau stießen.
Zusammenfassung
- asdfDas Mammutverfahren um den Missbrauch der Französin Gisèle Pelicot in Avignon neigt sich dem Ende zu.
- Am Dienstag hielt Pelicot ihr letztes Statement vor Gericht.
- Sie sprach von einem "Prozess der Feigheit" und warf der "patriarchalen Gesellschaft" vor, Vergewaltigungen zu banalisieren.