Sorge vor Umweltschäden
Öltanker-Kollision: Suche nach Crew-Mitglied abgebrochen
Die britische Seenotrettungsorganisation Royal National Lifeboat Institution (RNLI) bestätigte Berichte über "Brände auf beiden Schiffen". Auf Bildern im britischen Fernsehen waren dichte schwarze Rauchwolken und Flammen am Unglücksort rund 16 Kilometer vor der Küste zu sehen.
Der Zusammenstoß ereignete sich in der Früh nahe der Hafenstadt Hull in der ostenglischen Grafschaft East Yorkshire.
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Es sei zu früh, um über die Unglücksursache zu spekulieren, sagte auch der Geschäftsführer der Reederei Stena Bulk, Erik Hanell. Das Unternehmen Crowley, das die Technik der "Stena Immaculate" betreut, teilte bei X mit, der Tanker habe vor Anker gelegen, als er von dem Frachter gerammt worden sei.
Dabei sei ein Tank mit dem Flugzeugtreibstoff beschädigt worden und Feuer ausgebrochen. Es habe "mehrere Explosionen an Bord" gegeben.
Unterdessen hat das deutsche Havariekommando ein Mehrzweckschiff zur Unterstützung entsendet. Die "Mellum" der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes soll gegen Mittag eintreffen. Sie sei unter anderem mit Technik zur Brandbekämpfung sowie zur Aufnahme von Öl ausgerüstet.
Besatzungsmitglied vermisst
Laut dem Eigentümer des Frachtschiffs "Solong", der deutschen Reederei Ernst Russ, wurde ein Besatzungsmitglied vermisst. Es sei "nach einer umfangreichen Suche" nicht gefunden worden.
Die 13 anderen Mitglieder der Crew seien sicher an Land gebracht worden. Beide Schiffe seien durch die Kollision und das dadurch ausgelöste Feuer stark beschädigt worden.
Der Betreiber des Öltankers "Stena Immaculate" sprach von "zahlreichen Explosionen", infolge derer die Crew das Schiff verlassen hätte. Wie das US-Schifffahrtsunternehmen Crowley mit Sitz in Florida weiter mitteilte, wurde auch ein mit Kerosin gefüllter Tank beschädigt. "Aufgrund der Kollision ist ein Feuer ausgebrochen und es gibt Meldungen, dass Öl austritt."
Der Öltanker ankerte demnach vor der Nordseeküste nahe der Hafenstadt Hull, als er von dem Containerschiff gerammt wurde. Unmittelbar nach dem Unglück sei der für solche Fälle vorgesehene Notfallplan ausgelöst worden. In Zusammenarbeit mit örtlichen Stellen werde das Feuer eingedämmt und das Schiff gesichert.
Eigentümer von "Stena Immaculate" ist die schwedische Reederei Stena Bulk. Diese teilte mit, dass die gesamte Besatzung am Leben sei. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg befand sich der Tanker auf dem Weg nach Griechenland. Der Tanker war nach Angaben aus Washington vom Military Sealift Command des US-Militärs gechartert worden. Das Kommando betreibt Schiffe mit ziviler Besatzung, die Seetransporte für das US-Verteidigungsministerium vornehmen.
Greenpeace besorgt
Nach Angaben der britischen Küstenwache ist es "wahrscheinlich", dass das Unglück eine Verschmutzung des Meeres zur Folge haben wird. Laut der auf Seetransporte spezialisierten Website Lloyd's List Intelligence hatte das Frachtschiff eine unbestimmte Menge Alkohol und fünfzehn Behälter mit Natriumzyanid an Bord.
Die Umweltorganisation Greenpeace zeigte sich "extrem besorgt" über die Vorgänge. "Da immer mehr Informationen darüber auftauchen, was die Schiffe geladen hatten, sind wir extrem besorgt über die vielfältigen toxischen Gefahren, die diese Chemikalien für das Meeresleben darstellen könnten", erklärte Greenpeace-Wissenschafter Paul Johnston im britischen Exeter.
Offenbar sei das für Fische und andere Meerestiere giftige Kerosin in der Nähe eines Rastplatzes für Schweinswale ins Wasser gelangt.
Immer wieder Zusammenstöße
Großbritanniens Verkehrsministerin Heidi Alexander äußerte sich besorgt. Sie stehe mit den Behörden und der Küstenwache in Kontakt, "um die weitere Entwicklung der Situation zu verfolgen". Ein Sprecher des britischen Premierministers Keir Starmer nannte die Situation "äußerst besorgniserregend".
Das deutsche Havariekommando entsandte laut einem Sprecher ein Mehrzweckschiff und ein Überwachungsflugzeug, um die britische Küstenwache zu unterstützen.
In den vergangenen zehn Jahren ist es in der Nordsee mehrfach zu Zusammenstößen von Schiffen gekommen. Bei einer Kollision zweier Frachtschiffe vor der Insel Helgoland im Oktober 2023 waren drei Menschen ums Leben gekommen, zwei weitere gelten seitdem als vermisst. 2015 war die "Flinterstar", ein Frachter mit mehr als 500 Tonnen an Öl und Diesel an Bord, nach einem Zusammenstoß mit einem Tanker vor der belgischen Küste gesunken.
Zusammenfassung
- Die Kollision eines Containerschiffs mit einem ankernden Öltanker in der Nordsee hat am Montag ein großes Feuer und Explosionen vor der britischen Küste ausgelöst.
- 36 Besatzungsmitglieder von beiden Schiffen wurden sicher an Land gebracht, teilte die Küstenwache mit.
- Die Suche nach dem einzig vermissten Besatzungsmitglied wurde in der Nacht abgebrochen.
- Es sei "nach einer umfangreichen Suche" nicht gefunden worden.
- Nach Angaben der britischen Küstenwache ist es "wahrscheinlich", dass das Unglück eine Verschmutzung des Meeres zur Folge haben wird.
- Offenbar sei das für Fische und andere Meerestiere giftige Kerosin in der Nähe eines Rastplatzes für Schweinswale ins Wasser gelangt.