Fastenmonat
Schwache Kinder im Ramadan: "Sie pushen sich gegenseitig"
Sie werden immer jünger, die Kinder, die während der Schulzeit auf Essen und Trinken verzichten. Sie praktizieren das Fastenmonat Ramadan. "Sie wollen mitmachen", sagt Hacer-Nur Akpinar von der Gemeinschaft junger Muslim:innen (GJM).
Die GJM beobachte, dass junge Kinder ein hohes Interesse am Fasten zeigen. Geprägt vom sozialen Umfeld, wollen sie "an der spirituellen Erfahrung teilhaben", so Akpinar. Im Islam ist das Fasten erst ab der religiösen Mündigkeit vorgeschrieben. Das heißt ab einem Alter von 14 Jahren.
Schwache und unkonzentrierte Kinder
Maja Zlabinger, Direktorin der Volksschule im Lichtental, sieht das indes mit Sorge. Das Fasten würde in der Schule oftmals zu Problemen führen. Sie berichten PULS 24 von schwachen Kindern, die sich nicht konzentrieren können.
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"Im Sportunterricht brauchen die Kinder viele Pausen, weil sie auch gar nichts trinken", so Zlabinger. In ihrer Schule gäbe es viele Siebenjährige, die fasten. Kolleg:innen würden ihr berichten, dass die Kinder sitzen müssen und sich teilweise auf den Boden legen, weil sie keine Energie mehr haben.
Gruppenzwang wächst
Dass die Kinder immer jünger werden, schreibt sie dem zunehmenden Druck zu, den sich die Schüler:innen gegenseitig auferlegen würden. "Sie pushen sich gegenseitig", sagt sie. Die Direktorin glaubt, die Kinder wollen "dazugehören".
Akpinar sieht das aber positiv: "Ramadan ist eine besondere Zeit, die über das Fasten hinausgeht. Es ist eine Zeit der Gemeinschaft und des bewussten Verzichts. Kindern lernen Werte wie Disziplin oder Dankbarkeit", sagt sie.
Zlabinger erzählt allerdings, dass Kinder beim gemeinsamen Mittagessen in der Schule über Hunger klagen und den Kindern, die essen, unglücklich zusehen würden. "Aber sie stacheln sich auf. Denn, wenn man es nicht schafft, gehört man nicht mehr zur Gruppe", sagt die Direktorin.
Bei zu schwachen Kindern greift die Direktorin ein: Sie ruft die Eltern an, die das Kind abholen sollen. "Wenn die Eltern das Kind nicht abholen können, melde ich das dem Jugendamt und rufe die Polizei".
Von Druck habe Akpinar bisher noch nichts mitbekommen, sagt sie PULS 24. Sie appelliert an Kinder und Eltern, den Ramadan "mit Bedacht anzugehen".
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Zusammenfassung
- Immer mehr Kinder fasten während des muslimischen Fastenmonats Ramadan, wie eine Direktorin PULS 24 erzählt.
- Sie befürchtet, die Kinder pushen sich gegenseitig.
- Die Gemeinschaft junger Muslim:innen beobachtet den Trend zwar auch, sieht das allerdings positiv.