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Prozess in Frankreich: 74-Jähriger missbrauchte auch Enkelin

Heute, 16:36 · Lesedauer 3 min

Der des Missbrauchs von mehr als 250 Patienten im Kindesalter angeklagte französische Arzt hat vor Gericht auch den Missbrauch seiner eigenen Enkelin gestanden. "Ja, ich bekenne mich zum sexuellen Missbrauch meiner Enkelin", sagte er am Freitag im westfranzösischen Vannes. Der Richter unterbrach daraufhin die Sitzung. Die im Gericht anwesenden Eltern des noch immer minderjährigen Mädchens wurden umgehend von Psychologen betreut.

Der 74 Jahre alte frühere Chirurg muss sich wegen Missbrauchs von insgesamt 299 Patienten vor Gericht verantworten, die meisten von ihnen Kinder. Seine Opfer waren im Schnitt elf Jahre alt. Der Arzt hatte zu Prozessbeginn seine Taten weitgehend gestanden. Nach Darstellung der Anklage verging er sich an seinen jungen Patientinnen und Patienten unter dem Vorwand von Untersuchungen oder während sie unter Narkose standen.

Am Vortag hatte seine Ex-Frau ihre Unwissenheit beteuert. Sie weigerte sich zugleich, Hinweise auf ihre Mitwisserschaft zu kommentieren, etwa handschriftliche Briefe, in denen von dem Hang ihres Mannes zum Kindesmissbrauch die Rede ist. "Es gab nichts, was darauf hingewiesen hätte, nichts und wieder nichts", sagte die 71-Jährige. "Ich habe nie die leiseste Ahnung gehabt." Sie habe nicht einmal gewusst, dass der 74-Jährige bereits 2005 wegen des Besitzes von Bildern mit Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden sei - was sie während der Ermittlungen noch eingeräumt hatte.

Der Bruder des Angeklagten hatte sie zuvor beschuldigt, ihren Mann gedeckt zu haben. "Sie wusste über die Taten ihres Mannes Bescheid und hat nichts unternommen", sagte er. Er warf seiner früheren Schwägerin vor, aus finanziellen Interessen mit ihrem Mann zusammengeblieben zu sein.

Familie durch verschwiegenen sexuellen Missbrauch geprägt

Während der Gerichtsverhandlungen wurde immer deutlicher, wie sehr die Familie durch weithin verschwiegenen sexuellen Missbrauch geprägt war. So hatte der älteste Sohn des Angeklagten ausgesagt, im Alter zwischen fünf und neun Jahren von seinem Großvater, dem Vater des Angeklagten, missbraucht worden zu sein. Dieser wiederum war nach Aussage eines Freundes als junger Mensch von einem Priester vergewaltigt worden.

Der Angeklagte war bereits 2020 zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, weil er vier Mädchen missbraucht hatte, unter ihnen zwei Nichten und die sechs Jahre alte Tochter seiner Nachbarn. Der Fall des Nachbarkindes hatte zu einer Hausdurchsuchung geführt, bei der die Tagebücher ans Licht kamen. Darin beschrieb er minutiös, wie er sich an den Kindern verging - teils im Krankenzimmer, teils sogar auf dem Operationstisch. Ermittler fanden außerdem rund 300.000 Fotos und Videos mit Missbrauchsdarstellungen.

Der Chirurg arbeitete in rund zwölf verschiedenen Krankenhäusern im Westen Frankreichs. Obwohl manche seiner Chefs und Kollegen wussten, dass er bereits früher wegen dem Besitz von Missbrauchsdarstellungen verurteilt worden war, behinderte dies nicht seine Karriere. Der Prozess ist auf vier Monate angesetzt. Die Höchststrafe beträgt 20 Jahre.

Zusammenfassung
  • Ein 74-jähriger französischer Arzt hat den Missbrauch von 299 Patienten, vorwiegend Kinder, gestanden, darunter auch seine eigene Enkelin.
  • Der Angeklagte war bereits 2020 zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, und Ermittler fanden 300.000 Fotos und Videos mit Missbrauchsdarstellungen.
  • Die Familie des Arztes ist durch eine Geschichte von sexuellem Missbrauch geprägt, und der aktuelle Prozess ist auf vier Monate angesetzt mit einer Höchststrafe von 20 Jahren.