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NGO: Hochwasser ist "Klimakrise vor dem Wohnzimmer"

In einer Online-Pressekonferenz hat die Klimaschutzgruppe "Fridays For Future" (FFF) am Dienstag den Zusammenhang der aktuellen Hochwasser-Katastrophe in Südösterreich und Slowenien mit dem Klimawandel unterstrichen.

"Die Klimakrise ist vor meinem Wohnzimmer angekommen", sagte Lena Woschitz, eine FFF-Aktivistin, die in der von Unwetterfolgen betroffenen Gemeinde Maria Saal (Bezirk Klagenfurt-Land) lebt. Erneut wurde von FFF politisches Handeln gefordert.

Wut wegen "fehlender Klimaschutzmaßnahmen der Politik"

"Wenn in Indonesien eine Insel untergeht, kann ich den Fernseher ausschalten", sagte die Kärntner Aktivistin - sie habe aber nun in ihrer eigenen Umgebung die schlimmsten Unwetter ihres Lebens erlebt. Die Aussicht, derartige Ereignisse in der Zukunft öfters erleben zu müssen, mache ihr Angst. Die überfluteten Keller müssten mehrfach ausgepumpt werden, da sie sich durch den hohen Wasserdruck und den gestiegenen Grundwasserspiegel immer wieder von vorn zu füllen beginnen.

Das habe ihr eine Freundin berichtet, die bei der Feuerwehr tätig ist. Mut mache ihr hingegen die zahlreiche Hilfe an Ort und Stelle, doch die fehlenden die Klimaschutzmaßnahmen vonseiten der Politik würden sie nur wütend machen, denn "noch können wir etwas gegen die Klimakrise unternehmen", sagte sie.

Niederschläge: Häufigkeit und Intensität nehmen zu

Daniel Huppmann vom International Institute for Applied System Analysis (IIASA), seines Zeichens Experte für Klimamodelle und Klimaszenarien, nannte als Auslöser für die extremen Niederschläge in Slowenien, Kärnten und der Steiermark ein "klassisches Genuatief". Das sind laut Geosphere Austria Tiefdruckgebiete, die sich über einen Kaltluftvorstoß über dem Mittelmeer bilden, bei dem die wärmere und feuchte Luft so zum Aufsteigen gebracht wird.

Warum die Klimakrise die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass derartige Tiefs solche Folgen haben, sei einer einfachen physikalischen Tatsache geschuldet: "wärmere Luft kann mehr Wasserdampf halten" - und dass die Luft wärmer wird, ist eine Folge der Erderhitzung. Ein einzelnes Unwetterereignis könne rückwirkend zwar nur mittels Attributionsforschung in einen Kontext zum Klimawandel gesetzt werden, aber "wir wissen, denn das sagen uns die Klimamodelle seit Jahren, dass die Häufigkeit und Intensität von solchen Ereignissen zunehmen wird."

Huppmann: Man hat Mittel in der Hand

Aus Sicht von Huppmann sei es wichtig festzuhalten, dass man die Mittel in der Hand habe, die Wahrscheinlichkeit für derartige Katastrophen auch wieder zu reduzieren, weil ja die steigenden CO2-Emission die Zutaten zur Erderhitzung sind: "Eine rasche Reduktion auf dem Weg hin zur Klimaneutralität würde die Temperaturen stabilisieren", stellte der Experte fest. "Wir müssen sicherstellen, dass beim Wiederaufbau auch die Anpassung erfolgt", schloss Huppmann, denn damit würde der Schutz vor Katastrophen erhöht, die sich gegenwärtig mit einer größeren Geschwindigkeit realisieren würden, als die Wissenschaft vor Jahren noch dachte.

FFF: Politik schafft es nicht, Österreicher zu schützen

Bis dato schaffe es die Politik jedoch nicht, die Menschen in Österreich vor der Klimakrise zu schützen, kritisierte FFF-Austria-Sprecher Daniel Shams. Katastrophenschutz und Klimaschutzmaßnahmen müssten zusammen aber gedacht werden. Zudem brauche es einen sofortigen Klimakatastrophen-Gipfel. Aktuell würde in der Politik über das Hochwasser gesprochen, ohne dabei auf die Klimakrise einzugehen, wie auch in der medialen Berichterstattung, lautete die Kritik von Shams, die auch fehlende Gesetzesbeschlüsse, wie etwa das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz, das noch immer auf die notwendige Verfassungsmehrheit im Parlament wartet, umschloss.

Auch Global 2000 forderte in einer Aussendung, dass den raschen Beschluss dieses Gesetzes wie auch das ausstehende Klimaschutzgesetz. "Bereits im März diesen Jahres kündigte Bundeskanzler Karl Nehammer einen Klimagipfel an. Aber während der Bundeskanzler mit E-Fuel-Gipfel und Bargeld-Gipfel Scheindebatten befeuert, warten wir immer noch vergeblich auf den Klimagipfel", hieß es von Johannes Wahlmüller, dem Klimasprecher der NGO. Pro Jahr seien bereits jetzt im Jahresschnitt zwei Milliarden Euro an wetter- und klimabedingten Schäden in Österreich zu verzeichnen. Diese Schäden können schon in den nächsten Jahrzehnten auf bis zu zwölf Milliarden Euro pro Jahr ansteigen, wenn nicht endlich Maßnahmen gegen die Klimakrise ergriffen werden.

Juli: Heißester Monat je gemessen

Denn nun ist es offiziell: Der Juli war nach Daten des EU-Klimawandeldienstes Copernicus der heißeste bisher gemessene Monat. Die globale Durchschnittstemperatur lag bei 16,95 Grad und damit 0,33 Grad höher als im bisherigen Rekordmonat Juli 2019, wie Copernicus am Dienstag mitteilte. Auch die Meerestemperatur lag so hoch wie nie zuvor.

"Diese Rekorde haben schwerwiegende Folgen für die Menschen und den Planeten, der immer häufigeren und intensiveren Extremereignissen ausgesetzt ist", warnte Copernicus-Vizedirektorin Samantha Burgess.

ribbon Zusammenfassung
  • In einer Online-Pressekonferenz hat die Klimaschutzgruppe "Fridays For Future" (FFF) am Dienstag den Zusammenhang der aktuellen Hochwasser-Katastrophe in Südösterreich und Slowenien mit dem Klimawandel unterstrichen.
  • Erneut wurde von FFF politisches Handeln gefordert.