Neun Jugendliche nach Raub in Klagenfurt vor Gericht
Die Tat hatte sich im vergangenen Sommer im Klagenfurter Stadtteil Fischl ereignet. Weil sich eines der Opfer fremdenfeindlich geäußert haben soll, hätten die neun Jugendlichen - sie alle haben Migrationshintergrund - geplant, den dreien eine "Abreibung" zu verpassen, sagte Staatsanwältin Johanna Schunn in ihrem Anklagevortrag. Das sei aber rasch eskaliert: Einer der Angeklagten habe mit einem Schlagring gedroht, die anderen hätten ihre Opfer umringt und sie verprügelt. Diese hätten auch erniedrigt werden sollen: Sie hätten sich hinknien, entschuldigen und "Ausländer sind Könige" sagen sollen. Dann hätten die mutmaßlichen Täter aber den Entschluss gefasst, den Opfern Geld zu rauben, sie erbeuteten schließlich 75 Euro.
Das Delikt des schweren Raubes sei gleich mehrfach qualifiziert: Einerseits durch die Verwendung einer - noch dazu verbotenen - Waffe, andererseits weil eines der Opfer schwer verletzt wurde. Ein Bursche hatte nämlich eine Trommelfellperforation erlitten und musste operiert werden.
Die Verteidiger verwiesen auf unterschiedliche Verantwortungen ihrer Mandanten: Einige von ihnen seien geständig, ihre Opfer geschlagen zu haben, fast alle stellten aber komplett in Abrede, etwas von dem Raub mitbekommen zu haben. Zwei wollen gar nicht am Tatort gewesen sein, gleich mehrere hätten nur deeskalierend eingreifen wollen.
Diese Darstellungen zogen sich auch durch die Einvernahmen der Angeklagten, wobei sich die vorsitzende Richterin Michaela Sanin und ihre Beisitzerin Ute Lambauer fast fünf Stunden lang bemühten, Ordnung in das Gewirr von Namen und verschiedenen Versionen der Geschehnisse zu bringen. Nicht unbedingt erleichtert wurde ihr Job durch teils gravierende Erinnerungslücken der Angeklagten - und auch die eine oder andere Überraschung. "Ich höre das auch zum ersten Mal", seufzte etwa eine Verteidigerin, als ihr Mandant plötzlich bereitwillig einräumte, dass er zwar einen Schlagring besitze, ihn aber nicht eingesetzt hätte.
Eines hatten die Aussagen der Angeklagten aber gemein: dass sie alle ihre jeweilige Rolle in der Causa abschwächten. Kurios wurde es, als gleich mehrere der Jugendlichen beteuerten, dass sie ja nur schlichten hätten wollen: "Eigentlich hat dann ja fast jeder versucht, die Angreifer zurückzuhalten", machte Richterin Sanin auf das laut dieser Darstellung plötzlich völlig gekippte Kräfteverhältnis aufmerksam: "Auf einmal greifen nur zwei an und acht halten dagegen? Wie kann das sein?" Auch keines der Opfer hätte ausgesagt, dass irgendjemand geholfen hätte, verwies sie auf die Ermittlungsergebnisse. "Wenn nicht geholfen worden wäre, dann hätte noch mehr passieren können", blieb in diesem Fall zumindest der befragte, 17-jährige Angeklagte bei seiner Aussage.
Einige Widersprüche später wurde es schließlich Richterin Lambauer zu bunt - sie verbannte kurzerhand eine gesamte Zuschauerreihe kichernder Jugendlicher aus dem Saal.
Übermorgen, am Donnerstag, werden die Zeugen befragt, unter ihnen sind auch die drei Opfer. Dann soll der Schöffensenat nicht nur das Urteil wegen des Raubdeliktes fällen. Es geht auch um die Frage, wer eventuell Körperverletzungen begangen hat, wer mit dem Schlagring gedroht hat und ob, beziehungsweise wer wen zu allem angestiftet hat.
Zusammenfassung
- Wegen schweren Raubes haben sich am Dienstag neun Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren vor dem Landesgericht Klagenfurt verantworten müssen.
- Die Burschen sollen auf drei Jugendliche losgegangen sein, sie geschlagen und ihnen Geld abgenommen haben.
- Dann hätten die mutmaßlichen Täter aber den Entschluss gefasst, den Opfern Geld zu rauben, sie erbeuteten schließlich 75 Euro.