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Bluttest statt OP: Durchbruch bei Endometriose-Diagnostik

Bislang konnte Endometriose nur nach einer Bauchspiegelung hundertprozentig festgestellt werden. Ein australisches Forschungsteam hat einen neuen Bluttest entwickelt - und schafft damit einen Durchbruch.

Wer sich vollgepumpt mit hochdosierten Medikamenten trotzdem noch vor Unterleibsschmerzen zusammenkrümmt und den Tag gerade so noch übersteht, kann sicher sein: Das ist nicht normal. Etwa 10-15 Prozent aller Frauen weltweit sind von Endometriose betroffen, doch die Dunkelziffer ist hoch. Die Diagnose stellt Ärzt:innen noch immer vor eine Herausforderung; trotz der sonst hochwertigen Gesundheitsversorgung in Österreich.

Leiden in Ungewissheit

Endometriose wird nicht ohne Grund auch als das "Chamäleon der Gynäkologie" bezeichnet. Laut dem Verein Endometriose Österreich vergehen bis zur Feststellung der chronischen Entzündungskrankheit aktuell im Schnitt 7,5 Jahre; bei Betroffenen mit unerfülltem Kinderwunsch 3 Jahre und bei Schmerzpatient:innen sogar bis zu 10 Jahre. Trotz der Hinweise auf ein gestiegenes Bewusstsein leiden Frauen also lange Zeit in Ungewissheit - und demnach auch ohne entsprechende Behandlung. 

Eindeutige Diagnose bisher nur invasiv

Durch Anamnese, Tastuntersuchung, Ultraschall oder MRT können Spezialist:innen die Endometrioseherde in einigen Fällen zwar erkennen, eine hundertprozentige Sicherheit gewährleistet aber nur eine operative Gewebsuntersuchung mittels Bauchspiegelung. Ausschließlich bei diesem minimalinvasiven Eingriff können die Gewebewucherungen eindeutig identifiziert werden, berichten Fachleute.

Die guten Neuigkeiten

Diese Operation könnte nun überflüssig werden. Das australische Forscher:innenteam von Proteomics International Laboratories Ltd hat nun eine mögliche Alternative entwickelt, die von Spezialist:innen kurz danach als “Durchbruch“ bezeichnet wurde. PromarkerEndo, ein einfacher Bluttest, soll Endometriose in allen Stadien mit hoher Genauigkeit nachweisen können. Schneller und angenehmer.

Im Rahmen einer groß angelegten Studie analysierten die Wissenschaftler:innen Plasmaproben von 805 Frauen, darunter 464 bestätigte Endometriose-Fälle, 132 Kontrollpersonen mit Endometriose-ähnlichen Symptomen und 153 Kontrollpersonen ohne Symptome. Der Bluttest funktioniert mittels Biomarkern, in diesem Fall zehn speziellen Eiweißen im Blut, die bei Endometriose-Patientinnen vermehrt vorkommen. Damit gelang es dem Team, die Erkrankung mit hoher Präzision zu diagnostizieren.

Genauigkeit fast 100 Prozent

Besonders erfolgreich erwies sich das Modell zur Erkennung schwerer Endometriose: Bei nahezu 100 Prozent (99,7 Prozent) konnte diese von symptomatischen Kontrollgruppen unterschieden werden. Ebenfalls konnte man Endometriose-Betroffene sehr genau von gesunden Personen differenzieren (99,3 Prozent). Leichten bis moderaten Endometriose-Stadien von Endometriose-ähnlichen Symptomen abzugrenzen war zwar etwas schwieriger, aber der Test erreichte dabei trotzdem noch eine Genauigkeit von knapp 73 Prozent. 

Markteinführung für 2025 geplant

Noch ist der Test nicht verfügbar, doch schon im zweiten Quartal 2025 soll PromarkerEndo in Australien eingeführt werden. Danach könnte er auch in weiteren Ländern zugelassen werden. 
Parallel laufen Gespräche mit Unternehmen aus der Frauenmedizin, um den Test in die klinische Praxis zu integrieren. Zudem wird eine direkte Verfügbarkeit für Patient:innen geprüft – ein Modell, das bereits bei anderen Tests des Herstellers erfolgreich war.

Sollte sich der Diagnosetest bewähren, könnte er die bisherige Diagnostik nicht nur beschleunigen, sondern auch kosteneffizienter machen. Die Frage bleibt jedoch, ob und wann Gesundheitssysteme ihn in ihre Regelversorgung aufnehmen.

 

ribbon Zusammenfassung
  • Wer sich vollgepumpt mit hochdosierten Medikamenten trotzdem noch vor Unterleibsschmerzen zusammenkrümmt und den Tag gerade so noch übersteht, kann sicher sein: Das ist nicht normal.
  • Bislang dauert es im Durchschnitt sieben Jahre, bis Betroffene mit Endometriose diagnostiziert werden, meist durch eine Bauchoperation
  • Ein australisches Forschungsteam hat einen neuen Bluttest entwickelt - und schafft damit einen Durchbruch.