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Neun Jahre Haft für Überfall auf Postbankfiliale in Wien

Am 20. Februar 2024 hat ein mehrfach vorbestrafter Mann mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole eine Postbankfiliale in Wien-Penzing ausgeraubt. Die Angestellten erkannten nicht, dass es sich um keine scharfe Waffe handelte. "Wir hatten schon sehr viel Angst", schilderte ein Mitarbeiter am Landesgericht den Überfall, bei dem der Täter mehr als 4.000 Euro erbeutet hatte. Der 48 Jahre alte Angeklagte wurde am Montag zu neun Jahren Haft verurteilt.

Schuldig erkannt wurde der Mann wegen zweifachen Raubes - zehn Tage nach der Postbank hatte er auch noch eine Supermarkt-Filiale überfallen. Als ihn die Kassierin die Geldlade nicht öffnete, riss er diese einfach aus der Verankerung und suchte damit das Weite. Inhalt: knapp 3.800 Euro. "Brauch ma net reden, rechtskräftig", akzeptierte der 48-Jährige die über ihn verhängte Strafe. Die Staatsanwältin gab allerdings keine Erklärung ab. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

"Ich war gezwungen, dass ich die Raube mach. Es war nicht freiwillig", gab der Angeklagte zu Protokoll. Er sei "schwer abhängig", zeigte er dem Schöffensenat (Vorsitz: Philipp Krasa) seinen linken Unterarm, an dem sich offenbar von Nadeln herrührende Einstiche abzeichneten. Er habe bis zu seiner Festnahme "Drogen, Heroin, Crystal Meth" konsumiert und zur Finanzierung seiner Sucht bei zwei Bekannten jeweils mehrere tausend Euro Schulden gemacht. Diese hätten ihn unter Druck gesetzt, immer höhere Zinse für seine Außenstände verlangt und ihn am Ende dazu gebracht, die Überfälle zu begehen. Er habe zwar Bedenken gehabt, "aber meine Angst vor denen und meine Sucht war größer."

Während des Überfalls in der Postbankfiliale hatte sich der Mann mit einem Schal vermummt. Nachdem er an vier Schaltern das Geld eingesackt hatte, zwang er einen Lehrling noch, zum Tresorraum zu gehen. Dieser ließ sich jedoch nicht öffnen, weil dazu ein zweiter Mitarbeiter erforderlich gewesen wäre. So lange wollte der Räuber nicht warten, er ergriff die Flucht.

Nach dem zweiten Überfall sei er "hundertprozentig zu" gewesen: "Ich war ein halber Mensch." Seine Gläubiger hätten schließlich von ihm noch einen Bankraub verlangt: "Einen großen Raub wollt ich aber nicht machen." Daher sei er zur Polizei gegangen.

Der 48-Jährige suchte Mitte März tatsächlich eine Polizeiinspektion auf, wo er die begangenen Überfälle gestand. Er führte die Beamten auch zu dem Versteck, wo er die Spielzeugpistole verborgen hatte. Das waren bei der Strafbemessung wesentliche Milderungsgründe, denn dem Gericht wäre ein Strafrahmen von bis zu 20 Jahren zur Verfügung gestanden: der 48-jährige Nordmazedonier war 2017 vorzeitig aus einer achtjährigen Freiheitsstrafe wegen 15-fachen Raubes aus dem Gefängnis entlassen und mit einem Aufenthaltsverbot bedacht worden. Ein Jahr später war er wieder in Österreich, wurde neuerlich straffällig und wegen Urkundendelikten zu einer mehrmonatigen unbedingten Freiheitsstrafe verurteilt.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein 48-jähriger mehrfach vorbestrafter Mann überfiel am 20. Februar 2024 eine Postbankfiliale in Wien-Penzing mit einer Spielzeugpistole und erbeutete mehr als 4.000 Euro.
  • Zehn Tage später überfiel der Mann auch eine Supermarkt-Filiale und stahl knapp 3.800 Euro. Er wurde zu neun Jahren Haft verurteilt, akzeptierte die Strafe, jedoch ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.
  • Der Täter gestand die Überfälle Mitte März bei der Polizei und führte die Beamten zu dem Versteck der Spielzeugpistole. Seine schwere Drogenabhängigkeit und Schulden bei Bekannten trieben ihn zu den Taten.