APA/APA/GEORG HOCHMUTH/GEORG HOCHMUTH

Neue Maßnahme für kürzere OP-Wartezeiten in Wien

Heute, 11:59 · Lesedauer 4 min

Wien will Wartezeiten für Operationen verkürzen und geht dazu Kooperationen mit Privatspitälern ein. Eine erste Vereinbarung ist am Mittwoch präsentiert worden: Der Gesundheitsverbund (Wigev) wird Eingriffe in Häuser der PremiQaMed auslagern. Genutzt werden sollen dort freie Kapazitäten, wobei die Operationen von Ärztinnen und Ärzten aus den öffentlichen Spitälern durchgeführt werden. Im ersten Anlauf sollen rund 500 Fälle pro Jahr vom privaten Betreiber übernommen werden.

"Wir wollen, dass die Wartezeiten in Wien runtergehen", betonte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) - der zugleich darauf hinwies, dass man im österreichischen Schnitt hier bereits sehr gut liege. Gesenkt werden solle die Wartedauer bei den planbaren Operationen. Nur um diese gehe es hier, wurde betont. Wigev-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb und der medizinische Direktor Michael Binder wiesen darauf hin, dass die Zahl der Akuteingriffe derzeit steige, was sich auf die nicht so dringenden Operationen auswirke, die dadurch oft verschoben werden müssten.

Der Akutbereich mache schon 44 Prozent der jährlich rund 140.000 OPs in den Wigev-Krankenhäusern aus, wurde erläutert. Das liege nicht zuletzt an der demografischen Entwicklung, führte Kölldorfer-Leitgeb aus. Die Leute würden älter, aber auch kränker. Betroffen von der Vereinbarung sind nun sogenannte elektive Maßnahmen, also solche, die zeitlich frei wählbar sind. Hier soll nun für Bedarfsspitzen Abhilfe geschaffen werden, und zwar im Rahmen von Kooperationen, die es zum Teil bereits während der Coronapandemie gab.

In den PremiQaMed-Kliniken Goldenes Kreuz und Confraternität werden ab sofort derartige Operationen übernommen. Die Patientinnen und Patienten müssen sich um nichts kümmern, hob Hacker hervor. Jene mit besonders langen Wartezeiten würden aktiv kontaktiert. Auch würden den Patienten keine Kosten entstehen, da die Zusammenarbeit vom Wigev finanziert werde, hieß es. Menschen, die lieber in einem Gemeindespital behandelt werden, können das Angebot auch ablehnen, hob der Stadtrat hervor.

Orthopädie als Schwerpunkt

Die Kooperation umfasst mehrere Fächer. Ein Schwerpunkt wird hier die Orthopädie und die Unfallchirurgie sein - mit Eingriffen wie Arthroskopien oder Gelenks-OPs. Auch Bruch-, Gallenblasen-, Blinddarm- und HNO-Operationen gehören zum Spektrum. Aus den Bereichen Urologie oder Hautchirurgie sollen Patienten ebenfalls extern behandelt werden. Das gilt auch für die Mammachirurgie, wobei onkologische Eingriffe hier ausgenommen sind.

Für die Aufnahme und den stationären Aufenthalt sowie die grundsätzliche Abwicklung der Operationen ist die private Einrichtung zuständig. Lediglich die Mediziner kommen aus dem Wigev. Die Nachsorge wird ebenfalls durch zuständige Wigev-Fachabteilungen durchgeführt. Bei Komplikationen wird der Patient bei Bedarf in ein städtisches Spital gebracht.

Erste Operationen soll es in den Kliniken der PremiQaMed bereits im April geben. Der CEO des Betreibers, Martin Fuchs, bekräftigte, dass zwischen Privat- und Gemeindespitälern keineswegs eine Konfliktsituation bestehe, auch wenn dies manche vermuten würden. Vielmehr sei man Teil des Versorgungssystems. "Man muss uns ergänzend sehen." Man wolle ein verlässlicher Partner sein, beteuerte Fuchs.

ÖVP und Grüne sehen Systemversagen

Keine große Freude hat die Opposition mit der Kooperation, sie diagnostiziert ein Systemversagen. Die Zusammenarbeit entlaste zwar kurzfristig, sei aber keine neue Strategie, mokierte sich etwa Ingrid Korosec, die Gesundheitssprecherin der Wiener Volkspartei: "Diese Maßnahme zeigt einmal mehr, dass die Stadtregierung keine nachhaltige Lösung für das Problem der langen Wartezeiten gefunden hat." Korosec ortete ein "Eingeständnis", dass die Spitäler die Nachfrage nicht mehr bewältigen könnten.

Die grüne Gesundheitssprecherin Barbara Huemer übte ebenfalls Kritik: "Anstatt öffentliche Spitäler zu stärken, lagert die Stadtregierung Operationen aus und entzieht sich ihrer Verantwortung für die Gesundheitsversorgung." Es sei unbestritten, dass OP-Wartezeiten verkürzt werden müssten, der nunmehrige Weg führe jedoch in eine Sackgasse, die dem Ansehen öffentlicher Spitäler schade.

FPÖ zufrieden

Die FPÖ zeigte sich hingegen zufrieden. "Seit Jahren fordert die FPÖ eine Entlastung der Wiener Spitäler durch Kooperationen mit Privatkliniken, um die Wartezeiten für Operationen zu verkürzen", hielt der blaue Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl fest. Nun, wo der Wahlkampf nahe, falle der SPÖ ein, dass es Handlungsbedarf gebe. Jedoch befand auch Seidl, dass eine massive Aufstockung in den Gemeindespitälern selbst nötig sei.

Zusammenfassung
  • Wien kooperiert mit Privatspitälern, um die Wartezeiten für planbare Operationen zu verkürzen. Etwa 500 Fälle pro Jahr werden an PremiQaMed ausgelagert, wobei die Eingriffe von Ärzten aus öffentlichen Spitälern durchgeführt werden.
  • Die Kooperation umfasst mehrere Fachbereiche, darunter Orthopädie und Unfallchirurgie. Patienten entstehen keine zusätzlichen Kosten, da die Finanzierung durch den Gesundheitsverbund erfolgt.
  • Während die FPÖ die Maßnahme als Entlastung begrüßt, kritisieren ÖVP und Grüne sie als unzureichend und sehen darin ein Systemversagen. Erste Operationen sollen im April beginnen.