Naturhistorisches Museum Wien präsentiert Vorhaben für 2025
Im vergangenen Jahr wurden 971.061 Besuche im NHM und seinen Standorten wie dem Narrenturm mit der Pathologisch-Anatomischen Sammlung in Wien verzeichnet. Trotz eines leichten Rückgangs (2023: 1.008.531 Besuche) konnten 2024 die Eintrittserlöse gegenüber dem Jahr davor um sechs Prozent auf 8,2 Mio. Euro gesteigert werden, was der wirtschaftliche NHM-Geschäftsführer Markus Roboch auf die inflationsbedingt erhöhten Eintrittspreise zurückführte. Diese Erlöse seien wichtig, da die Basisabgeltung des Bundes (2025: 18 Mio. Euro) nicht ausreiche, so Roboch, der etwa auf die Personalkosten in Höhe von 21,5 Mio. Euro verwies.
Mögliche Einsparungen seitens der Öffentlichen Hand seien daher finanziell nicht zu stemmen, "massive Einschränkungen in unseren Kernaufgaben wären die Folge", so Roboch in den Presseunterlagen. In "wilden Zeiten großer Verunsicherung" würden häufig Parteien gewählt, die einfache Lösungen anbieten - doch die gibt es nicht", kommentierte Vohland die politischen Entwicklungen. Kunst und Kultur seien wichtig, um die Menschen zu stärken, sich in einer komplexen Welt zurechtzufinden und eigene Entscheidungen zu treffen - "ich gehe davon aus, dass das im Interesse der österreichischen Politik ist", so die Museums-Chefin.
Beschlossen ist laut Vohland die Umgestaltung des Eingangsbereichs in einen barrierefreien Zugang. Gemeinsam mit dem benachbarten Kunsthistorischen Museum, das ebenso barrierefrei zugänglich gemacht werden soll, soll heuer mit dem ausgewählten Architektenteam die Planung erfolgen. Die Bauarbeiten dafür sind 2026 bis 2027 vorgesehen.
Barrierefreiheit will man nicht nur in baulicher Hinsicht erreichen, sondern auch bei den Ausstellungen. So ist für die neue Dauerausstellung "Eiszeitkinder und ihre Welt" ein Führer in einfacher Sprache geplant. In der neuen Schau im Saal 16 wird ab 21. Mai die Lebenswelt von Kindern in der Eiszeit beleuchtet, Ideen und Anregungen dafür holte man sich auch von mehreren Schulklassen, wie Caroline Posch von der Prähistorischen Abteilung des NHM erklärte. Die Schau soll kleinen und großen Besucherinnen und Besuchern ermöglichen, Leben und Alltag in der Eiszeit nachzuvollziehen, u.a. in einer eiszeitlichen Höhle.
Ab 19. März ist im Hochparterre die Sonderausstellung "Hier nagt nicht nur der Zahn der Zeit" zu sehen, die sich "Museumskäfer, Motten und Schimmel in Zeiten des Klimawandels" widmet. War man früher mit dem Einsatz von Gift wie Arsen oder DDT nicht zimperlich, um Museumsschädlingen zu Leibe zu rücken, versuche man heute, durch sogenannte Integrierte Schädlingsbekämpfung wie Frieren, Stickstoffbegasung und Prävention die rund 30 Mio. Sammlungsobjekte des Hauses zu schützen - wobei erwartet wird, dass der Klimawandel die Problematik verstärkt, so Pascal Querner vom Integratet Pestmanagement des NHM.
Den Klimawandel sichtbar machen will Mathias Harzhauser, Abteilungsdirektor der Geologie und Paläontologie des NHM, mit einer Sonderausstellung ab 19. November. Gezeigt werden dabei Fotos des deutschen Fotografen Jürgen März, der historische Fotos von Gletschern sucht, und diesen aktuelle, aus derselben Perspektive aufgenommene Bilder gegenüberstellt.
Spezielle Fotos stehen auch im Mittelpunkt der Schau "Two Views on Plants" ab 24. September: Der deutsche Filmemacher und Fotograf Sebastian Cramer zeigt seine 3D-Bilder von Pflanzen. Einen künstlerischen Zugang zur Erforschung und Ausstellung toter Tiere bietet ab 2. Juli die Sonderausstellung "Freighted". Die südafrikanische Künstlerin Fritha Langermann widmet sich dabei dem Thema "500 Jahre langen Sammeln und Ausstellen von Nashörnern".
Die Neugestaltung der herpetologischen Schausäle 27 und 28 bildet den Auftakt für die Erneuerung des 1. Stocks des Museums mit den zoologischen Schausälen. Ab 30. April werden die neuen Säle für Amphibien und Reptilien zu sehen sein. Die denkmalgeschützten Vitrinen sind dabei ebenso erhalten geblieben, wie die systematische Aufstellung. Neu sind Einleitungsvitrinen, die u.a. erklären, was Amphibien und Reptilien sind, was sie auszeichnet und wie sie sich vermehren. Zudem widmen sich Themenvitrinen verschiedenen Schwerpunkten, etwa "Tarnen und Warnen", erklärte die Leiterin der Herpetologischen Sammlung, Silke Schweiger.
Im Narrenturm ist ab 4. Juni die Sonderausstellung "Safe Sex: Comeback der Geschlechtskrankheiten" zu sehen. Das Thema sei nach wie vor ein Tabu in der Gesellschaft, dabei wären diese sexuell übertragenen Erkrankungen weitgehend verhinderbar, sagte der Kustos der Pathologisch-Anatomischen Sammlung im Narrenturm, Eduard Winter, weshalb man auch Prävention und aktuelle Behandlungsmethoden thematisiere. Die Wiener Moulagierkunst, der sich die aktuelle Sonderschau im Narrenturm widmet, wird in einem eigenen Raum des Hauses in eine Dauerausstellung übergeführt. Ab 8. Oktober veranschaulichen dort kunstvolle Wachsmodelle sehr naturalistisch Haut- und Geschlechtskrankheiten.
(SERVICE - Internet: https://www.nhm-wien.ac.at/)
Zusammenfassung
- Das Naturhistorische Museum Wien plant 2025 eine Erhöhung der Resilienz der Besucher durch Selbstermächtigung, mit Themen wie Klimawandel und Geschlechtskrankheiten.
- Die Eintrittserlöse stiegen 2024 um sechs Prozent auf 8,2 Mio. Euro, trotz eines Besucherrückgangs von 1.008.531 auf 971.061.
- Ab 21. Mai wird die neue Dauerausstellung 'Eiszeitkinder und ihre Welt' gezeigt, die mit Schulklassen entwickelt wurde.
- Eine Sonderausstellung zu Museumsschädlingen und Klimawandel beginnt am 19. März, mit neuen Ansätzen zur Schädlingsbekämpfung.
- Die finanzielle Lage des Museums ist angespannt, da die Basisabgeltung des Bundes von 18 Mio. Euro nicht ausreicht, um die Personalkosten von 21,5 Mio. Euro zu decken.