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Nach stundenlangem Bangen: Hamas lässt 17 Geiseln frei

Nach stundenlangem Hin-und-Her, Interventionen von Katar und US-Präsident Biden und Drohungen aus Israel, ließ die Hamas am Samstag doch noch 17 Geiseln frei. 13 Israelis und 4 Thailänder wurden von Roten Kreuz über die Grenze nach Ägypten gebracht.

Nach der Freilassung von 24 israelischen Geiseln am Freitag, sollten am Samstag weitere folgen. Die Hamas stoppte die unmittelbar bevorstehende Übergabe im letzten Moment, das Warten ging bis zum späten Abend weiter. 

17 Geiseln sicher in Ägypten

Schließlich übergab der bewaffnete Flügel der radikal-islamischen Hamas doch noch 13 Israelis und vier thailändische Staatsbürger ans Rote Kreuz. Das brachte sie über die Grenze nach Ägypten. Sie sollen nach einer ersten medizinischen Untersuchung zunächst in Krankenhäuser in Israel geflogen werden. Dort werden sie auch ihre Familien treffen.

Katar intervenierte, Biden griff zum Telefon

Nachdem die Hamas die Übergabe davor gestoppt hatte, schaltete sich erst Katar ein. Am Abend wurde versichert, dass 20 Geiseln noch am Samstagabend übergeben werden sollen. US-Präsident Joe Biden sprach daraufhin am Samstag mit dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, über die Verzögerung des Geiselabkommens, teilte das Weiße Haus mit. Nach Einschreiten Katars lenkte die Hamas schließlich ein.

Im Gegenzug sollten am Abend 39 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Unter ihnen sind der Hamas zufolge sechs Frauen und 33 männliche Jugendliche unter 19 Jahren.

Hamas: Viel zu wenige Hilfslieferungen für Nord-Gaza

Laut Darstellung der Hamas wurde die Freilassung verschoben, weil Israel aus ihrer Sicht gegen den Geisel-Deal verstoßen habe. Sie warf Israel vor, Hilfslieferungen nicht wie vereinbart auch in den nördlichen Teil des Gazastreifen ermöglicht zu haben.

Hamas-Sprecher Osama Hamdan gab am Samstag vor der endgültigen Freilassung eine Pressekonferenz. Israel habe seinen Teil des Waffenstillstandsabkommens nicht erfüllt, die Vermittler seien über die israelischen Verstöße informiert worden. Seit Freitag seien 340 Hilfsgütertransporte in den Gazastreifen gelangt, 65 hätten Nord-Gaza erreicht - "das ist weniger als die Hälfte dessen, was Israel vereinbart hat."

Israel: Deadline bis Mitternacht

"Die Hamas ist sich bewusst, dass das israelische Militär die Bodenoffensive im Gazastreifen fortsetzen wird, wenn die Geiseln nicht bis Mitternacht freigelassen werden", drohte daraufhin ein israelischer Sicherheitsbeamter der Nachrichtenseite "ynet". Er warf der Hamas vor, bereits am Vortag "dasselbe Spiel" gespielt zu haben. Reiseroute und Transport der Geiseln sei kurzfristig geändert worden. Dem Beamten zufolge sollen auch mehr als 61 von 200 für den Tag geplanten Hilfstransporte in den nördlichen Gazastreifen gelangt sein.

In Israel war die Übergabe der Israelis gegen 15.00 Uhr MEZ erwartet worden. Mehr als eine Stunde später berichteten israelische Medien von einer "technischen" Verzögerung. 

Weitere Freilassungen am Sonntag

Israel hat eine Liste mit den Namen weiterer Geiseln erhalten, die demnach an diesem Sonntag freikommen sollen. Das teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu am frühen Morgen mit. Sicherheitsbeamte würden die Liste überprüfen. Wie viele Geiseln am Sonntag freikommen könnten, wurde nicht mitgeteilt. 

ribbon Zusammenfassung
  • Nach stundenlangem Hin-und-Her, Interventionen von Katar und US-Präsident Biden und Drohungen aus Israel, ließ die Hamas am Samstag doch noch 17 Geiseln frei
  • 13 Israelis und 4 Thailänder wurden von Roten Kreuz über die Grenze nach Ägypten gebracht.
  • Davor hatte die palästinensische Terrororganisation die Übergabe in letzter Minute gestoppt.
  • Daraufhin drohte Israel mit der Fortsetzung ihrer Offensive im Gazastreifen, sollten die Geiseln nicht bis Mitternacht freikommen.