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Nach Erdbeben: Sechs Lkw mit Hilfsgütern in Syrien angekommen

Nachdem Hilfe in Nordsyrien nur langsam vorankommt, ist nun der wichtige Grenzübergang Bab al-Hawa wieder befahrbar. Am Donnerstag sind laut WHO sechs Lastwagen mit Hilfsgütern angekommen.

Drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 17.000 gestiegen. In der Türkei gebe es inzwischen 14.014 bestätigte Todesopfer und 63.000 Verletzte, teilte die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad mit. In Syrien sind bei dem Beben 3.200 Menschen ums Leben gekommen.

Die betroffenen Gebiete waren zunächst schwer zugänglich, mit dem Fortschreiten der Bergungsarbeiten steigen die Opferzahlen. Am frühen Montagmorgen hatte ein Beben, dessen Stärke das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) mit 7,7 angibt, das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert. Montagmittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,6 in derselben Region.

Straße zu Grenzübergang Bab al-Hawa wieder repariert

Vor allem im Norden Syriens ist das Ausmaß der Katastrophe nur schwer zu fassen. Hilfe kommt nur langsam voran - nicht zuletzt wegen der politischen Lage in dem Bürgerkriegsland. Die Nothilfe war UNO-Angaben zufolge auch wegen einer zerstörten Straße zum Grenzübergang Bab al-Hawa zwischen der Türkei und Syrien erschwert gewesen, die inzwischen laut Weltgesundheitsorganisation repariert werden konnte.

Zur Unterstützung der nur schwer erreichbaren Erdbeben-Opfer in Nordwesten Syriens sind am Donnerstag sechs Lastwagen mit Hilfsgütern der Vereinten Nationen eingetroffen. Die Transporter seien aus der Türkei gestartet und hätten den einzigen noch offenen Grenzübergang Bab al-Hawa passiert, hieß es von den UN. 

Bab al-Hawa: Lebensader für 4,5 Millionen Menschen

Der Grenzübergang Bab al-Hawa war schon vor dem Erdbeben eine Lebensader für rund 4,5 Millionen Menschen in Gebieten im Nordwesten des Landes, die nicht von der syrischen Regierung kontrolliert werden. 90 Prozent der Bevölkerung waren dort bereits vor der Katastrophe nach UNO-Angaben auf humanitäre Hilfe angewiesen. In der Region leben Millionen Menschen, die durch Kämpfe in Syrien vertrieben wurden. Zu ihrem Leid kommen unter anderem mangelhafte Ernährung, Cholera, kaltes Winterwetter und nun die Folgen der Erdbeben hinzu.

Stark überlastetes Gesundheitssystem

Das Gesundheitssystem in Syrien ist stark überlastet, berichtete Marcus Bachmann von Ärzte ohne Grenzen am Donnerstag im "Ö1"-Morgenjournal. Derzeit liege der Schwerpunkt der Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen nach dem Erdbeben auf Lebensrettung, alle anderen Patienten, deren Verletzungen nicht lebensbedrohlich sind, müssen warten. Auch drei Tage nach dem Erdbeben kommen noch viele Schwerverletzte in die Krankenhäuser, berichtete Bachmann. Das zeige, dass es "kaum schwere Bergungsgerät gibt, wenn überhaupt müssen Menschen händisch mit einfachen Werkzeugen geborgen werden", sagte der Experte. Sehr viele Patientinnen und Patienten, die derzeit in die Spitäler gebracht werden, sind unterkühlt. "Das Fenster, wo man Menschen noch lebend aus den Trümmern bergen kann, speziell wenn sie verletzt sind, ist dabei sich bei den tiefst winterlichen Bedingungen zu schließen", sagte Bachmann. Bei Verschütteten, die nicht verletzt sind, gebe es noch Hoffnung.

Bab al-Hawa ist der einzige offene von ursprünglich vier Grenzübergängen aus der Türkei nach Nordsyrien. Die syrische Regierung wollte humanitäre Hilfe schon vor dem Erdbeben komplett durch die von ihr kontrollierten Gebiete fließen lassen, um den Rebellen im Norden weitere Ressourcen zu entziehen. Dies fordert sie nun erneut. Bei Hilfslieferungen und -zahlungen an die Regierung gab es immer wieder Berichte, dass die Regierung sich daran bereichert und die Güter als Machtmittel im Bürgerkrieg einsetzt.

Aktivisten berichteten: Keine Hilfsgüter für Syrien

Aktivisten berichteten, dass nach dem Erdbeben keine Hilfsgüter, stattdessen aber Leichen von Syrern aus der Türkei über die Grenze transportiert würden. In der Türkei leben Millionen syrische Flüchtlinge. Die syrische Grenzbehörde veröffentlichte Fotos von Kleinbussen, aus denen Leichensäcke in Fahrzeuge umgeladen werden. Allein im Nordwesten Syriens wurden durch die Katastrophe schätzungsweise 11.000 Menschen obdachlos.

ribbon Zusammenfassung
  • Nachdem Hilfe in Nordsyrien nur langsam vorankommt, ist nun der wichtige Grenzübergang Bab al-Hawa wieder befahrbar.
  • Am Donnerstag sollen laut WHO sechs Lastwagen mit Hilfsgütern ankommen.