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Christian Thielemann zelebrierte Bruckner in Graz

Monumentale Klänge von Anton Bruckner haben am Samstag das Publikum im Grazer Stefaniensaal begeistert: Christian Thielemann war mit der Sächsischen Staatskapelle im Rahmen eines Festkonzerts des Musikvereins mit der neunten Symphonie des Komponisten zu Gast und ließ dieses gewaltig aufrauschende Werk mit einer tiefen Innigkeit hören. Das Orchester zeigte, dass es mit seinem langjährigen Leiter blind harmoniert und kleinste Facetten wunschgemäß umsetzten kann.

Christian Thielemann ist seit 2012 Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle, die unter seiner Stabführung erstmals in Graz zu hören war. Auf dem Programm stand Bruckners letzte Symphonie, jenes Werk, das er unvollendet zurücklassen musste. Dass dieses Stück aber durchaus etwas Geschlossenes hat, bewies Thielemann mit seiner Interpretation, die weder durchschlagende noch zarte Töne vermissen ließ und einen ergreifenden Bogen vom dunklen Pulsieren des Beginns bis zu den erlösenden Streicher- und Hörnerklängen am Ende spannte.

Der erste Satz umreißt schon die ganze Bandbreite von hauchfeinen Streichertönen bis zu wuchtigem Blech und machtvollem Schlagwerk. Trotzdem verlor sich Thielemann nie in machtvollem Getöse, sondern zeigt eine gezähmte Kraft. Abgründe werden sichtbar, aber der Blick verliert sich nicht in ihnen.

Die gewaltigen Ausbrüche im zweiten Satz wurden beeindruckend gestaltet, da war kein undefinierbares Poltern zu hören, sondern scharfkantige Klänge, die eigentlich erst vom dritten Satz samt seinem ergreifenden Adagio kalmiert wurden. Die schwebenden Abschiedsmomente am Ende ließen in ihrer großartigen Gestaltung das Publikum in berührender Stille zurück - ein Moment, der einmal mehr bewies, wie absolut unersetzlich Live-Konzerte sind und wie sehr diese während der diversen Lockdowns vermisst wurden.

Das nächste Highlight im Grazer Musikverein steht bereits unmittelbar bevor: Asmik Grigorian wird sich am 3. Juni zu einem Konzert einfinden. Die litauische Sopranistin, die seit ihrer Salzburger "Salome" 2018 unter Franz Welser-Möst zu den Stars ihres Fachs zählt, wird in der Begleitung von Lukas Geniusas Lieder von Sergej Rachmaninow singen.

(S E R V I C E - https://musikverein-graz.at)

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  • Trotzdem verlor sich Thielemann nie in machtvollem Getöse, sondern zeigt eine gezähmte Kraft.