Mekka-Anschlag: Auf Laptop keine Infos zu Swift-Attentat
Der 20-jährige Niederösterreicher Hasan E. sitzt in Saudi-Arabien in Haft. Er soll in Mekka versucht haben, Sicherheitspersonal im Rahmen eines islamistischen Anschlags mit einem Messer zu töten.
Wie kürzlich bekannt wurde, hatte er Kontakt zu Beran A., jenem 19-jährigen Niederösterreicher, der verdächtigt wird, einen Anschlag auf das Taylor-Swift-Konzert in Wien geplant zu haben.
Hasan E. sei von den Behörden irrtümlich für einen "Lone Wolf" gehalten worden, titelten Medien am Dienstag. Man habe es unterlassen, ausreichende Ermittlungsschritte einzuleiten, hieß es. Die Behörden wehren sich nun gegen diese Vorwürfe.
Der Hergang im Überblick:
- 1. März 2024: Hasan E. reist mit einem Freund nach Istanbul. Er reist nach Mekka weiter, der Freund bricht ab. Dass er den Behörden nicht bekannt ist, wie Medien berichten, stimmt so nicht.
- 11. März 2024: Hasan E. versucht bei der Al-Haram-Moschee in Mekka, Menschen zu töten und wird festgenommen.
- 14. März 2024: Die Mutter von Hasan E. wendet sich an eine deutsche Beratungsstelle, die wiederum die österreichischen Behörden informiert. Der Bruder von Hasan E. erstattet eine Vermisstenanzeige bei der österreichischen Polizei.
- 20. bis 22. März 2024: Die saudischen Behörden informieren die österreichischen Behörden per Mittelsmann über den Anschlag und dass der Niederösterreicher in Haft sei.
- Die Staatsanwaltschaft Korneuburg eröffnet in der Folge ein Inlandsverfahren gegen E. Der Bruder von E. wird einvernommen, die Polizei hält Nachschau in der Wohnung von E., es wurde nichts Verdächtiges in Richtung Radikalisierung gefunden. Der Laptop wurde nicht sichergestellt.
- 9. August 2024: An diesem Tag sollte der Popstar Taylor Swift im Wiener Ernst-Happel-Stadion auftreten. Die Konzerte wurden allerdings abgesagt, weil wenige Tage zuvor eine Razzia in Ternitz stattfand. Beran A. wurde dabei festgenommen - er soll einen Anschlag auf das Konzert geplant haben. Beran A. sitzt seitdem in U-Haft.
- 17. Oktober 2024: Das Verfahren gegen Hasan E. wird wegen "Nichtgreifbarkeit" eingestellt. Mittlerweile führt aber die Staatsanwaltschaft Wien wieder eines.
- 19. Jänner 2025: Die "Kronen Zeitung" berichtet erstmals über Ermittlungsakten, wonach Hasan E. und Beran A. Kontakt hatten: Offenbar wollten A., E. und der dritte Freund im März zeitgleich Anschläge in Mekka, Dubai und Istanbul durchführen. A. dürfte in Dubai einen Rückzieher gemacht haben, auch in Istanbul dürfte es zu keinem Anschlag gekommen sein. Die Erkenntnisse dürften aus Chat-Auswertungen von Beran A.s Datenträgern stammen.
- 7. Jänner 2025: Der Laptop von Hasan E. wird doch sichergestellt - laut Informationen von PULS 24 und "Standard" fanden die Ermittler darauf keinerlei relevante Informationen oder Verbindungen zu Beran A.
Was haben die Behörden unternommen?
Dass auf dem Laptop nun keine relevanten Informationen gefunden wurden, sieht man bei der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) als Bestätigung. Man wäre auf die mutmaßlichen Machenschaften von Beran A. auch dann nicht früher gekommen, hätte man den Laptop schon im Frühjahr 2024 sichergestellt.
Die zuständige Staatsanwaltschaft habe eine Sicherstellung damals als "nicht zielführend" erachtet, heißt es von der DSN, da eine Auswertung Monate gedauert hätte. Außerdem habe der Bruder von Hasan E. in der Befragung ausgesagt, dass E. den Laptop nicht verwendet hätte. Das glaubten ihm die Behörden offenbar.
Der Verfassungsschutz hält gegenüber PULS 24 fest, man habe "alle gesetzlich zur Verfügung stehenden Maßnahmen und Ermittlungsschritte gesetzt". Denn es stehe gar nicht fest, dass eine Auswertung etwaiger Chats auf dem Laptop überhaupt genehmigt worden wäre.
Saudis lehnten ab
Generell will man sich nicht gefallen lassen, man hätte zu wenig unternommen: "Siebenmal" habe man in Saudi-Arabien angefragt, ob man Hasan E. befragen und Daten von seinem Handy haben dürfe. Saudi-Arabien hätte letztlich immer abgelehnt, heißt es von der DSN.
Beim Verfassungsschutz hält man fest, dass man Hasan E. vor der Information aus Saudi-Arabien nicht gekannt habe und man den mutmaßlich geplanten Anschlag auf das Swift-Konzert "erfolgreich verhindert" habe.
Swift-Terrorverdächtiger: Chats über Mordfantasien
Zusammenfassung
- Nach den vereitelten Anschlagsplänen auf das Taylor-Swift-Konzert in Wien im Sommer wurde bekannt, dass der Verdächtige Kontakt zu einem weiteren Niederösterreicher hatte, der in Mekka einen Anschlag verübt haben soll.
- Schnell wurden der österreichischen Behörde Vorwürfe gemacht - diese wehrt sich nun.
- Man wollte sogar nach Saudi-Arabien fliegen, doch dort wurde man siebenmal vertröstet.
- Am Laptop des Verdächtigen fand man keine Infos zu den Swift-Anschlagsplänen.