Kurze körperliche Belastung halbiert Herz-Risiko von Frauen
Die klassischen Empfehlungen für körperliche Aktivität zur Verringerung der Sterblichkeit aus allen Ursachen und speziell durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind klar und gelten weiter: pro Woche 150 bis 300 Minuten mittlere physische Belastung oder 75 bis 150 Minuten intensives Training (z.B. Laufen etc.). Doch viele Menschen haben es schwer, das in ihr tägliches Leben zu integrieren - dementsprechend "gute Neujahrsvorsätze" bleiben häufig unrealisiert.
Doch ein anderes Konzept verspricht auch Hilfe, statistisch signifikant zumindest bei Frauen: starke, intermittierende physische Aktivität im täglichen Leben (VILPA). Das sind zum Beispiel drei Mal pro Tag kurze, ein bis zwei Minuten dauernde intensive körperliche Aktivitäten. Sie werden in den Tagesablauf eingebaut: schnelles Stiegensteigen, Springen beim Warten auf das Heißwerden von Gerichten aus dem Mikrowellenherd, eine kurze Pause mit schnellem Marschieren um den Häuserblock, ein wenig Schnurspringen vor dem Fernseher.
Emmanuel Stamatakis von der Universität Sydney in Australien und britische Experten haben dazu jetzt im "British Journal of Sports Medicine" eine Studie veröffentlicht (DOI: 10.1136/bjsports-2024-108484). Die Teilnehmer stammten aus der britischen UK Biobank und trugen zwischen 2013 und 2015 für sieben Tage einen Accelerometer am Handgelenk, das ihre körperlichen Aktivitäten aufzeichnete. Die Wissenschafter schlossen 22.368 Personen ein, die angaben, in der Freizeit keinen sportlichen Aktivitäten nachzugehen und pro Woche maximal einen Spaziergang zu machen. Als Vergleichsgruppe dienten 58.684 Personen, die an sportlichen Freizeitaktivitäten teilnahmen und mehr als einmal pro Woche spazieren gingen, berichtete zu der Studie das Deutsche Ärzteblatt.
Die Ergebnisse waren frappant. Beim Vergleich zwischen VILPA-Episoden und der Häufigkeit von Herzinfarkten, Schlaganfällen oder auftretender Herzschwäche gab es im Rahmen einer Beobachtungszeit von 7,9 Jahren wesentliche Unterschiede. "Bei Frauen zeigte die tägliche VILPA-Dauer eine nahezu lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung mit allen größeren Herz-Kreislauf-Ereignissen sowie separat für Myokardinfarkt und Herzschwäche. Bei Männern hingegen waren die Dosis-Wirkungs-Kurven weniger eindeutig", schrieb die Ärztezeitung.
Unter den Frauen kam es bei einer mittleren Gesamt-Belastungsdauer von nur 3,4 Minuten gegenüber keinen VILPA-Einheiten zu einer Verringerung der Häufigkeit von Herz-Zwischenfällen um 45 Prozent. Das Risiko für das Auftreten einer Herzinsuffizienz sank sogar um zwei Drittel, die Herzinfarkt-Gefährdung um die Hälfte.
Auch kürzere VILPA-Einheiten hatten einen Effekt: Schon 1,2-1,6 Minuten VILPA pro Tag reduzierten bei Frauen das Risiko für große Herz-Kreislauf-Ereignisse um 30 Prozent, die Infarktgefährdung um ein Drittel und die Häufigkeit von Herzschwäche um 40 Prozent. Bei Männern hingegen verringerten 2,3 Minuten VILPA täglich das die Herz-Kreislauf-Gefährdung nur um elf Prozent.
"Die Erkenntnis, dass bereits kleine tägliche Dosen intensiver körperlicher Aktivität mit einer Reduktion von Herz-Kreislauf-Ereignissen und Sterblichkeit verbunden sind, ist besonders ermutigend für Menschen, die keinen strukturierten Sport treiben", sagte dazu Yasina Somani von der Universität von Leeds. Immerhin würden beispielsweise in Großbritannien etwa zwei Drittel der Erwachsenen die Empfehlungen für körperliche Aktivität nicht erfüllen.
Zusammenfassung
- Eine australische Studie zeigt, dass bereits 1 bis 4 Minuten intensiver körperlicher Aktivität pro Tag das Herz-Kreislauf-Risiko bei Frauen um die Hälfte senken können.
- Bei Frauen führte eine mittlere VILPA-Dauer von 3,4 Minuten zu einer Verringerung der Herz-Zwischenfälle um 45 Prozent, während kürzere Einheiten von 1,2-1,6 Minuten das Risiko um 30 Prozent reduzierten.
- Männer profitierten weniger von VILPA, mit einer Reduktion des Herz-Kreislauf-Risikos um nur 11 Prozent bei 2,3 Minuten täglicher Aktivität.