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Krypto-Prozess: "Fast wie in einer Netflix-Serie"

In Klagenfurt geht es vor Gericht um mutmaßlichen Millionenbetrug mit Kryptowährungen. Ausgerechnet die Ex-Freundin brachte den Angeklagten am Mittwoch zu einem Geständnis. "Das ist ja fast wie in einer Netflix-Serie", meinte die Richterin.

Im Prozess um das EXW-Firmengeflecht geht es um Betrug mit Kryptowährungen. Acht Angeklagte sollen rund 40.000 Opfer um mindestens 17,6 Millionen Euro betrogen haben.

Die Ex-Freundin des Hauptangeklagten meinte vor Gericht jedoch, sie gehe von einem Schaden zwischen 80 und 120 Millionen Euro aus. Ihr damaliger Freund wollte "so schnell wie möglich reich werden".

Der Auftritt der 23-Jährigen sorgte dann am Nachmittag für ein völlig überraschendes Geständnis des Hauptangeklagten. "Das ist ja fast wie in einer Netflix-Serie", kommentierte die Richterin Claudia Bandion-Ortner. 

Partys und purer Luxus

"Es war von Anfang an klar, dass die Gelder irgendwann einfach weg sein werden", meinte die 23-jährige Zeugin. Sie beschrieb ein ausschweifendes Luxusleben, das sie mit dem 26-jährigen Angeklagten geführt habe: Partys, Champagner, Luxusuhren und -autos, Flüge, Hotels und Restaurants. 

Sie habe dann mit dem Hauptangeklagten in einer Villa in Thailand gelebt. Monatsmiete: 15.000 Euro. Währenddessen sei im Klagenfurter Büro alles drunter und drüber gegangen, Partys seien gefeiert worden und 400.000 oder 450.000 Euro seien plötzlich verschwunden gewesen.

Betrug geplant? "Ja"

Das Paar lernte sich noch vor der Gründung der Krypto-Plattform kennen. Vor Gericht erzählte sie dann von Treffen, bei denen ihr Ex und seine Kumpanen Pläne für "ein letztes Ding" schmiedeten, um gemeinsam reich zu werden.

Die Männer hätten geplant, eine Kryptowährung zu schaffen, deren Kurs sie selbst hätten "regulieren" können. "War ihrer Ansicht nach ein Betrug geplant?", wollte die Richterin wissen. "Ja", antwortete die Zeugin.

Zwischenzeitlich sei überlegt worden, das Geschäft ins Legale zu drehen, das habe aber wegen der hohen Ausgaben nicht funktioniert.

Geständnis, zumindest teilweise

"Irgendwann muss alles zu einem Ende kommen", leitete der Klagenfurter, der sich bisher nicht schuldig bekannt hatte, seine Aussage vor Richterin Claudia Bandion-Ortner nach der Einvernahme seiner Ex-Freundin ein. Was folgte, war ein Geständnis, zumindest teilweise.

Der Betrug sei nicht von Anfang an geplant gewesen. Es sei ihm aber irgendwann bewusst geworden, dass "das so nicht funktionieren kann und es in einem Betrug enden wird".

Ein Komplize auf der Flucht

Der Hauptangeklagte entlastete in seiner Aussage die weiteren Angeklagten und sagte aus, dass nur er und die drei anderen EXW-Founder Mitwisser waren.

Einer dieser Männer ist bereits in Brasilien festgenommen worden, ein zweiter hatte sich vergangene Woche der Justiz gestellt und der Dritte befindet sich noch auf der Flucht.

In zwei Wochen soll der Prozess mit der ergänzenden Einvernahme des Hauptangeklagten fortgesetzt werden.

ribbon Zusammenfassung
  • In Klagenfurt geht es vor Gericht um mutmaßlichen Millionenbetrug mit Kryptowährungen.
  • Ausgerechnet die Ex-Freundin brachte den Angeklagten am Mittwoch zu einem Geständnis. "Das ist ja fast wie in einer Netflix-Serie", meinte die Richterin.
  • Acht Angeklagte sollen rund 40.000 Opfer um mindestens 17,6 Millionen Euro betrogen haben.
  • Die Ex-Freundin meinte vor Gericht jedoch, sie gehe von einem Schaden zwischen 80 und 120 Millionen Euro aus.