Knaus: EU versagt moralisch, politisch und humanitär

30.000 Tote im letzten Jahrzehnt beim Versuch übers Mittelmeer nach Europa zu kommen. Migrationsforscher Gerald Knaus wirft der EU Versagen vor. Dabei gäbe es eine Lösung, sie müsste nur umgesetzt werden.

"Wir hatten allein im letzten Jahr auf dem Weg nach Spanien und Italien 3.900 Tote", sagt Gerald Knaus von der European Stability Initiative im Interview bei "Heiß Umfehdet". 

"Sichere Drittstaaten" einziger Weg

Der Weg sei nicht, Seenotretter zu behindern oder zuzuschauen, wie Menschen in Boote steigen. "Der einzige Weg", ist sich der Migrationsforscher sicher, sei, "diese Überfahrten sinnlos zu machen und das geht nur durch Kooperation mit anderen, sicheren Staaten". 

EU-Migrationspakt nimmt Folterung und Tod in Kauf

Das Asyl- und Migrationspaket der EU sei ein "Scheitern aller Beteiligten" und "vollkommen unstrategisch", wirft Knaus der EU vor. Die Abkommen mit Libyen, Tunesien, Ägypten und ähnlichen Staaten, die bestehen, seien das genaue Gegenteil von dem, was es brauche. 

EU fixiert Milliarden-Migrations-Deal mit Ägypten

Beim "Libyen-Modell" etwa gebe die EU einem Land Geld und hoffe, dass es die Menschen daran hindert, in die EU zu kommen, ohne zu kontrollieren, was dort passiert. "Wir nehmen die gravierenden Menschenrechtsverletzungen nicht nur in Kauf, wir sind moralisch mitverantwortlich". In Tunesien etwa würden Menschen aus den Hafenstädten in die Wüste geschleppt und dort ausgesetzt.

Ruanda

"Ein Sicheres-Drittstaaten-Modell ist das genaue Gegenteil." Die EU dürfte dann Personen nach einer individuellen Prüfung nur in Staaten schicken, wenn dort die Menschenrechte eingehalten werden. Ein Beispiel für einen sicheren Drittstaat sei Ruanda, das von sich aus anbiete, Menschen einen sicheren Platz zu bieten, um Asylverfahren vor Ort zu regeln. 

"Kein Recht auf Migration" 

Für Menschen, die nach Österreich, Deutschland oder Schweden wollen, sei das nicht die Erfüllung ihres Wunsches. Aber, so Knaus, "solange der Staat sicher ist, gibt es kein Recht auf Migration". Wenn eine kleine Zahl an Menschen zurückgeschickt wird, führe das dazu, ist sich der Migrationsforscher sicher, dass sich "eine große Zahl an Menschen nicht mehr in die Boote setzt".

Damit könnte man eine "radikale Reduzierung der Toten" bewirken. Tausende mehr würden überleben. 

ribbon Zusammenfassung
  • 30.000 Tote im letzten Jahrzehnt beim Versuch übers Mittelmeer nach Europa zu kommen.
  • Migrationsforscher Gerald Knaus wirft der EU Versagen vor. Dabei gäbe es eine Lösung, sie müsste nur umgesetzt werden.