Klimawandel beeinträchtigt zunehmend Gesundheit
Dürren und Hitzewellen haben dem Report zufolge dazu geführt, dass im Mittel 2022 in 124 untersuchten Ländern 151 Millionen Menschen mehr von mäßiger oder schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen waren als im Zeitraum von 1981 bis 2010.
Fast die Hälfte der globalen Landfläche (48 Prozent) erlebte im vergangenen Jahr mindestens einen Monat extremer Dürre. Das sind - betrachtet seit etwa 1950 - lediglich zwei Prozent weniger als beim bisherigen Rekordwert von 2020. Vermehrt auftretende extreme Regenfälle und Wirbelstürme führten zu Überschwemmungen, Infektionskrankheiten und Wasserverschmutzung, heißt es zudem im "Lancet Countdown on Health and Climate Change".
Eine weitere durch den Klimawandel begünstigte Gefahr ist demnach die Übertragung potenziell tödlicher Infektionskrankheiten wie Denguefieber, Malaria, West-Nil-Fieber und Vibrionen-Infektionen. Durch höhere Temperaturen in gemäßigten Breiten seien immer mehr Menschen in zuvor nicht betroffenen Gebieten dem Risiko einer Übertragung ausgesetzt.
Das aus mehr als 120 Expertinnen und Experten bestehende Team um Marina Romanello vom Institute for Global Health des University College London hat für den Report im Vorfeld der 29. Weltklimakonferenz (COP29) im November in Baku (Aserbaidschan) zahlreiche Studienergebnisse und Klimadaten zusammengetragen.
"Der diesjährige Report deckt nicht nur die Unzulänglichkeit der bisherigen Anpassungsbemühungen auf, sondern zeigt auch eine Welt, die von dem Ziel, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, abweicht", schreibt die Gruppe. "Kein Mensch und keine Volkswirtschaft auf diesem Planeten ist immun gegen die gesundheitlichen Gefahren des Klimawandels", warnte Romanello.
Berechnungen von Forschenden zufolge konnten 2023 wegen zu großer Hitze 512 Milliarden Arbeitsstunden nicht geleistet werden, was für viele Arbeitnehmer auch einen Verdienstausfall bedeutete. Das traf insbesondere Menschen in armen Ländern: Dort machten die nicht geleisteten Arbeitsstunden 7,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus - in reichen Ländern waren es nur 0,5 Prozent.
Die durchschnittlichen jährlichen wirtschaftlichen Verluste durch wetterbedingte Extremereignisse stiegen dem Bericht zufolge von 2014 bis 2023 um fast ein Viertel (23 Prozent) auf 227 Milliarden US-Dollar (rund 211 Milliarden Euro).
Die Autoren und Autorinnen des Berichts kritisieren, dass durch anhaltende Investitionen in fossile Brennstoffe, den weiter hohen Ausstoß an Treibhausgasen und Verzögerungen bei der Anpassung an den Klimawandel die Risiken für die Menschen weltweit weiter steigen.
Noch immer gäben Regierungen und Unternehmen Billionen Dollar für Subventionen und Investitionen in fossile Brennstoffe aus, die den Klimawandel verschlimmerten. Dieses Geld müsse in erneuerbare Energien sowie Aktivitäten umgeleitet werden, die der Gesundheit, dem Lebensunterhalt und dem Wohlbefinden der Menschen zugutekommen.
Derzeit seien die Möglichkeiten für Klimaschutzmaßnahmen durch den Mangel an Finanzmitteln oft stark eingeschränkt, während 2023 immer noch fast 37 Prozent der weltweiten Energieinvestitionen in fossile Brennstoffe geflossen seien. In vielen Ländern überstiegen die Subventionen die nationalen Gesundheitsausgaben bei weitem.
"Öl- und Gasunternehmen - unterstützt von vielen Regierungen und dem globalen Finanzsystem - verstärken weiterhin die Abhängigkeit der Welt von fossilen Brennstoffen", sagte die Mitautorin Stella Hartinger von der Universidad Peruana Cayetano Heredia. Gesundheit und Überleben von Millionen Menschen würden aufs Spiel gesetzt.
(S E R V I C E - "Lancet Countdown on Health and Climate Change" unter https://go.apa.at/LB1ineDa)
Zusammenfassung
- Der Klimawandel beeinträchtigt die Gesundheit weltweit, mit einem Anstieg der verlorenen Schlafstunden durch Hitze um fünf Prozent zwischen 1986-2005 und 2019-2023.
- 2022 waren 151 Millionen Menschen mehr von Ernährungsunsicherheit betroffen als im Durchschnitt von 1981 bis 2010, bedingt durch Dürren und Hitzewellen.
- Wirtschaftliche Verluste durch wetterbedingte Extremereignisse stiegen von 2014 bis 2023 um 23 Prozent auf 227 Milliarden US-Dollar.