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"Blinde Passagiere": Migranten überlebten 14 Tage auf Schiffsruder

Zwei Wochen reisten vier Nigerianer unbemerkt auf einem Frachtschiff mit. Während der gefährlichen Atlantiküberquerung harrten sie auf einem Schiffsruder aus. Am Ende erreichten sie aber nicht wie geplant Europa, sondern Brasilien.

Am zehnten Tag auf dem Ruder eines Frachtschiffes ging den vier Nigerianern Essen und Trinken aus. Sie überlebten nach eigenen Angaben noch weitere vier Tage, indem sie Meerwasser tranken, das nur wenige Meter unter ihnen gegen das Ruder krachte. 

"Es war eine schreckliche Erfahrung für mich", erklärte der 38-jährige Thankgod Opemipo Matthew Yeye der Nachrichtenagentur Reuters. 

Die brasilianische Polizei rettete sie schließlich am Hafen von Vitória. Eigentlich wollten die vier Männer jedoch nicht nach Brasilien, sondern nach Europa. Seit ihrer Rettung reisten zwei von ihnen freiwillig wieder zurück nach Nigeria. Yeye und der 35-jährige Roman Ebimene Friday hingegen beantragten in Brasilien Asyl.

Angst vor Entdeckung

Seine Reise nach Brasilien habe schon am 27. Juni begonnen, so Friday. Ein befreundeter Fischer habe ihn in Lagos zum Heck des Frachtschiffes gerudert. Dort befanden sich bereits drei weitere Männer, berichtete Friday. Er sei erschrocken: Seine Mitreisenden habe er zuvor noch nie gesehen. 

Die Angst vor Entdeckung dürfte die vier Männer jedoch zusammengeschweißt haben. Sobald das Schiff losfuhr, taten sie laut Friday alles, um nicht von der Schiffsbesatzung entdeckt zu werden. "Wenn sie dich erwischen, werfen sie dich vielleicht ins Wasser", sagte der 35-Jährige. "Also haben wir uns beigebracht, niemals ein Geräusch zu machen."

Riskante Reise

Um nicht von ihrem winzigen Versteck zu stürzen, spannten die Männer ein Netz um das Ruder und banden sich mit einem Seil daran fest. Beim Blick nach unten sah Friday "große Fische wie Wale und Haie".

Aufgrund der beengten Verhältnisse und des Motorenlärms sei auch Schlafen kaum möglich gewesen. "Ich war sehr froh, als wir gerettet wurden", erklärte Friday. Wirtschaftliche Not, politische Instabilität und Kriminalität in Nigeria hätten ihm aber keine andere Wahl gelassen, als die gefährliche Reise anzutreten.

ribbon Zusammenfassung
  • Zwei Wochen reisten vier Nigerianer unbemerkt auf einem Frachtschiff mit.
  • Während der gefährlichen Atlantiküberquerung harrten sie auf einem Schiffsruder aus.
  • Am Ende erreichten sie aber nicht wie geplant Europa, sondern Brasilien.