Tanzende Kinder bei Dragqueen-Lesung trotz Demo: "Stimmung war toll"
Unter massivem Polizeiaufgebot und dem Lärm von Demo und Gegendemo ist am Sonntagvormittag in der Türkis Rosa Lila Villa die Lesung von Künstlerin und Dragqueen Freya Van Kant über die Bühne gegangen.
Eltern erschüttert von Demo, Kinder fanden Dragqueen "lustig"
Rund 40 Kinder und deren Eltern waren, wie ursprünglich geplant, zur Veranstaltung gekommen. Wegen der Demos wurde sie kurzfristig in den ersten Stock der Villa verlegt. "Es ist schon ein bisschen erschreckend" und "erschütternd", sagte eine Mutter über die Demos vor der Tür. Eine andere fand es "störend und erschreckend", sie habe "überlegt, ob wir unserem Kind das antun wollen". Abschrecken lassen wollte sich hier aber schließlich niemand. Denn es sei wichtig, für Toleranz einzutreten.
"Trotzdem war es wichtig, herzukommen"
"Die Stimmung war toll", war danach das Fazit. Und trotz der Demo "war es wichtig, herzukommen." Und auch den Kindern hat die Lesung sichtlich gefallen. Künstlerin Freya van Kant inszenierte im roten Glitzer-Tüllkleid und auftoupierter blonder Perücke eine Märchengeschichte, wie man sie aus dem klassischen Erlebnis-Kindertheater kennt, samt Tanzeinheit und Fechtrunde mit Schwimmnudeln - nur dass diesmal die Prinzessin den vom Drachen verschleppten Prinzen retten musste und nicht umgekehrt.
Kindergartenpädagogin: "Ganz normal für Kinder, sich zu verkleiden"
Die Kinder hätten begeistert mitgemacht, getanzt und gelacht, berichtet PULS 24 Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz nach der Veranstaltung.
"Hier wird nicht über Sex gesprochen. Hier geht es um Lieblingsfarben, um Lieblingskleidung und darüber, was es bedeutet, einzigartig zu sein", betonte Stephane Magloire, Organisator des "Queens Brunch" und der insgesamt dritten Drag-Queen-Lesung in der Villa Vida.
Weitere Lesungen geplant
Freya van Kant selbst betonte im PULS 24 Interview, dass sie die Gegendemo "ein Stück weit merkwürdig" finde. Sie finde es "ziemlich daneben, denn Kinder brauchen Geschichten". "Darf man jetzt nicht mehr vorlesen?", fragt sie. Jeder im Veranstaltungsteam habe sein Herzblut in das Event gesteckt, um es sicher zu gestalten. Und sie kündigt an: Es werde "auf jeden Fall" weitere Lesungen geben.
"Kinder brauchen Geschichten!"
Bei den Drag-Queen-Lesungen würden Geschichten vorgelesen, in denen es darum gehe, man selbst zu sein und zu einem glücklichen Menschen zu werden. "Das sind Geschichten, die jedem Kind gut tun", es gehe darin um Menschenwürde und auch um christliche Werte wie Nächstenliebe. Es sei sehr befremdlich, dass ein "rechter Mob", dessen einziges Ziel es sei, Zwietracht zu sähen und Angst zu verbreiten, gegen Derartiges mobilisiere.
Hass und Hetze "wollen wir nicht in Nachbarschaft"
Van Kant hatte im Vorfeld angesichts der Gewaltdrohungen im Internet und von Medienberichten, in denen gegen die Community polemisiert worden sei, kurz über eine Absage der Veranstaltung nachgedacht. Es sei aber schnell klar gewesen, dass es hier um etwas Wichtiges gehe.
Gegen die Lesung mobilisierten Rechtsextreme und christliche Fundamentalisten sowie die Freiheitliche Jugend, Personen aus dem Umfeld der Corona-Maßnahmen-Gegner und Verschwörungsideologen seit Wochen. Auch die FPÖ und die ÖVP griffen die Veranstaltung verbal an.
Immer wieder Angriffe
Dragqueen-Lesungen und auch die Türkis Rosa Lila Villa selbst waren in der Vergangenheit immer wieder Ziel von An- und Übergriffen. Mutmaßliche Rechtsextreme klettern in der Nacht auf den 29. März auf ein Baugerüst und brachten ein Plakat mit einer gegen die Community gerichteten Parole an der Villa an. Im Juni 2022 wurde der Zugang zur Bücherei Mariahilf zugemauert, um die Lesung der Dragqueen Candy Licious zu verhindern. Zuvor hatten rechtsextreme Gruppen gegen die Veranstaltung gehetzt.
Zusammenfassung
- Während sich vor der Türkis Rosa Lila Villa in Wien-Mariahilf linke und rechte Demonstrant:innen, getrennt durch ein Großaufgebot an Polizisten, gegenüberstanden, fand die Dragqueen-Lesung drinnen mit rund 40 teilnehmenden Kindern statt.
- Die Eltern waren zwar besorgt, die Kinder aber begeistert - es wurde gesungen und getanzt.
- Dragqueen Freya van Kant las eine Prinzessinnengeschichte im roten Tüllkleid, mit blonder Perücke. Sie tue es, sagt sie "für das Leuchten in den Augen der Kinder".
- Weitere Lesungen sind geplant.