Juden meiden Campus, Gegendemo zum Protestcamp
Man fordert das Ende der Zusammenarbeit österreichischer und israelischer Unis, ruft auf Flyern und Plakaten zur "Intifada" auf und unterstellt Israel, im Gazastreifen einen "Genozid" zu begehen. Nach dem Vorbild von US-Eliteuniversitäten gibt es auch auf dem Campus-Gelände der Uni Wien im alten AKH seit Montag ein pro-palästinensisches Protestcamp.
Im sumpfigen Rasen stehen seither ein paar Zelte. Teilnehmerinnen erzählen PULS 24, dass "mehrere Dutzend" hier geschlafen hätten. Sie sprechen von einem Zustrom zum Camp. Gegen Mittag waren rund 150 Personen dort anwesend. Die Stimmung war geladen, andauernd wurden Parolen gerufen.
Viele von ihnen wollen nicht mit Journalist:innen reden - auf einem Schild im Camp heißt es auch, man solle nicht mit Medien oder Polizei sprechen. Die beiden Teilnehmerinnen sind sich jedenfalls sicher: Sie wollen bleiben, bis der Krieg beendet wird.
Doch das Protest-Camp und seine Forderungen sorgen zunehmend für Unbehagen am Campus. Man habe Meldungen von jüdischen Studierenden, die nicht wissen, wie sie auf dem Campus kommen können, kritisiert etwa Nora Hasan, Vorsitzende der ÖH Uni Wien (VSStÖ).
Der "Intifada"-Aufruf sei antisemitisch, damit werde zum Töten von Juden aufgerufen, erklärt Hasan im PULS 24 Interview. Die ÖH möchte wieder "einen sicheren Platz am Campus" und einen "diskriminierungsfreien Raum" schaffen.
Gegendemonstration
Die Jüdische österreichische Hochschüler:innen (JÖH) und das Bündnis gegen Antisemitismus haben sich unterdessen am Mittwoch ebenfalls am Campus versammelt, um gegen das Camp zu demonstrieren. Die Polizei ist vor Ort und trennt die Kundgebungen auch mit Tretgittern voneinander. Das gelang zu Beginn nicht ganz - es kam zu einigen Schreiduellen als sich pro-palästinensische Aktivist:innen unter die Gegendemo mischten.
Auch Beamtinnen und Beamte vom Verfassungsschutz waren anwesend und machten sich ein Bild. Die Inhalte der Parolen, die teilweise in arabischer Sprache aus dem Protestcamp ertönten, würden auf allfällige strafrechtliche Inhalte geprüft, wurde seitens der Polizei versichert.
https://twitter.com/joehwien/status/1788127811049300181
Teilnehmer:innen wurden gewarnt, dass das iranische Staatsfernsehen teilweise vom Campus berichten würde. Dennoch folgten circa 100 Personen dem Aufruf. "Rape is not Resistance. Bring them home now", wird auf einem Plakat an den Hamas-Terrorangriff am 7. Oktober und die Geiseln erinnert.
Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz berichtet live.
Antisemtische Gruppen hinter Camp
An einem Campus, an dem auch Jüd:innen studieren, offen zur "Intifada" aufzurufen, sei "nicht tragbar", deshalb musste man handeln, sagt Alon Ishay von den jüdischen Studierenden zu PULS 24. Hinter dem Camp würden bekannte antisemitische Gruppierungen stecken, kritisiert er. Viele Jüd:innen würden den Campus meiden, sagt auch er. Am Uni-Campus dürfe nicht zur Gewalt aufgerufen werden.
Uni sperrt Höfe
Von der Universität Wien hieß es unterdessen am Mittwoch auf PULS 24 Anfrage, dass man sich vom 'Student Intifada Camp' distanziere. "Eine Räumung ist nach Einschätzung der Exekutive aktuell nicht möglich. Die Universität prüft in Abstimmung mit der Polizei weiter alle rechtlichen Möglichkeiten", hieß es.
Auf Grund von "Störaktionen und Beschädigungen" werde man nun "zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen" am Campus ergreifen: Die Höfe 2 bis 5 sowie die Höfe 8 und 9 sind bis auf Weiteres von 22 bis 6 Uhr geschlossen, so die Uni.
"Antisemitismus und die Verharmlosung von Terror haben keinen Platz an der Universität Wien. Die Äußerungen des Protest-Camp stehen in Widerspruch zu allem, wofür die Universität Wien steht", teilte man mit.
Zusammenfassung
- Das Anti-Israel-Protest-Camp am Campus "Altes AKH" der Uni Wien stößt auf Widerstand.
- Gegendemonstrant:innen kritisieren Antisemitismus, Jüd:innen würden sich nicht mehr auf den Campus trauen. Die Polizei ist vor Ort.
- Die Uni kündigte unterdessen gegenüber PULS 24 an, Höfe des Campus in der Nacht sperren zu wollen.