Intensivmediziner-Präsident: Voll-Lockdown in OÖ und Salzburg "einziger Weg"
Hunderte Betten für Nicht-Corona-Patienten fehlen in Salzburg. Das Bundesland ist nur die Spitze des Eisbergs in Österreich. Von Montag auf Dienstag starben 61 Personen an Corona, die jüngste Intensivpatientin in Salzburg ist gerade einmal vier Jahre alt.
OÖ weiß nicht mehr wohin mit Intensiv-Patienten
Ein Hilferuf kommt auch vom Präsident der Intensivmediziner Walter Hasibeder. Die Lage sei "besonders schlimm" sagt er im "Ö1 Mittagsjournal". In Oberösterreich seien bereits knapp über 50 Prozent der Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt. Mehrere Patienten seien "in der Warteschleife", man wisse nicht mehr, "wo man die hintun soll".
Salzburg: Patienten in OPs, kein Personal mehr
Salzburg sei am Rande der Dekompensation, man überlege, wie man die Triage durchführen solle. Es gebe keine Intensivplätze mehr. Schon jetzt werden Intensivpatienten in Aufwachräumen behandelt. Als letzte Möglichkeit plane man, leere OP-Räume zu benützen, weil dort auch ein Beatmungsgerät und ein Monitor steht und man OPs absagen müsse. Dort sei aber natürlich bei weitem nicht die Behandlungsqualität gegeben, die man gewohnt sei. Man habe auch kein Intensiv-Pflegepersonal mehr und müsse anderes Personal einsetzen.
Durchseuchte Tiroler "gerade noch geschützt"
In Tirol – Hasibeder ist Intensivmediziner am Spital von Zams – seien die Zahlen ein wenig rückläufig. Der Mediziner glaubt, dass die Immunität bei Tirolern etwas höher ist als bei anderen, weil das Bundesland das erste war, in dem Corona ausbrach und deshalb die Durchinfektionsrate in der Bevölkerung höher sei. Einige Personen im Tiroler Oberland hätten wahrscheinlich eine natürliche Immunität, die sie jetzt "gerade noch schützt". Deshalb seien sie noch nicht so überlastet.
"Genereller Lockdown" einziger Weg
"In den Hochinzidenzbundesländern wie Oberösterreich und Salzburg muss man sich jetzt überlegen, ob man nicht einen generellen Lockdown kurzzeitig macht." Der Lockdown für Ungeimpfte sei richtig, diese Maßnahme allein sei aber "zu spät gekommen". Ein Volllockdown in Hochinzidenzgebieten sei der einzige Weg.
"Überall" Maskenpflicht im öffentlichen Raum
In allen Bundesländern hätte schon früher eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum eingeführt werden sollen – "und zwar überall". "Die Maske ist der Wellenbrecher bei einer schweren Infektion, die hauptsächlich durch Tröpfchenärosole übertragen wird." Tragen zwei Menschen beim Gespräch eine Maske richtig, "ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich den infizieren kann praktisch null".
Politik muss endlich mit Maßnahmen anfangen
"Wir müssen jetzt endlich aus dieser Vollkasko-Mentalität, die man den Menschen über Jahre anerzogen hat, herauskommen", verlangt der Intensivmediziner eindringlich. Man komme aus der jetzigen Situation nur heraus, in dem man "Maßnahmen trifft, die wahrscheinlich manchen sehr unangenehm sind, aber es geht nicht anders. Die Politik sollte endlich damit anfangen". Wenn die Politik in Österreich etwas beschließe, gebe es immer irgendwelche Interessensvertretungen, die dagegen seien, obwohl sie "überhaupt keine Verantwortung" tragen würden. Solidarität mit anderen sei etwas, "was heute massiv fehlt".
Kein Schifahren und Punschtrinken
Mit der aktuellen Situation lasse sich "ganz sicher nicht" vereinbaren, dass man noch immer über Punschtrinken und Schifahren rede. Dass Junge noch immer Corona-Partys feiern, weil sie sich infizieren wollen, sei "ein Wahnsinn". Dass die Politik jetzt noch streite, dürfe nicht sein. "Dass das schlecht ausgeht", sei kein Wunder.
Zusammenfassung
- Intensivmediziner-Präsident Walter Hasibeder schildert unhaltbare Zustände in den Intensivstationen und verlangt, dass die Politik endlich zu streiten aufhört und unangenehme und unvermeidliche Maßnahmen setzt. Man müsse überall Masken tragen und Hochinzidenz-Bundesländer in den vollen Lockdown schicken.