In Schottland läuft "größte Nessie-Suche seit Jahrzehnten"
Tagsüber sollten Boote mit spezieller Technik wie einem Hydrophon - einer Art Unterwassermikrofon - über den bis zu 230 Meter tiefen Loch Ness kreuzen. Auch der Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkameras war geplant. Nach Angaben der Organisatoren - der Touristenattraktion Loch Ness Centre und der Freiwilligengruppe Loch Ness Exploration - ist es die systematischste Suche seit 1972.
Schon seit Jahrhunderten werden immer wieder Sichtungen einer merkwürdigen Kreatur gemeldet. Dabei dürfte es sich aber nach menschlichem Ermessen nicht um einen Saurier oder eine andere Urzeitgestalt handeln. Vermutungen reichen von Robben über sehr große Welse bis hin zu Schweinswalen. "Es ist etwas Fischähnliches, vielleicht eine Amphibie", meinte indes Roland Watson, der über den Mythos bloggt, am Samstag.
Projektleiter Alan McKenna betonte im Ort Drumnadrochit: "Das Monster zu finden wäre nett. Aber es geht darum, den See zu verstehen." So plant die Gruppe den Aufbau einer Audiothek, in der alle Töne und Geräusche aus dem See aufgezeichnet sind. Das werde Jahre dauern, betonte McKenna.
Das Örtchen an der Westseite des Sees ist das Zentrum des Nessie-Tourismus. Hier berichtete 1933 die Hotelmanagerin Aldie Mackay, sie habe eine "walähnliche Kreatur" gesehen - ein Bericht der Lokalzeitung "Inverness Courier" löste den Hype aus. Längst ist Nessie wohl die prominenteste Tourismusbotschafterin von Schottland. In Mackays Hotel befindet sich heute das Loch Ness Centre, das erst jüngst nach millionenschwerer Renovierung mit einer großen Ausstellung über Nessie wiedereröffnete - und nun die Suche gemeinsam mit der Loch Ness Exploration mitfinanziert.
Also ist die Suche eine PR-Aktion? Das wies McKenna zurück. Klar, der Rummel für sein Projekt schade nicht, räumte er ein. Aber ihm gehe es vor allem um die Wissenschaft. "Es geht nicht darum, Nessies Existenz zu beweisen." Vielmehr gebe es im See noch so viel, das man nicht kenne und verstehe - nicht nur ein mögliches Ungeheuer.
Tatsächlich gibt es seit Jahrzehnten immer wieder mysteriöse Sichtungen, erst im Juni publizierte die Zeitung "Daily Telegraph" das Foto eines französischen Touristen. Es zeigt bei wolkenlosem Himmel einen großen dunklen Schatten im See, der sich minutenlang knapp unter der Oberfläche bewegt habe, bevor er plötzlich verschwunden sei. Das "Offizielle Register der Loch-Ness-Monster-Sichtungen" zählt 1149 Berichte - vom Mönch Columban im Jahr 565 nach Christus bis heute.
Blogger Watson machte erst vor drei Jahren eine unerklärliche Beobachtung, wie er erzählte. Er habe einen lauten Platsch gehört, und als er sich umdrehte, sei eine große Wasserfontäne auf den See gestürzt. Die Quelle habe er nicht mehr sehen können. Aber es sei kaum möglich, dass lediglich ein großer Fisch eine solche Reaktion ausgelöst habe. Andere Vermutungen reichen von Schweinswalen oder Delfinen - sehr unwahrscheinlich, weil der Zufluss zu seicht ist - über Robben (werden immer mal wieder gesehen), Otter ("wenn sie hintereinander schwimmen, bilden sie viele kleine Buckel", sagt Watson) bis zu großen Welsen oder Lachsen.
Zusammenfassung
- "Lebt im Loch Ness wirklich ein Seeungeheuer?"
- - Angesichts dieser drängenden, wenn auch nicht sehr wissenschaftlich fundierten Frage hat in Schottland am Samstag die vermutlich größte Suche nach dem legendären "Nessie" seit Jahrzehnten begonnen.
- Nach Angaben der Organisatoren - der Touristenattraktion Loch Ness Centre und der Freiwilligengruppe Loch Ness Exploration - ist es die systematischste Suche seit 1972.
- Das wies McKenna zurück.