19 Monate nach Putsch: Gabun wählte neues Staatsoberhaupt
Oligui (50) war vor 19 Monaten nach dem Staatsstreich zum Übergangspräsidenten ernannt worden. Bongo war 2009 nach dem Tod seines Vaters Omar an die Macht gekommen, der die Geschicke Gabuns fast 42 Jahre lang gelenkt hatte. Opposition und Armee warfen der Bongo-Dynastie Korruption und schlechte Regierungsführung vor.
Am Samstag waren nun 920.000 Menschen dazu aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Wichtigster Gegenkandidat ist der frühere Premierminister Alain Claude Bilie-By-Nze. Insgesamt treten sieben Männer und eine Frau an. Mit Ergebnissen wird in den kommenden Tagen gerechnet. Den Wahlkampf hatte Oligui aber stark dominiert, Plakate seiner Kontrahenten waren in der Hauptstadt Libreville nicht zu sehen.
Bereits vor der Eröffnung bildeten sich an einigen Wahllokalen in Libreville lange Schlangen. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben des Innenministeriums bei gut 87 Prozent. Oligui betonte, die Abstimmung sei "transparent" und "friedlich" verlaufen. Wahlbeobachter gaben jedoch an, ihnen sei an mehreren Orten der Zugang zu Wahllokalen verwehrt worden.
Viele Menschen in Gabun erhoffen sich von der Wahl einen Neuanfang. "Ich hatte kein Vertrauen in die frühere Regierung", sagte etwa der 30-jährige Aurele Ossantanga Mouila, der zum ersten Mal seine Stimme abgab. Das erdölreiche, aber hochverschuldete Land steht jedoch nicht nur vor der Herausforderung eines demokratischen Übergangs, sondern muss zudem Infrastrukturmängel, überbordende Bürokratie und Stromausfälle bewältigen.
Putsch war von vielen als Befreiung gefeiert worden
Der Bongo-Familie, die die frühere französische Kolonie in Zentralafrika seit 1967 regierte, wird massive Korruption vorgeworfen. Viele der rund 2,5 Millionen Gabuner, die trotz des Rohstoffreichtums des Landes großteils in Armut leben, hatten den Putsch als Befreiung von einer Kleptokratie gefeiert. Nach Angaben der Weltbank sind fast 40 Prozent der jungen jungen Leute arbeitslos.
Die neue Verfassung des Landes sieht für den Präsidenten eine Amtszeit von sieben Jahren vor, die einmal verlängert werden kann. Gegner warfen Nguema vor, sich an der Macht halten zu wollen. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur werden auch Wahlbeobachter aus der EU vor Ort sein.
Afrika hat seit 2020 neun verfassungswidrige Machtübernahmen durch das Militär erlebt, fast alle davon in früheren französischen Kolonien in West- und Zentralafrika. In Mali, Burkina Faso, dem Niger und Guinea regieren seitdem Militärräte mit Übergangsregierungen, die noch keine Wahlen angesetzt haben.
Zusammenfassung
- Eineinhalb Jahre nach einem Militärputsch in Gabun haben die Menschen in dem westafrikanischen Land am Samstag einen neuen Präsidenten gewählt. Als aussichtsreichster Kandidat galt Übergangspräsident Brice Oligui Nguema, der im August 2023 als General den unblutigen Putsch gegen seinen Cousin, den langjährigen Staatschef Ali Bongo, angeführt hatte. "Ich bin sehr zuversichtlich. Möge der Beste gewinnen", so Oligui in seinem Wahllokal. Das Wahlergebnis wird am Montag erwartet.