APA/APA (Archiv)/BARBARA GINDL

Gewessler beharrt trotz Kritik auf Plan gegen Plastikmüll

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) hält trotz erneuter Kritik vonseiten des Regierungspartners ÖVP an ihrem "3-Punkte-Plan" gegen Plastikmüll fest. Man werde den Koalitionspartner noch von einer Herstellerabgabe auf Plastikverpackungen überzeugen, meinte die Ministerin am Donnerstag. Zudem soll ein Einwegpfandmodell bis Ende des Jahres stehen und die Mehrwegquote bei Getränkeverpackungen bis 2030 auf 55 Prozent gesteigert werden.

"Derzeit fallen jährlich 900.000 Tonnen an Plastikmüll an. Im folgenden Jahr werden es laut Schätzungen des Umweltbundesamts bereits eine Million Tonnen sein", zeigte Gewessler die Ausmaße der "Plastikflut" in Österreich auf. Dabei betrage die Recyclingquote hierzulande lediglich 25 Prozent. Die Mehrwegquote bei Verpackungen liege mit 19 Prozent noch niedriger. Viele Kunststoffverpackungen werden unsachgemäß in der Natur entsorgt und sorgen damit nicht nur bei Gemeinden für Millionenausgaben, sondern gefährden durch die Verunreinigung von Böden und Gewässern auch Mensch und Tier.

"Kunststoff ist grundsätzlich ein sehr wertvoller Werkstoff, aber es hat eine Fehlentwicklung eingesetzt, die bekämpft werden muss", sagte die Umweltministerin. Konkret soll der Anteil an Mehrweggetränkeverpackungen im österreichischen Einzelhandel über eine Mehrwegquote gesteigert werden. Bis 2030 soll der Anteil stufenweise auf 55 Prozent erhöht werden. "Damit schaffen wir Wahlfreiheit für die Konsumenten", erklärte Gewessler. Im Jahr 1995 betrug die Mehrwegquote noch 80 Prozent.

Zudem sieht der "3-Punkte-Plan" der Umweltministerin ein Einwegpfandmodell vor, um in Zukunft die Sammelquoten von Plastikflaschen und Dosen zu erhöhen. Dieses werde gerade gemeinsam mit Getränkeherstellern, Sammel- und Verwertungsbetrieben, dem Handel und der Zivilgesellschaft erarbeitet. Bis Ende des Jahres solle das Modell stehen, kündigte die Ressortchefin an.

Der Umweltsprecher des Regierungspartners ÖVP, Johannes Schmuckenschlager, kritisierte am Mittwoch in der "Aktuellen Stunde" des Nationalrats die dritte geplante Maßnahme der Umweltministerin: eine Herstellerabgabe in Höhe von durchschnittlich 80 Cent pro Kilogramm auf in Verkehr gebrachte Plastikverpackungen. Darauf angesprochen zeigte sich Gewessler gelassen: "Große Veränderungen lösen immer Gesprächsbedarf aus. Ich bin überzeugt, den Koalitionspartner noch überzeugen zu können." Gespräche seien am Laufen.

Währenddessen verursacht fehlgeleitetes Plastik Probleme in der Tierwelt. Bei etwa fünf Prozent der Sektionen von Rindern werde Silofolie als Todesursache festgestellt, erklärte der Tierarzt Rudolf Winkelmayer. Sehr problematisch sei auch das Auftreten von zerhäckselten Weißblechdosen in Rinderkörpern. "Diese spitzen Gegenstände stechen bis in den Herzbeutel der Tiere. Hier wirken auch keine verabreichten Pansenmagneten, die Eisenteile sammeln sollen", sagte Winkelmayer.

Auch im Menschen wurde Mikroplastik bereits nachgewiesen. Dieses gelangt über die Nahrung oder die Atemluft in den Körper. Die meisten Mikroplastikteilchen werden wieder ausgeschieden, doch manche können in Zellen oder Organe vordringen. "Was sie da drinnen tun, ist noch nicht klar. Es scheint aber plausibel, dass sie unserer Gesundheit schaden", erklärte der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter. Er plädierte trotz der Forschungslücken, die Problematik noch deutlich ernster zu nehmen als bisher. "Man darf nicht länger dabei zusehen, wie Plastik in die Umwelt getragen wird. Die Probleme summieren sich", so Hutter.

ribbon Zusammenfassung
  • Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) hält trotz erneuter Kritik vonseiten des Regierungspartners ÖVP an ihrem "3-Punkte-Plan" gegen Plastikmüll fest.
  • Man werde den Koalitionspartner noch von einer Herstellerabgabe auf Plastikverpackungen überzeugen, meinte die Ministerin am Donnerstag.
  • Zudem soll ein Einwegpfandmodell bis Ende des Jahres stehen und die Mehrwegquote bei Getränkeverpackungen bis 2030 auf 55 Prozent gesteigert werden.