Daten-Auswertung fehlt
AUA-Hagelflug: Ermittlungen gegen Untersuchungsleiterin
Auch über neun Monate nach dem AUA-Hagelflug ziehen sich die Ermittlungen. Erst Ende März wurden der Flugdatenschreiber und der Cockpit-Voice-Recorder der Maschine sichergestellt.
Bis dahin hatte die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) beides nicht ausgehändigt. Dass die Daten des Voice-Recorders im Strafakt weiterhin fehlen, sei für Passagier-Anwalt Wolfang List "unerklärlich", sagte er am Freitag im Ö1-Morgenjournal.
List hat bereits zuvor die SUB-Leiterin sowie weitere Mitarbeiter:innen angezeigt. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt nun, berichtete das Ö1-Morgenjournal. Es gebe einen "Anfangsverdacht".
Leiterin nicht mehr mit Fall betraut
Das Verkehrsministerium, in dem die SUB angesiedelt ist, teilte gegenüber Ö1 mit, dass die Leiterin "zwischenzeitlich aus eigenen Stücken und in Abstimmung mit dem Ministerium die von den Ermittlungen betroffenen Verfahren abgegeben" habe. Genauso hätten es auch die anderen Verdächtigen getan.
Erst vor wenigen Tagen gab es einen neuen Zwischenbericht des SUB zu dem Vorfall. List bemängelt, dass erneut nicht die Rede von einem "Unfall", sondern von einem "incident", also einem Vorfall, die Rede gewesen sei. Er hinterfragt, warum der Hagelflug nur als "kleine Störung" eingeschätzt werde.
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Der Airbus A320 der AUA war am 9. Juni 2024 auf dem Weg von Palma de Mallorca nach Wien in eine Gewitterzelle und damit in heftige Turbulenzen geraten. Zunächst wurde der Notruf "Mayday" abgesetzt.
Die Maschine landete dennoch sicher am Flughafen Wien-Schwechat, es wurden keine Passagiere verletzt. Die Maschine war allerdings schwer beschädigt.
Laut Austro Control war das Unwetter bekannt. Insofern tat sich die Frage auf, ob die Piloten die Lage unterschätzt hatten. Neben einer internen Untersuchung bat die AUA die SUB um eine externe Prüfung.
Es bleibt abzuwarten, was das Verfahren der Staatsanwaltschaft Wien bringt. Als Nächstes steht die Auswertung des Voice-Recorders und des Flugdatenschreibers an.
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AUA: Höchstes Interesse an Aufklärung
Die Austrian Airlines betonten zudem ihr "höchstes Interesse an einer vollständigen Aufklärung des Vorfalls". Vorwürfe, man wolle die Auswertung des Cockpit-Voice-Recorders und des Flugdatenschreibers verhindern, weise man "aufs Schärfste zurück. Das Gegenteil ist der Fall: Wir haben höchstes Interesse an deren Auswertung, diese soll aber nach geltendem EU-Recht und nationalem Recht erfolgen, geregelt in der EU-Verordnung 996/2010", wurde seitens der AUA betont.
"Demnach ist der ausschließliche Zweck der Untersuchung die Erhöhung der Flugsicherheit im Sinne der 'just culture'."
Die Informationen seien daher "geschützt und grundsätzlich für die Verwendung in der Sicherheitsuntersuchung durch die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) vorgesehen". Das Ziel sei, "aus Vorfällen zu lernen und so zur Erhöhung der Flugsicherheit beizutragen - übrigens ein international etablierter Standard und Prozess", so das Statement der Airline.
Zusammenfassung
- Vergangenen Juni geriet eine AUA-Maschine in ein Hagel-Unwetter. Verletzt wurde niemand, die Cockpit-Nase wurde aber demoliert.
- Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien gegen genau jene Untersuchungsstelle, die eigentlich mit der Aufklärung des Vorfalls betraut war.
- Das Verkehrsministerium, in dem die SUB angesiedelt ist, teilte gegenüber Ö1 mit, dass die Leiterin "zwischenzeitlich aus eigenen Stücken und in Abstimmung mit dem Ministerium die von den Ermittlungen betroffenen Verfahren abgegeben" habe.