Ukrainische Armee berichtet von schweren Kämpfen im Donbass
Die Militärangaben waren nicht unabhängig überprüfbar. Aber auch der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj berichtete dem NATO-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli am Telefon, Russland habe seine Angriffe verdreifacht. Er sprach von bis zu 80 Angriffen täglich. Die Lage an der Front sei "angespannt, aber unter Kontrolle", teilte Saluschnyj am Donnerstag auf Telegram mit.
Gegen die ukrainischen Stellungen in Bachmut im Gebiet Donezk laufen russische Truppen, vor allem die Söldnergruppe Wagner, seit Monaten an. Awdijiwka wenige Kilometer nördlich von Donezk ist seit 2014 Frontstadt. Die russischen Truppen und Einheiten der von Moskau kontrollierten Separatisten haben dort in acht Monaten Krieg nur kleine Geländegewinne erzielen können.
Angesichts der heftigen Gefechte geht der ukrainische Generalstab seit Tagen von hohen russischen Verlusten aus und spricht von täglich mehreren Hundert Toten. Militärexperten in Kiew sagten, selbst wenn die Zahlen zu hoch seien, sagten sie etwas über Verluste unter den frisch an die Front geworfenen russischen Reservisten aus.
Die Großstadt Saporischschja wurde nach Angaben der Gebietsverwaltung in der Nacht mit russischen Raketen aus dem Flugabwehrsystem S-300 beschossen. Über dem Gebiet Dnipropetrowsk gelang es den Ukrainern nach eigenen Angaben, acht russische Drohnen iranischer Bauart abzuschießen. Eine solche Drohne wurde auch über dem Gebiet Lwiw im Westen des Landes abgefangen.
Laut der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform kam es in der Nacht auf Freitag zum Beschuss von Mykolajiw und der umliegenden Region. S-300 Geschütze hätten Lagerhäuser, Verwaltungs- und Wohngebäude beschädigt, hieß es unter Berufung auf die Regionalverwaltung von Mykolaijiw. Opfer habe es dabei keine gegeben. Die ukrainische Armee hatte zuvor von heftigen russischen Attacken in einigen Regionen berichtet.
Laut Oberkommandanten Saluschnyj hält das ukrainische Militär die Verteidigung "durch Mut und Geschicklichkeit" aufrecht. Die Moral in der russischen Armee soll laut Informationen aus London niedriger sein. Nach Einschätzung der britischen Regierung habe Russland im Krieg gegen die Ukraine Einheiten im Einsatz, die die eigenen Soldaten an Rückzug und Fahnenflucht hindern sollen. "Wegen niedriger Moral und Scheu vor dem Kampf haben die russischen Streitkräfte wohl begonnen, 'Barrieretruppen' oder 'blockierende Einheiten' einzusetzen", hieß es am Freitag in einem Bericht des Verteidigungsministeriums in London. Diese Einheiten drohten damit, Soldaten auf dem Rückzug zu erschießen, um Offensiven zu erzwingen. Ein solches Vorgehen sei auch aus früheren Konflikten bekannt.
Russische Generäle seien wohl darauf aus, Stellungen bis zum Tod zu halten, so die Mitteilung weiter. "Die Taktik, Deserteure zu erschießen, ist wahrscheinlich ein Beleg für die geringe Qualität, niedrige Moral und schlechte Disziplin der russischen Streitkräfte." Am Freitag berichtete die staatliche Nachrichtenagentur RIA, dass der Russlands Präsident Wladimir Putin ein Gesetz unterzeichnet habe, das die Einberufung von Schwerverbrechern ermögliche. Ausgenommen seien Personen, die wegen sexuellen Kindesmissbrauchs, Verrats, Spionage oder Terrorismus verurteilt wurden.
Zusammenfassung
- Schwerpunkte seien die Städte Bachmut und Awdijiwka, sagte Serhij Tscherewatyj, Sprecher der Armeegruppe im Osten des Landes, im ukrainischen Fernsehen.
- Die Militärangaben waren nicht unabhängig überprüfbar.
- Gegen die ukrainischen Stellungen in Bachmut im Gebiet Donezk laufen russische Truppen, vor allem die Söldnergruppe Wagner, seit Monaten an.
- Die Moral in der russischen Armee soll laut Informationen aus London niedriger sein.