Ein Monat nach Explosion in Beirut: Hoffnung auf Überlebende
Ein Monat nach der verheerenden Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut haben Rettungskräfte noch immer leise Hoffnung, unter einem eingestürzten Haus einen Überlebenden zu finden. Bei der fieberhaften Suche wollen sie über drei Tunnel durch die Trümmer zu dem Opfer gelangen. Letzte Erkenntnisse dämpften am Freitag die Hoffnungen.
Bisher könne weder bestätigt noch ausgeschlossen werden, dass dort noch ein Verschütteter sei, sagte der Leiter des chilenischen Rettungsteam "Topos" ("Maulwürfe"), Francisco Lermanda, am Freitagabend. Mit einem Kran, Schaufeln und Händen räumten die chilenischen und libanesische Einsatzkräfte den ganzen Freitag über die Trümmer des Hauses weg. "Wir werden unsere Arbeit fortsetzen, bis wir die Präsenz einer Person bestätigen oder ausschließen können", sagte Lermanda.
Am Abend gedachte die Stadt mit einer Schweigeminute und Mahnwache der Opfer der Katastrophe. Viele Menschen hielten um 18.07 Ortszeit (17.07 MESZ) - dem Zeitpunkt der Detonation - für eine Minute inne. Autos stoppten. Im Hafen gaben Soldaten der Armee Salutschüsse ab. Geistliche verschiedener Religionen des multikonfessionellen Landes beteten im Beisein von Angehörigen für die Opfer. Glocken läuteten.
Lermanda zufolge hatte am Vortag zunächst der Suchhund "Flash" Geruch bemerkt, der auf einen Menschen unter den Trümmern hinweisen könnte. Mit Hilfe von Ortungsgeräten sei eine "sehr schwache Atmung" ausgemacht worden, "anfangs zwischen 18 und 20 Atemzügen pro Minute". Spezialisten zufolge liege die Person in etwa drei Meter Tiefe.
Der Suchhund "Flash" habe während einer Inspektionstour in dem Gebiet plötzlich angeschlagen und sei zu dem Gebäude gelaufen, sagte Eddy Bitar, Mitbegründer der libanesischen Initiative "Live Love Beirut", die die Rettungsarbeiten unterstützt. Viele Libanesen feierten das Tier in den sozialen Medien als Helden.
Aufnahmen eines Laserscanners von zwei verschütteten Räumen dämpften am Freitag jedoch die Hoffnung, nach dieser langen Zeit tatsächlich noch einen Überlebenden zu finden. "Alles, was wir sehen können, ist Schutt", sagte ein Experte dem libanesischen Sender LBCI. "Wenn jemand hier wäre, dann wäre das ziemlich klar." Es handle sich dabei aber nur um ein vorläufiges Ergebnis.
"Wir hoffen auf ein Wunder", sagte eine Frau, die in der Nachbarschaft lebt und die Rettungsarbeiten verfolgte. Journalisten und andere Beobachter wurden am Freitag mehrfach gebeten, ihre Mobiltelefone auszuschalten, damit ein Ortungsgerät des chilenischen Rettungsteams nicht gestört wird.
Das einst dreistöckige Gebäude, in dessen Erdgeschoß eine Bar war, liegt nur wenige Hundert Meter vom Explosionsort im Hafen entfernt. Die oberen Etagen des Hauses sind größtenteils eingestürzt.
Bei der Explosionskatastrophe am 4. August waren mindestens 190 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 6.000 verletzt worden. Der Hafen und große Teile der umliegenden Wohngebiete wurden massiv zerstört. Bis zuletzt wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums noch sieben Menschen vermisst.
Zusammenfassung
- Ein Monat nach der verheerenden Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut haben Rettungskräfte noch immer leise Hoffnung, unter einem eingestürzten Haus einen Überlebenden zu finden.
- Bei der fieberhaften Suche wollen sie über drei Tunnel durch die Trümmer zu dem Opfer gelangen.
- Mit einem Kran, Schaufeln und Händen räumten die chilenischen und libanesische Einsatzkräfte den ganzen Freitag über die Trümmer des Hauses weg.