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Ein Mensch pro Tag in Österreich bei Wildunfällen verletzt

Jeden Tag wird in Österreich im Schnitt ein Mensch bei Wildunfällen im Straßenverkehr verletzt, pro Jahr ist etwa ein Todesopfer zu beklagen, berichtete Christian Schimanofsky vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz. Durch den Klimawandel verändere sich das Verhalten der Tiere, sie würden in Zukunft öfter die Verkehrswege kreuzen. Wildwarngeräte sollen sie von dort fernhalten und achtsames Fahren könne Zusammenstöße vermeiden.

Die meisten Wildunfälle passieren im Osten des Landes, so Schimanofsky. "Niederösterreich führt das Ranking der Bundesländer bei den Wildunfällen an", sagte der dortige Landesjägermeister (und ehemalige Vizekanzler sowie Minister) Josef Pröll. In diesem Bundesland gab es in den vergangenen fünf Jahren 39 Prozent der Wildunfälle, obwohl es nur 23 Prozent der Bundesfläche hat. Gründe dafür seien etwa eine starke Zerschneidung der Lebensräume der Tiere durch Straßen, und dass in Niederösterreich sehr viele Tagespendler vor allem in den "sensiblen Morgen- und Abendstunden unterwegs sind", erklärte Pröll.

Insgesamt kommen in Österreich jedes Jahr mehr als 73.000 Wildtiere im Straßenverkehr zu Schaden, sagte Schimanofsky. Am häufigsten trifft es Rehe (55 Prozent) und Hasen (26 Prozent). Die Experten erwarten ein Ansteigen der Wildunfall-Gefahr durch den Klimawandel. "Bei langen Trockenzeiten müssten die Tiere zum Beispiel längere Wege zu Wasserstellen und wasserhältigen Pflanzeninseln gehen", so der Jägermeister. Dadurch würden sie vermehrt Straßen kreuzen.

In Niederösterreich habe man mittlerweile Landstraßen entlang von 1.870 Kilometern mit Wildwarnreflektoren und -geräten ausgestattet, berichtete Pröll. Dies entspreche ungefähr der Strecke von Wien bis Barcelona. "Damit konnte man die Unfallhäufigkeit mit Wildtieren in manchen Revieren um bis zu 70 Prozent reduzieren", sagte er.

Wildwarnreflektoren lenken das Scheinwerferlicht von Fahrzeugen in Richtung Wald oder Feld. Dies soll Tiere von der Straße fernhalten, genauso wie Geräte, die Piepstöne abgeben, wenn sie von Scheinwerfern angeleuchtet werden.

Vermeiden könne man Unfälle freilich am besten, indem man konzentriert mit angepasster Geschwindigkeit fährt, erklärte Schimanofsky: "Wenn man ein Wildtier am Straßenrand sieht, muss man bedenken, dass ein Ausweichmanöver immer ein großes Risiko darstellt". Dann könne es passieren, dass man mit einem Baum oder anderen Fahrzeug zusammenstößt, oder im Straßengraben landet. Deshalb sollte man vor allem die Scheinwerfer abblenden, um das Tier nicht zusätzlich zu verschrecken, stark bremsen und das Lenkrad gut festhalten.

Kommt es zu einem Zusammenstoß, ist immer die Polizei zu verständigen, so Pröll: "Das gilt auch, wenn das Tier danach flüchtet". Zuvor sollte man sich freilich um verletzte Personen kümmern und bei Bedarf die Rettung rufen. Keinesfalls dürfe ein im Straßenverkehr getötetes Wildtier "eingepackt und mitgenommen werden", sagte er.

ribbon Zusammenfassung
  • In Österreich wird täglich im Durchschnitt eine Person bei Wildunfällen verletzt, und jährlich gibt es etwa ein Todesopfer. Der Klimawandel führt dazu, dass Tiere häufiger Straßen überqueren, was das Risiko solcher Unfälle erhöht.
  • Niederösterreich verzeichnet die meisten Wildunfälle im Land, mit 39% der Vorfälle, obwohl es nur 23% der Landesfläche ausmacht. Dies liegt unter anderem an der starken Zerschneidung der Lebensräume durch Straßen.
  • Jährlich kommen über 73.000 Wildtiere im Straßenverkehr zu Schaden, wobei Rehe und Hasen am häufigsten betroffen sind. Wildwarnreflektoren haben in Niederösterreich die Unfallhäufigkeit um bis zu 70% reduziert.